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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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von der Mauer zum Dritten Kreis entfernt, auf einem kleinen Felsvorsprung, der den Blick auf das Meer gestattete.
    Falken hatte gesagt, dass der Vierte Kreis von der Kaufmannsklasse von Tarras bewohnt wurde, und das Gasthaus spiegelte das deutlich wider. Es war groß und bequem ausgestattet, wenn auch nicht übermäßig luxuriös. Die Wände waren weiß und sauber, jedoch hauptsächlich schmucklos, und die Mosaiken auf dem Boden waren zwar einfach, erfreuten aber das Auge. Das Gasthaus war ein rechteckiges Gebäude mit mehreren Stockwerken, die sich um einen dachlosen Hof in der Mitte gruppierten. In diesem Hof standen mehrere sprudelnde Springbrunnen, die dem Haus anscheinend seinen Namen gegeben hatten.
    Das Gasthaus wurde von einer Frau namens Vil geleitet, deren schwarzes Haar mit grauen Strähnen durchsetzt, deren Gesicht aber noch immer glatt und hübsch war. Das überraschte Durge, denn in den Domänen war es nicht üblich, dass eine Frau ein Geschäft betrieb, außer es handelte sich um eine Brauerei – denn Bierbrauen war Frauenarbeit. Doch das hier war ein seltsames Land, also konnten seine Bräuche nur seltsam sein.
    Außerdem schien Vil ein Gewinn bringendes und effizientes Haus zu führen. Je mehr Durge darüber nachdachte, desto mehr Sinn schien es zu ergeben. Würde er nicht lieber in einem Gasthaus wohnen, das von einer Frau statt von einem Mann geleitet wurde? Vielleicht war das ja die Erklärung für den traurigen Zustand der Schänken und Tavernen Embarrs. Vielleicht waren ein paar der seltsamen Bräuche dieser Stadt ja gar nicht so schlecht.
    Bei den meisten Gästen schien es sich um Kaufleute aus den umliegenden Städten zu handeln, aber die Zimmer, in die Vil sie führte, machten klar, dass hier auch wichtige – oder zumindest reichere – Gäste abstiegen. Der Boden war blau gefliest. Große Fenster öffneten sich auf den Innenhof hinaus, und helle Vorhänge flatterten in der Brise.
    Das Geräusch fließenden Wassers drang an Durges Ohr; es kam von einem Bronzebecken, das in einem Marmorblock eingelassen war. Ein kleines Rohr ragte aus der Wand, aus dem ein stetiger Wasserstrom in das Becken floss. Doch das Becken schien nicht überzulaufen. Durge ging darauf zu.
    »Aber wo kommt das Wasser her?«, murmelte er. »Und wo fließt es hin?«
    Falken lachte. »Seht die Magie einer Wasserleitung.«
    Durge schüttelte den Kopf. Wasserleitung? Er hatte noch nie von einer derartigen Magie gehört. Aber seiner Meinung nach handelte es sich hier eher um die Kunst eines Ingenieurs als die eines Zauberers. Er entdeckte in der Nähe des Beckenrandes ein kleines Loch, durch das Wasser abfloss. Es musste ein Rohr geben, das das Wasser aus dem Gebäude beförderte, so wie es eins gab, um es hereinzubringen.
    »Gefällt es Euch, edle Frau?«, fragte die Inhaberin des Gasthauses.
    Melia ging zum Fenster und holte tief Luft. »Es ist wunderbar, Madame Vil.«
    Falken gab der Besitzerin mehrere Münzen. Sie verbeugte sich und ging.
    Drei Schlafzimmer gingen von dem Wohnzimmer ab, eines für Melia, eines für Aryn und Lirith und eines für die Männer. Durge entdeckte einen Raum, der eine Badewanne und weitere der einfallsreichen Wasserleitungen enthielt, und da war sogar eine Art von Nachttopf, der sich selbst mit Wasser aus einer kleinen, darüber hängenden Zisterne leerte und säuberte. So etwas hatte Durge noch nie gesehen, und er kippte den Zisterneninhalt mehrmals in den Topf und sah zu, wie das Wasser abfloss, bis Melia mit der Zunge schnalzte und ihm befahl, kein Wasser zu verschwenden, da es aus den viele Meilen im Norden entfernt gelegenen Bergen kam. Danach setzte sich Durge und versuchte sich ein Verfahren vorzustellen, mit dem man Frischwasser aus den Bergen über eine lange Distanz in eine Stadt am Meer brachte.
    »Also, hier sind wir«, sagte Falken. »Und jetzt?«
    Der Barde aß Oliven aus einer Schüssel, die ein Diener gebracht hatte, und Lirith und Aryn saßen am Fenster und teilten sich eine Orange. Durge hatte schon früher Oliven gegessen, und einmal hatte er in den Domänen sogar eine Orange probiert, aber diese Dinge waren dort sehr selten, Delikatessen, die von Adligen genossen wurden. Doch hier hatte er auf dem Weg zum Hotel gesehen, wie sie von einfachen Leuten gekauft wurden.
    Melia saß auf einem Stuhl; auf ihrem Schoß hatte es sich ein flauschiges schwarzes Kätzchen bequem gemacht. Durge wusste nicht, wo das Kätzchen hergekommen war; vermutlich lebte es im Gasthaus und war

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