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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Grace wusste, dass man manchmal keine Wahl hatte, dass das Leben für einen entschied und dass, ganz egal, wie sehr man etwas wollte, man es niemals zurückbekam, sobald es einem genommen worden war. Sie hatte es gesehen. Der Schatten, der ihr immer folgte, nur einen Schritt hinter ihr.
    »Komm schon«, sagte sie. »Es ist unhöflich, die Mitglieder geheimnisvoller internationaler Organisationen warten zu lassen.«

26
    Das Denver Art Museum befand sich am Rand des Civic Center Parks, direkt südlich von der Innenstadt. Travis wusste, dass das Museum als ein Meisterwerk neogotischer Architektur galt, aber für ihn sah es eher wie ein Schloss aus, das man durch einen Jahrmarktsspiegel betrachtete: groß und plump, dabei aber verzerrt, hatte es nichts mehr von seiner ursprünglichen Pracht. Erst nach einer Minute wurde ihm bewusst, dass er und Grace reglos vor den Glastüren des Museums standen.
    Sein eigenes Zögern konnte er gut verstehen. Schließlich war sein letztes Gespräch mit den Suchern alles andere als herzlich verlaufen. Er war wütend auf Deirdre Falling Hawk gewesen und hatte sie und die Sucher beschuldigt, ihn zu manipulieren. Erst nach der Rückkehr nach Eldh und der Begegnung mit dem uralten, weisen und überaus bösartigen Drachen Sfithrisir hatte er erkannt, was für eine Waffe die Wahrheit sein konnte. Manchmal waren Lügen das Einzige, was die harten Realitäten des Lebens erträglich machte, und die Sucher hatten das gewusst.
    Aber warum zögerte Grace? Die Sucher hatten ihr keine drei Blocks von dem Museum entfernt geholfen, auf dem Polizeirevier vor einem Eisenherzen zu fliehen. Und mit Sicherheit konnte Grace mit ihrem analytischen Verstand mit den Suchern mithalten.
    »Hier stimmt etwas nicht«, sagte sie.
    Er schaute sich um, sah aber nur ein paar Touristen, Teenager auf Skateboards, Passanten und eine Gruppe von Schulkindern, die von einem genervten Lehrer geführt wurde. »Was ist, Grace?«
    Ihre Augen waren geschlossen. »Ich weiß es nicht. Ich kann die Gabe hier nicht richtig einsetzen. Die Weltenkraft ist so schwach. Aber ich fühle etwas – einen Schatten, eine Wesenheit. Als würde uns etwas beobachten.« Sie seufzte und öffnete die Augen. »Vermutlich irre ich mich.«
    Travis war davon nicht überzeugt. Genau genommen konnte er Graces Fähigkeiten nicht richtig verstehen, aber sie war Wissenschaftlerin, und er hatte sie selten eine Theorie äußern hören, für die sie nicht die nötigen Beweise hatte, um sie zu untermauern.
    »Komm schon«, sagte sie. »Sinnlos, hier herumzustehen. Wenn da etwas ist, wird es sich auch zeigen.«
    Das Innere des Museums war ermutigender als das Äußere. Ein Labyrinth aus hohen Mauern wuchs hinauf bis zu den in unregelmäßigen Abständen angebrachten Fensterschlitzen, die so viel mehr Sinn ergaben, wenn man sie von innen sah. Travis und Grace spazierten an abstrakten Gemälden und Skulpturen aus Stahl und Glas vorbei. Farr hatte lediglich gesagt, er würde im Erdgeschoss des Museums zu ihnen stoßen. Travis machte sich keine Sorgen. So wie er die Sucher kannte, würden Deirdre und Hadrian Farr sie zuerst finden.
    »Was ist das?«, sagte Grace und blieb vor dem Eingang eines dunklen Alkovens stehen. Drinnen ragten durchsichtige Röhren von der Decke, von denen jede eine nackte Plastikpuppe hielt. Der Boden war mit Büchern, Videospielen und Filmpostern übersät. Darüber baumelten rote Bänder wie Flammen. Oder wie Blut. Eine Karte an der Wand verkündete:
    Schützt unsere Kinder
A. Becker
    »Das ist eine Montage«, sagte Travis.
    Grace schnaubte. »Ich dachte immer, man würde Abflussrohre montieren, aber doch keine Kunst.«
    Travis wusste darauf nichts zu erwidern. Aber etwas an der Montage sprach ihn an und zog ihn hinein, während Grace weiterging. Sie schien auszusagen, dass man, indem man andere vor Schaden bewahren wollte, sie am Ende bloß isolierte. Aber wie sah die Alternative aus? Sie ins Blut und ins Feuer stürzen zu lassen?
    Travis wusste keine Antwort darauf. Er ging weiter, und ein Bild fiel ihm ins Auge. Inmitten der abstrakten Kunstwerke fiel es durch seinen Realismus auf, aber es war nicht das, was ihn näher herangehen ließ.
    Das Gemälde war hauptsächlich in Purpur- und Grüntönen gehalten. Es zeigte ein Farmhaus auf einem einsamen Plateau, das nur einen einzigen Baum zur Gesellschaft hatte, dessen krumme Äste sich irgendwie quälend dem Haus entgegenstreckten. Ein leerer Pfad führte zur Eingangstür. Zwei Augen blickten

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