Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Tempeln nicht gerade geliebt.«
    Melia starrte ihn finster an. »Worauf wollt Ihr hinaus, Durge?«
    »Ich verstehe es«, sagte Lirith. »Wenn man einen der populärsten Götter angreift, dann würden sich doch sicher alle anderen Götter verbünden, um einen zur Strecke zu bringen, ganz egal wie viel Angst sie auch haben mögen. Aber wenn die unbeliebtesten Götter ermordet werden, die, die verabscheut und beneidet werden, wieso sollten sich die anderen Götter dann miteinander verbünden? Der Mörder braucht keine Jagd zu fürchten. Was bedeutet …«
    Liriths Worte endeten in einem Keuchen, und Durge nickte grimmig.
    »Nichts kann den Mörder von einem weiteren Mord abhalten«, vollendete er ihren Satz.
    Melia sprang mit geballten Fäusten auf. Das Kätzchen hüpfte mit einem protestierenden Maunzen zu Boden. »Nein, die Götter würden nicht so gleichgültig sein. Das ist Wahnsinn!«
    Falken legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ist es das?«
    Langsam ließ sie sich auf ihren Stuhl zurücksinken. Sie seufzte.
    »Verzeiht mir, Durge«, sagte sie ganz ruhig. »Es ist nur, dass Ihr eine Wahrheit ausgesprochen habt, die ich nicht hören will. Ich schätze, in gewisser Weise habe ich es gewusst. Ich liebe alle meine Brüder und Schwestern, aber sogar ich muss zugeben, dass ihre Liebe füreinander nicht so universell ist. Ihr habt Recht – so manch einer wird die Nachricht von Ondos Ableben nicht mit großer Trauer aufgenommen haben. Oder Gebs.«
    Das Kätzchen sprang wieder auf ihren Schoß, und sie streichelte mit schlanken Fingern sein Fell.
    »Aber das führt uns wieder an den Anfang«, sagte Aryn. »Was wissen wir jetzt?«
    Melia sah auf, und Falken hob mit erwartungsvollem Blick den Kopf. Aryn und Lirith schwiegen. Plötzlich wurde sich Durge bewusst, dass jeder ihn ansah. Er verspürte einen Stich der Furcht – gefolgt von einem seltsam warmen Gefühl.
    »Wir müssen herausfinden, wer den größten Nutzen aus der Ermordung Ondos und Gebs zieht«, sagte er. »Wenn wir das wissen, dann diktiert die Logik, dass wir den Mörder gefunden haben.«
    »Und was tun wir dann?«, murmelte Melia.
    Aber das war eine Frage, auf die Durge keine Antwort wusste.
    »Kommt«, brach Falken das einsetzende Schweigen. »Wir haben zu tun.«

39
    Lirith spazierte durch den Vierten Kreis von Tarras und versuchte gegen das Gefühl anzukämpfen, dass das hier der Ort war, nach dem sie ihr ganzes Leben lang gesucht hatte.
    Du bist dumm, Schwester. Du gehörst genauso wenig nach Tarras wie ins alte Malachor. Es erinnert dich bloß an Corantha, das ist alles.
    Sicherlich hatten die Freien Städte viel mit Tarras gemeinsam. So viele Dinge erinnerten sie an die Straßen von Corantha – die helle Sonne auf weißen Wänden, die gelben, süß duftenden Blüten der Lindara-Schlingpflanzen, die Lieder der Frauen, mit denen sie ihre Lasten von den Märkten heimtrugen – aber eben ohne jene … Erfahrungen, an die sie nicht denken wollte.
    Und wenn du glaubst, dass es in Tarras keine Bordelle gibt, dann bist du naiv. In dieser Stadt werden dekadente Dinge im hellen Licht des Tages angeboten und gekauft, die selbst in Corantha im Schutz der Nacht verborgen liegen, falls man sie überhaupt dort findet.
    Das war die Wahrheit, aber selbst dieser Gedanke konnte die Gefühle nicht zunichte machen, die ihrem Herzen Auftrieb verliehen. Jede ihr bekannte große Stadt – ja, sogar das kalte, felsige Barrsunder in Embarr – hatte ihr Gegenstück zur Straße der Schleier.
    Doch es war nur die Straße der Schleier in Corantha, die sie quälte – die Straße, auf der sie sich im Alter von elf Jahren wieder gefunden hatte, ein verlorenes und verzweifeltes Kind, dessen Eltern vor seinen Augen von Dieben ermordet worden waren. Aber ihre Mutter hatte immer eine große Stadt sehen wollen, und ihr Vater hatte seiner Geliebten nie etwas abschlagen können. Sie hatten den Wagen voll gepackt und waren aus ihrem kleinen Haus in den grünen Hügeln von Toloria abgereist. Und nach jener ersten Nacht in der Stadt, in der die Familie in einer dunklen Straße falsch abbog und Mondlicht auf kaltem Stahl funkelte, hatte Lirith sie nie wieder gesehen.
    Die Eltern verbluteten in der Gosse, aber in den Freien Städten war alles zu verkaufen, und das Kind war für die Diebe lebendig wertvoller gewesen. Sie hatten es genommen … und an Gulthas verkauft.
    In der Straße der Schleier hatte es keine Raben gegeben, so wie auf der Karte, die sie aus dem Spiel von Sareths

Weitere Kostenlose Bücher