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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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will dir sagen, dass es mir nicht im mindesten Leid tut.
    Ich verstehe nicht, was tut dir nicht Leid?
    Das hier.
    Er sog scharf die Luft ein. Travis. Travis Wilder war da gewesen, und Lady Grace und all die anderen. Aber wo waren sie jetzt? Er musste sie finden, ihnen sagen, dass es ihm gut ging.
    Und was willst du Travis sagen, wenn du ihm gegenüberstehst? Er hat den Ruf des Stiers nicht vernommen – das hat er dir gesagt. Du hast ihn nur aus einem Grund geküsst, du hast geglaubt, dass du stirbst, und du hast geglaubt, du müsstest es ihm niemals erklären. Jetzt bist du hier, lebendig. Selbst wenn du tot bist, bist du ein begriffsstutziger Narr, Beltan von Calasan.
    Er würde sich später überlegen müssen, wie er sich bei Travis für seine Untat entschuldigen sollte. Im Augenblick musste er erst einmal verstehen, wo er war und was mit ihm geschah. Er konnte noch immer den Tod finden.
    Ein Grunzen drang an seine Ohren, übertönte das Surren, das die Luft erfüllte. Der Laut ertönte erneut, diesmal begleitet von einem metallischen Scheppern. Mühsam drehte er den Kopf nach rechts.
    Sein träger Verstand brauchte einen langen Augenblick, bevor er begriff, was er da betrachtete. Heller Eisendraht zog sich in einem rechteckigen Muster über den Rahmen eines großen Kastens, der fast einen Meter über dem Boden stand. Erst als er den sich darin bewegenden Schatten sah, erkannte er, dass es sich um einen Käfig handelte.
    Das darin gefangene Ding kroch an den Rand und schob lange, dunkle, faltige Finger durch die Löcher im Draht. Die Kreatur war groß – fast so groß wie ein Mann. Sie war auch wie ein Mann geformt, nur auf seltsame Weise verzerrt. Sie wies kurze Beine auf und hatte eine Tonnenbrust, ihr Kopf war klein, und das Gesicht ragte hervor. Der nackte Körper war mit schwarzem, strähnigem Haar bewachsen.
    Schrecken machte sich in Beltans leerem Magen breit. War das Ding im Käfig ein Feydrim? Es erinnerte ihn an die grauen, verkrümmten Bestien, die er während der letzten Wintersonnenwende am Runentor abgewehrt hatte. Aber die Feydrim waren wild und mit Reißzähnen ausgestattet gewesen. Ungeheuer, die die böse Magie des Fahlen Königs erschaffen hatte. Doch diese Kreatur schaute ihn mit braunen Augen an, die irgendwie traurig und sogar wissend blickten.
    Das Geschöpf im Käfig breitete die langen, spindeldürren Arme aus. Beltan holte zischend Luft. Ja, er kannte diese Geste. Der Schatten im Grauen Land hatte sie ebenfalls gemacht, der Schatten, der ihn zur Tür geführt hatte. Es war ein Willkommensgruß.
    Das Wesen beobachtete Beltan abwartend. Was wollte es von ihm? Die Steifheit machte es schwer, aber es gelang Beltan, dem Geschöpf zuzunicken.
    »Hallo«, sagte er, beinahe überrascht, dass er einen Laut von sich geben konnte, obwohl es wie die Stimme eines Geiers klang.
    Das Wesen stellte sich hin. Oben gab es zwei Öffnungen, durch die man Essen in den Käfig werfen konnte. Es schob die gekrümmten Hände durch die Öffnungen und streckte die langen Arme heraus. Die Unterseiten waren rasiert. Man konnte leicht die weißen, kreuz und quer verlaufenden Narben erkennen, die sich über die Arme des Wesens zogen.
    Anscheinend versuchte das Ding, ihm etwas mitzuteilen, genau wie zuvor in dem Traum. Aber was? Dann blickte er an seinem eigenen Körper herab und sah die Narben Dutzender verschiedener Wunden, die er während seiner Jahre als Ritter davongetragen hatte.
    Er blickte wieder in die traurigen, intelligenten Augen. Diese Kreatur war so menschenähnlich und war dabei doch kein Mensch. Und es war auch kein Ungeheuer. Beltan fielen wieder die seltsamen Worte ein, die die Stimmen über ihm gesprochen hatten, als sie ihn schlafend geglaubt hatten.
     … unsere Tests haben die Wirkungen … unterscheidet sich nicht sehr von der von Schimpansen …
    Beltan betrachtete die Narben auf den ausgestreckten Armen des Wesens. Einige der Wunden waren noch frisch, die Ränder mit schwarzem Garn zusammengenäht. Ja, sie hatten ihre Experimente an dem Wesen durchgeführt, diesem Schim-Pansi, wie sie ihn genannt hatten. Beltan kämpfte gegen seine Fesseln, aber es war nutzlos. Würden sie auch an ihm Experimente durchführen?
    Der Schim-Pansi zog die Arme zurück in den Käfig und setzte sich. Er sah Beltan nicht länger an. Stattdessen schien er auf eine der Wände zu starren. Beltan folgte seinem Blick.
    Die Wand war mit Gemälden von Knochen bedeckt.
    Beltan runzelte die Stirn, betrachtete die

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