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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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gehetzt aus einem Fenster im ersten Stock, zwei kleine weiße Hände drückten gegen die Scheibe. Auf der Karte unter dem Gemälde stand: Heimkehr.
    Travis schloss die Augen. Er konnte es wieder vor Augen sehen, wie es halb verloren in dem tiefen, verschwommenen Zwielicht, das es nur auf den feuchten Feldern des Mittleren Westens gab, dastand: das Farmhaus, in dem er aufgewachsen war. Wenn er nach Hause zurückkehren würde, würde es dann wohl so aussehen? War sie die ganze Zeit da gewesen und hatte auf seine Rückkehr gewartet? Alice.
    Es war seine Schuld. Als Kind war ihm das Lesen überaus schwer gefallen, und er hatte die Zahlen auf dem Etikett ihres Medikamentenfläschchens durcheinander gebracht. Er hatte ihr zu viele Pillen gegeben. Viel zu viele. Aber selbst, als sie sie genommen hatte, hatte sie ihm vergeben. Ich liebe dich, Travis. Dann hatte sie die Augen geschlossen und sie nie wieder geöffnet. Und es war eine seltsame Tatsache des Lebens, dass Vergebung manchmal schwerer zu ertragen war als die bitterste Anklage. Er griff nach dem Bild.
    »Travis?«
    Er drehte sich zu der melodischen Stimme in seinem Rücken um und wusste in diesem Augenblick, dass Vergebung eine Reinheit und Schönheit hatte, die jede Verletzung, jeden Schmerz und jedes Bedauern übertraf. Er trat vor, nahm ihre Wangen zwischen die Hände und gab ihr einen langen Kuss auf die Lippen. Dann trat er zurück, und er fand es amüsant, dass diesmal ihre rauchgrünen Augen einen Ausdruck völliger Überraschung trugen.
    »Es ist schön, dich zu sehen, Deirdre Falling Hawk«, sagte er, und er meinte es aus ganzem Herzen.
    Langsam breitete sich ein kleines Lächeln auf ihren schönen, geschwungenen Lippen aus. »Was ist mit deinen Haaren passiert?«
    Travis fuhr sich mit der Hand über den kahlen Kopf und lachte.
    Sie fanden Grace und Hadrian Farr bereits in eine leise Unterhaltung vertieft vor; sie saßen auf einer Bank unter einer gewaltigen Eisenskulptur, die Travis an den Drachen Sfithrisir erinnerte, der seine gewaltigen Schwingen ausbreitete, deren Umrisse mit der Luft verschwammen, sodass ihr Anblick einen ganz wirr im Kopf machte.
    Grace schaute auf, als Travis und Deirdre näher kamen. Ihr Gesicht war erstarrt und bleich, und Travis blieb stehen. Er sah Deirdre an, deren Miene grimmig war, dann richtete er den Blick wieder auf Grace und Farr.
    »Er ist verschwunden«, sagte Grace, bevor er auch nur ein Wort sagen konnte.
    Vielleicht gab es an diesem Ort genug von ihrer Weltenkraft, damit sie zu ihm sprechen konnte, vielleicht war es auch einfach nur der Instinkt, der sich mit Nähe und Dringlichkeit entwickelt. Aber was auch immer nun zutraf, als Travis den Namen aussprach, ergriff eine Taubheit von ihm Besitz: die Kälte der Wahrheit. »Beltan.«

27
    Minuten später saßen sie im gepolsterten Inneren einer schwarzen Limousine, während die Straßen von Denver schattengleich hinter den getönten Scheiben vorbeirauschten. Auf der anderen Seite der Trennscheibe steuerte eine Silhouette das Fahrzeug mit geschickter, anonymer Selbstsicherheit.
    Travis saß neben Deirdre, seine Hand lag auf der ihren; es hatte als unbewusste Bewegung begonnen und war dann zu dem bewussten Verlangen geworden, sich an etwas Realem, Festem festzuhalten. Auf der gegenüberliegenden Sitzbank saßen Grace und Hadrian Farr. Der Sucher war so ansehnlich und elegant zerzaust, wie Travis ihn in Erinnerung hatte; der männliche Schwung seines Kiefers wies einen Ein-Tage-Bart auf, die Ärmel seines weißen Hemdes waren aufgerollt, seine Hosen zerknittert, aber hervorragend geschneidert. Wenn Grace wie ein heller Nachmittag war, dann war er wie die Abenddämmerung; dunkel und sinnlich, wo sie wohl geformt und majestätisch war. Es fiel schwer, nicht zu bemerken, dass sie zusammen ein atemberaubendes Paar boten.
    Farr und Deirdre setzten sie über ihren Wissensstand in Kenntnis. Er war nicht besonders groß. Bei ihrer Ankunft am Morgen hatten sie das Denver Memorial Hospital besucht, um sich zu vergewissern, dass das Krankenhaus sicher war.
    »Und um ihn zu sehen«, sagte Deirdre mit leuchtenden Augen. »Jemanden anzuschauen, der auf einer anderen Welt als der Erde geboren wurde.«
    Trotz seiner Beklemmung musste Travis lachen. »Weißt du, sie ziehen ihre Hosen genau wie wir an, ein Bein nach dem anderen.« Trotzdem konnte er sie verstehen.
    Doch statt Beltan hatten die Sucher den Schauplatz eines Verbrechens vorgefunden. Travis und Grace hörten schweigend zu,

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