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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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ich hinaus, rannte quer über das Gelände, dann durch den Stall, am schlafenden Stallknecht vorbei und zur Türhinaus. Meine größte Sorge war, vorn am Torhäuschen abgefangen zu werden, wo unser Pförtner manchmal einen Wachmann aufstellte. Um dort nicht vorbeizumüssen, stieg ich an einer niedrigen Stelle über die Mauer und lief durch das feuchte Gras den Hang hinauf zum Klosterweg, der durch den Wald zur Hauptstraße führte.
    Wolken verdeckten den Mond, es war stockfinster auf dem Weg unter den Bäumen. Nur die Stimmen der Nachttiere, die sich von mir nicht stören ließen, waren zu hören. Es war, als liefe ich durch die Reihen eines undisziplinierten Chors, in dem Grillen und andere schrill lärmende Insekten die Sopranpartien sangen, während Kröten und Eulen die Bassbegleitung lieferten. Ihr unbekümmertes Musizieren konnte mich nicht erfreuen. Ich war in einer todernsten Angelegenheit unterwegs und fühlte mich, so lächerlich es klingen mag, von ihnen verhöhnt. Ich war froh, als ich die Hauptstraße erreichte und sah, dass der Himmel im Osten schon hell wurde. Bald würde der ausgelassene nächtliche Chor schweigen.
    Gegen ein Paar zierlicher Ohrgehänge half mir der Flusswächter von Hedge House Wharf in ein Boot. »Ich hoffe, die junge Dame weiß, was sie tut«, brummte er. Ich gab keine Antwort. Als das Boot ablegte und den Darent hinunter an den Fischerhütten vorbeiglitt, glaubte ich, ganz schwach die Glocken des Klosters zum ersten Gebet läuten zu hören, aber vielleicht bildete ich es mir auch nur ein.
    Zu Fuß braucht man von Dartford nach London einen Tag, zu Pferd zwei Stunden und mit dem Boot mehr als vier. Der Darent sucht sich seinen Weg zur Themse in zahlreichen Schleifen und Windungen. Kaum jemand würde diese Route wählen, um nach London zu reisen. Aber ich fürchtete, im Dorf beobachtet zu werden, wenn ich dort versuchte, ein Fahrzeug zu mieten. Ich musste lange genug spurlos verschwunden bleiben, um meinen Plan ausführen zu können.
    Schon bald nach der Abfahrt begann Regen auf den Fluss zu prasseln, und der Bootsmann warf mir eine Plane zu. Der Letzte, der darunter Zuflucht gesucht hatte, hatte Salzhering gegessen, ich konnte es noch riechen. Die Welt versank in einem kalten, weißen Nebel, in dem kaum noch etwas zu erkennen war. Das Geräusch des Regens und das rhythmische Schnaufen des Mannes, der hinter mirdie Ruder durch das graue Wasser zog, waren die einzige Begleitung. Ich holte mein Kruzifix und meinen Rosenkranz aus Holzperlen aus der Tasche und begann zu beten.
    Margaret, ich komme. Ich verlasse dich nicht.
    Nach einer Weile riss der Nebel auf, und ein trüber Himmel zeigte sich. Als der Fluss sich mit der viel breiteren Themse vereinigte, gesellten sich andere Boote zu uns, kleine wie große. Hier und dort riefen die Flussschiffer meinem Fährmann anzügliche Bemerkungen über seine einsame junge Passagierin zu, die ich, über meinen Rosenkranz gebeugt, zu ignorieren versuchte. Sobald wir ein gutes Stück südlich der London Bridge anlegten, sprang ich aus dem Boot und begab mich eilig auf meinen Weg. Meine größte Angst war, mein Ziel nicht rechtzeitig zu erreichen.
    Aber ich hatte es geschafft, ich war tatsächlich vor der Verbrennung in Smithfield angekommen, nur hatte ich keine solche Menschenmengen und keinen solchen Tumult erwartet. Weit und breit sah ich nichts als wogende Massen trinkender, lachender und grölender Leute, zwischen denen ich mich, auf der Suche nach einem Hinweis, wo die Hinrichtung stattfinden würde, mühsam hindurchkämpfte.
    Als ich unversehens auf einen dicht geschlossenen Kreis johlender Männer stieß, begann mein Herz schneller zu schlagen. Ich drängte vorwärts, um eine Lücke zu finden.
    Aber die Gruppe umringte keinen Menschen, sondern ein flatterndes Huhn, gequält und blutig, mit angsterfülltem Blick, ein Bein an einen Holzpflock gefesselt. Ein pockennarbiger Mann mir gegenüber hielt einen kleinen Holzknüppel über dem Kopf des Vogels gezückt. Mit einem lauten Grunzen holte er aus und schlug zu.
    »Verflucht, was fällt dir ein, du dummer Arsch?«, brüllte der Mann neben mir. Er wischte sich die Blutspritzer, die ihn getroffen hatten, vom Gesicht.
    Der Pockennarbige drängte sich ungerührt in die Mitte des Kreises. »Das ist mein Nachtessen«, grölte er. »Ha, das wird ein Fest!«
    Ich sah an mir hinunter. Mein dunkler Rock war mit frischem rotem Blut befleckt. »Heilige Jungfrau Maria!« Als ich erschrocken zurücksprang,

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