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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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während die beiden Sucher beschrieben, was in der vergangenen Nacht geschehen war – und was man dem Krankenhauspersonal bis zum Morgen – bis kurz nach Travis’ Schichtende – verschwiegen hatte.
    Kurz nach sieben Uhr morgens liefen ein Assistenzarzt und eine Schwester ins Zimmer CA-423, weil ein Herzmonitor Alarm schlug. Doch als sie den Raum betraten, fanden sie nicht das vor, was sie erwartet hatten, keinen Komapatienten mit einem Krampfanfall oder vielleicht sogar einen Verstorbenen. Stattdessen war das Bett des Patienten leer gewesen. Infusionsnadeln und Monitoranschlüsse waren herausgerissen worden. Erst als sie das Bett umrundet hatten, hatten sie den anderen Mann gefunden: den wahren Code Blau.
    »Er war Facharzt im vierten Ausbildungsjahr«, sagte Farr und blätterte in einem Aktenordner herum. »Sein Name war … sein Name war Dr. Rohan Chandra.«
    Grace nickte. »Ich kannte ihn. Aber nicht besonders gut.« Sie seufzte, schien es aber nicht zu bemerken. »Ich fürchte, ich habe keinen im Krankenhaus näher gekannt. Aber er war ein kluger Mann, zwar etwas mehr interessiert an der Forschung als an der Patientenbetreuung, aber er war immer sehr freundlich.«
    Travis dröhnte der Kopf. »Ich verstehe es nicht. Was hat dieser Arzt mit Beltan zu tun?«
    »Nichts.« Deirdre setzte sich so, dass sie Travis ins Gesicht sehen konnte; ihre schwarze Lederjacke knarrte. »Soweit wir es sagen können, hatte Dr. Chandra das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.«
    »Du meinst, er ist ihnen in die Quere gekommen«, sagte Travis; er verspürte Übelkeit. »Er ist den Leuten in die Quere gekommen, die Beltan entführt haben, und sie haben ihn ausgeschaltet.«
    »Welche Todesursache?«, fragte Grace; ihr gequälter Blick strafte den klinischen Tonfall ihrer Frage Lügen.
    Farr holte ein Foto aus dem Ordner und gab es ihr. Es zeigte eine dicke Schwellung auf dem Handrücken des Arztes, die mit zwei kleinen Löchern versehen war.
    Grace runzelte die Stirn, klemmte sich eine hellblonde Haarsträhne hinter das Ohr. »Ich verstehe nicht. Das sieht wie ein Insektenstich aus. Vielleicht eine Spinne.«
    Farr nahm das Foto und schob es zurück in den Ordner. »Ihre Diagnose ist korrekt, Dr. Beckett. Die heute Morgen vorgenommene Autopsie lässt vermuten, dass der Spinnenbiss ein hochwirksames Neurotoxin in Dr. Chandras Blutkreislauf injiziert hat. Zehn Sekunden nach dem Biss war er tot.«
    »Nein.« Grace verschränkte die Arme über ihrem Pullover, obwohl es in dem Wagen warm war. »Das ist unmöglich. Ich habe darüber auf der Universität beim Medizinstudium gelesen. Das Gift einiger Spinnen kann tödlich sein, aber keines kann einen Mann so schnell töten. Nicht mal einen kleinen Mann wie Chandra.«
    Farr legte den Ordner zurück in den Aktenkoffer. »Ihr ehemaliger Professor sollte sein Kurscurriculum erneuern, Dr. Beckett.« Er öffnete einen kleinen Schrank, der in der Seite der Limousine eingelassen war. »Darf ich jemandem einen Gin anbieten?«
    Travis konnte Gin nicht ausstehen. Er nickte. Farr gab ihm ein Glas, dann machte er Grace einen Drink, aber sie hielt ihn nur in der Hand, ohne sein Gewicht oder seine Kälte zu bemerken. Travis hob das Glas, hielt die Luft an und trank.
    »Wer also hat es getan?«, fragte Grace. »Wer hat ihn entführt?«
    Farr begegnete ihrem Blick. »Es gibt nur eine Organisation, die morden würde, um ein außerweltliches Versuchsexemplar zu bekommen.«
    Grace wandte sich ihm zu und sprach mit einer plötzlichen Heftigkeit, die alle schockierte.
    »Er ist kein Versuchsexemplar, Mr. Farr. Er ist ein Mann. Sein Name ist Beltan von Calavan. Er ist Ritter eines königlichen Hauses. Er trinkt gern Bier und erzählt schlechte Witze, und er ist freundlich und stark und tapfer. Er hat es nicht verdient, wie eine Laborratte behandelt zu werden. Von niemandem.«
    Und ich liebe ihn, hätte Travis beinahe hinzugefügt. Aber er hatte diese Worte noch nie laut ausgesprochen. Und wenn jemand sie zum ersten Mal hören sollte, dann nur Beltan.
    Farr betrachtete Grace einen Augenblick lang stumm, dann nickte er knapp. »Natürlich. Sie müssen mir verzeihen, Dr. Beckett. Ich kann manchmal unpersönlich sein, wenn es um Leute geht, die ich nicht kenne. Der Verstand eines Wissenschaftlers. Ich glaube, Sie können das verstehen.«
    Grace schaute aus dem Fenster und schwieg.
    »Also war es Duratek«, sagte Travis mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Aber wie konnten sie wissen, dass Beltan im

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