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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Entsetzen stieg in ihm auf. Seit er sich an diesem Ort befand, war er nur in eine Richtung gelaufen. Jetzt wandte er sich mit einer großen Anstrengung von seinem Pfad ab und lief in die Richtung des Schattens.
    Es war unmöglich festzustellen, ob er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Alles sah gleich aus. War er zu weit links? Er dachte daran, kehrtzumachen, dann entschied er sich aber anders. Rechts – er musste nach rechts.
    Hätte er die Richtung drei Schritte früher geändert, hätte er die Tür niemals gefunden. Doch so streifte seine linke Hand etwas Hartes und Festes, als er sich umdrehte. Er blieb stehen, dann streckte er die Hand aus, tastete in der grauen Luft umher, bis seine Finger es schließlich fanden. Es war glatt und fest.
    Die Tür hatte genau die gleiche Farbe wie die Luft. Selbst wenn man unmittelbar davor stand, konnte man sie im Grau der Umgebung kaum erkennen. Nur sein Tastsinn verriet ihm, dass es sich um eine Tür handelte: Rahmen, Türangeln, Riegel. Sie stand allein auf der leeren Ebene.
    Beltan ergriff den Riegel, dann zögerte er. Was lag hinter der Tür? Was war, wenn auf der anderen Seite die gleiche farblose Landschaft wartete? Aber der Schatten war nicht länger da. Er musste durch die Tür gegangen sein.
    Beltan zögerte trotzdem. War das hier nicht der Ort, an den er gehörte? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, warum er das wusste, nur dass er es tat. Er hatte seinen eigenen Vater durch Verrat ermordet, hatte mit dem Dolch zugestoßen, als er ihm den Rücken zuwandte. Was konnte sich für jemanden wie ihn nur auf der anderen Seite der Tür befinden?
    Aber da war doch etwas gewesen. Er konnte sich nicht länger erinnern, was es war, aber es hatte den Anschein, dass da ein Gesicht, eine Stimme, ein Name war. Ein Mann. Ja, hinter dieser Tür war ein Mann, dessen Augen so grau wie dieses Land waren, die aber weder so leer noch so kalt waren. Dieser Mann war auf der Suche – auf der Suche nach ihm.
    Beltan stieß einen wortlosen Schrei aus. Der Schrei war wie ein großes, starrköpfiges Bellen, er wurde zusehends lauter, bis er wie ein Sturmwind war, der durch das Graue Land hallte. Das Gras duckte sich; die Luft erzitterte. Beltan riss die Tür auf, dann warf er sich hindurch.

30
    Im ersten Augenblick glaubte Beltan, noch immer im Grauen Land zu sein. Eine Zeit lang trieb er dahin; vielleicht war er in das Gras gestürzt und löste sich nun langsam in ein Nichts auf. Aber das Licht um ihn herum hatte einen scharlachroten Schimmer, keinen grauen, und es gab Geräusche: ein rhythmisches Surren wie vom Schlagen großer Flügel. Dann schoben sich Schatten vor das Licht, und er wusste, dass er nicht länger in Sindanan war, sondern an einem anderen Ort.
    Es dauerte einige Zeit, bis er begriff, dass der hallende Laut, den er hörte, eine Stimme darstelle. Einer der Schatten sprach.
    »… hier, Doktor. Verglichen mit gestern gibt es eine dreihundertprozentige Steigerung sowohl in den Alpha- als auch in den Thetaregionen. Und er zeigt signifikante REM-Werte. Er ist in einen Traumzustand eingetreten.«
    Die Stimme des Mannes war seltsam grob, und die Worte, die sie sprach, waren seltsam und guttural. Beltan hatte den Eindruck, dass er die Worte eigentlich nicht hätte verstehen dürfen, doch irgendwie tat er es doch.
    Die Schatten bewegten sich, dann antwortete eine andere Stimme, die einer Frau, die die gleichen harten, lieblosen Worte aussprach wie ihr Vorgänger. »Das überrascht mich eigentlich nicht. Unsere Tests haben die Wirkungen des alternativen Blutserums sowohl auf das neurologische System als auch auf die Gewebeebene gezeigt. Und die menschliche Physiologie unterscheidet sich nicht sehr von der von Schimpansen. Er ist in einen weniger tiefen Komazustand verfallen. Ich habe damit gerechnet, dass er nach Beginn der Behandlung anfängt aufzuwachen.«
    »Halten Sie es denn dann für richtig, dass wir vor ihm sprechen, Doktor? Was ist, wenn er uns hören kann?«
    Lachen. Ein hübscher Laut, so ganz anders als die Sprache »Oh, er kann uns durchaus hören. Er ist jetzt sehr nahe. Aber er wird kein Wort verstehen können. Was schade ist, da wir uns doch so sehr wünschen, mit ihm sprechen zu können.«
    »Aber die Linguisten werden mit ihm arbeiten. Wie ich gehört habe, verfügen sie bereits über ein Vokabular von mehr als dreihundert Wörtern.«
    »Nun, bald wird es viel größer sein.«
    Die Stimmen verstummten, und die Schatten schwebten davon und ließen nur das

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