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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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rutschte ich in einer Schlammpfütze aus und klammertemich, bevor ich zu Fall kommen konnte, an den Arm einer neben mir stehenden jungen Frau mit rotem Gesicht und einem Wäschesack über der Schulter.
    »He«, schrie sie und schlug meine Hand weg. »Vergreif dich bloß nicht an meinen Sachen!«
    »Ich wollte mich nur festhalten, um nicht zu stürzen, Madam«, sagte ich. »Ich bitte um Verzeihung.«
    Die Wäscherin knickste spöttisch. »Aber nein, Milady,
ich
muss um Verzeihung bitten.«
    Jemand lachte. Ein paar Leute drehten die Köpfe.
    Ein Strom fauligen heißen Atems streifte meinen Hals, und im selben Augenblick umschlangen mich von hinten zwei Arme. Ich versuchte dem Griff zu entkommen, schaffte es aber nicht.
    »Na, Schätzchen?«
    Ich zog und zerrte, um loszukommen. »Nehmt sofort Eure Hände weg«, herrschte ich den Fremden an.
    Als er mich herumriss, sah ich einen grobschlächtigen Mann vor mir, der mindestens einen Kopf größer war als ich. Ein speckiger Bart verbarg den größten Teil seines Gesichts bis auf die hervorquellenden Augen und eine schiefstehende Nase.
    »Gefall ich dir nicht?« Grinsend drückte er mich an sich und sabberte mir auf die Stirn, viel zu betrunken, um meinen Mund zu finden.
    Ich kämpfte meinen Ekel nieder und sagte ruhig: »Sir, ich bin hergekommen, um für das Seelenheil der armen Lady zu beten. Wollt Ihr Euch nicht anschließen? Wir können gemeinsam beten.«
    Das freche Grinsen trübte sich. Ich wusste, dass ich etwas angerührt hatte. Selbst die gottlosesten Rüpel suchen auf Bitten ihrer Ehefrauen oder ihrer Mütter sonntags das Gebet in der Kirche.
    Aber dann kreischte die Wäscherin: »Na los, nimm sie dir! Worauf wartest du?«
    Und der Mann packte mich beim Arm. Ich versuchte, mich seinem Griff zu entwinden. Es sammelten sich Leute um uns, aber keiner gebot ihm Einhalt. Keiner half mir. Ich holte aus und trat ihn vors Schienbein. Die Gaffer lachten.
    Er schlug zu. Es war ein schlecht gezielter Schlag, aber doch sokraftvoll, dass ich rückwärts taumelte. Sofort setzte er nach und warf sich auf mich, und unter seinem schweren Körper wurde mir alle Luft aus der Lunge gepresst. Eine Hand umfasste meine beiden Handgelenke und hielt sie über meinem Kopf fest. Die andere packte mich um die Taille und kroch höher und höher. Ich wehrte mich mit aller Kraft, aber es half nichts.
    Zehn Jahre,
schoss es mir durch den Kopf.
Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her.
    Männer und Frauen rückten enger um uns zusammen und stießen einander lachend an. Ich schloss die Augen, während ich immer tiefer im Morast von Smithfield versank.

Kapitel 3
    Ich wollte nur noch sterben. Ich betete um einen schnellen Tod, das Einzige, was mich noch retten konnte, als ich einen Schlag spürte, einen dumpfen Aufprall, den schmerzenden Stoß eines Knies gegen meinen Oberschenkel, dann nichts mehr. Ich war frei. Vorsichtig öffnete ich die Augen, sah Männer, die laut fluchend miteinander rangen.
    Mit zitternden Gliedern richtete ich mich halb auf und kroch auf allen vieren aus dem Kreis der Umstehenden heraus, bevor ich aufstand. Jemand packte mich beim Arm und begann, mich mit sich zu ziehen.
    »Nein! Nein! Loslassen!«, schrie ich.
    »Ich muss Euch von hier wegbringen.« Ich blickte auf, als ich die Stimme hörte. Das war nicht der gemeine Mensch, der mich überfallen hatte; dieser Mann war jung und schlank gewachsen, mit kurz geschnittenem hellbraunen Haar.
    »Wo sind Eure Leute?«, fragte er. »Habt Ihr Euch verlaufen?«
    »Ich lasse mich nicht von Euch verhören. Lasst mich in Ruhe!«
    »Ihr wollt in Ruhe gelassen werden?« Er begann zu lachen. Aberer lachte zu meiner Verblüffung nicht wie ein junger Rüpel, sondern wie ein zynischer alter Mann. »Ich habe Euch
gerettet
. Ich habe Euch diesen Kerl vom Leib geschafft und ihn verjagt. Habt Ihr das nicht gesehen?«
    »Ich habe gar nichts gesehen.«
    »Dann müsst Ihr mir einfach glauben, Miss. Ich möchte Euch helfen.« Seine Worte klangen aufrichtig. Er holte eine Flasche Wasser aus der einen Tasche und ein Taschentuch aus einer anderen und feuchtete es an. »Vielleicht möchtet Ihr Euch das Gesicht säubern.«
    Ich nahm das Tuch und drückte es an meine Wange. Die kühle Feuchtigkeit wirkte stärkend. Ich wischte mir Stirn und Wangen, wusch Speichel, Schmutz, Schweiß und die Blutspritzer des geschlachteten Huhns ab.
    »Danke Euch, Sir.« Ich reichte ihm das Tuch zurück. »Danke für Eure Hilfe.« Statt nun zu gehen, wie ich es von ihm

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