Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
Großmutter gezogen hatte, trotzdem war sie ein Schlachtfeld gewesen, von dem ein Entkommen unmöglich war. Doch am Ende war sie entkommen, und nichts würde sie jemals wieder veranlassen können, dorthin zurückkehren. Jahrelang hatte Gulthas ihr weniger gezahlt, als er ihr für die Unterkunft berechnet hatte, und so dafür gesorgt, dass sie niemals genug Geld ansparen konnte, um sich freikaufen zu können.
    Doch er hatte nie etwas von den Münzen erfahren, die sie auf der Straße für ihre magischen Tricks verdient und in einem Loch in der Wand versteckt hatte. An ihrem zwanzigsten Geburtstag hatte sie ihm einen Beutel mit Gold präsentiert, der genau den Preis enthielt, den die Stadtgesetze für die Knechtschaft einer Frau verlangten. Gulthas war vor Wut ausgerastet, aber auch darauf war sie vorbereitet gewesen, und sie war aus Corantha nach Norden geflohen – in die Freiheit und ihre Zukunft.
    Und was ist mit der Karte der alten Frau? Hat sie nicht gesagt, dass du deinem Schicksal niemals entkommen kannst?
    Lirith konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Sie kaufte von einem Straßenhändler ein kleines Päckchen gezuckerter Lindara-Blätter und ließ sie auf der Zunge zergehen, während sie eine von hohen Sonnenblattbäumen gesäumte Straße entlangging.
    Sie suchte nach dem Gildenhaus der Goldschmiede, und sie musste langsam näher kommen. Einem reisenden Kaufmann zufolge, mit dem sie sich im Gasthaus unterhalten hatte, befand sich das Gildenhaus in der Straße der Flammen. Bis jetzt hatte sie eine Straße des Rauchs, eine Straße der Fackeln und eine Straße der Vielen Farben gefunden. Das Letztere hatte nichts mit Flammen zu tun, aber ihr hatte der Name gefallen, darum war sie sie trotzdem entlanggegangen. Über jedem Häusereingang hatte ein Banner gehangen; sie hatten sich auch quer über die Straße erstreckt, jedes in einer anderen Farbe. Die Straße beherbergte die Färber der Stadt.
    Die anderen hatten ebenfalls ihre Aufgaben – und Lirith war dankbar für Durges Zurschaustellung von guter, solider, embarranischer Logik im Gasthaus gewesen. Der Tod eines Gottes war eine völlig unbegreifliche Sache, aber ihn so zu behandeln, als wäre er etwas ganz Normales, etwas, das man studieren und verstehen konnte, hatte das lähmende Gefühl beseitigt, das sie alle befallen hatte. Vielleicht lag ja gar kein Sinn darin, vielleicht würden sie das hier zu Grunde liegende Geheimnis niemals richtig erforschen können, aber wenigstens fühlte es sich jetzt so an, als würden sie deswegen etwas unternehmen.
    Während Lirith die Aufgabe zugeteilt worden war, die Gilde der Goldschmiede zu besuchen, sollte Durge Aryn in die schmaleren und weitaus dichter bevölkerten Straßen des Fünften Kreises begleiten, um mit den Priestern des Gottes Geb zu sprechen. Lirith hatte es interessant gefunden, dass der Tempel des Rattengottes sich nicht zusammen mit den anderen heiligen Häusern im Zweiten Kreis befand, sondern im Distrikt der unterdrückten Menschen, die ihn anbeteten. Vielleicht war Durge da ja auf eine Spur gestoßen; es war nicht sehr wahrscheinlich, dass viele der Götter etwas für Geb übrig gehabt hatten. Seine und Aryns Mission bestand darin, herauszufinden, ob die Priester Gebs einen Grund kannten, warum jemand ihren Gott vernichtet sehen wollte. Lirith sollte das Gleiche bei den Goldschmieden erreichen.
    Melia und Falken waren zum Mittelpunkt der Stadt emporgestiegen, um eine Audienz beim Kaiser zu erbitten. Wenn man Orsiths Worten Glauben schenken wollte, hatten sie wenig Aussicht auf Erfolg, aber Melia hatte darauf bestanden.
    Ephesian kann uns nicht abweisen, hatte sie gesagt. Jetzt nicht mehr, wo ein zweiter Gott ermordet wurde. Will er so die Dynastie seines Namens beginnen, mit solchem Chaos in der Stadt?
    Sie alle hatten Melia angestarrt, als sie diese Worte ausgesprochen hatte. Ihre Wangen hatten geglüht, und ihre Augen waren viel zu hell erschienen, wie Glasmurmeln.
    Schließlich hatte Falken ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. Melia, wir besuchen den neunzehnten Ephesian der Dynastie, nicht den ersten.
    Einen Augenblick lang war die kleine Frau erstarrt, ihre Augen hatten in die Ferne geblickt, ohne etwas wahrzunehmen. Dann hatte sie Falken mit einem Stirnrunzeln bedacht.
    Das weiß ich selbst, hatte sie ihn angefaucht. Hältst du mich für eine Närrin?
    Bevor jemand darauf etwas hatte erwidern können, war sie aus dem Zimmer gerauscht. Falken war ihr gefolgt, aber nicht bevor er Lirith einen

Weitere Kostenlose Bücher