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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Ferne schaute.
    Sie griff unter dem Umhang nach der Halskette. »Mir graut es davor.«
    Der Kapitän nickte; der Blick in seinen dunklen Augen war ernst. »Dann bringt es am besten schnell hinter Euch.«
    Darauf wusste Grace keine Antwort. Der Kapitän verließ sie, um nach seinen Männern zu sehen. Da das Schiff nicht mehr beladen war, trug es nur noch eine kleine Mannschaft. Wenn Grace früher an Deck gewesen war, hatte sie ständig ein Gegröle aus schmutzigen Witzen und fröhlichen, rauen Liedern vernommen. Jetzt hörte sie nur den Wind, der durch die Wanten pfiff. Es ließ den leeren Ozean noch einsamer erscheinen.
    Während die Schicksalsläufer die nächsten fünf Tage nach Norden segelte, blieb die dichte Nebelbank stets an Backbord sichtbar und versperrte jeden Blick auf das Land. Nach dem bitten Tag sah Grace gelegentlich gedämpften gelben und saftgrünen Lichtschein im Nebel aufblitzen.
    »Das ist die Ödnis«, sagte Falken eines Abends, als die Lichter besonders häufig und in wilder Intensität aufblitzten. Er ergriff neben Grace die Reling.
    Anfang des Jahres hatten sich Falken, Durge und Lirith in das Niemandsland der Ödnis gewagt, um die Flammenfestung zu finden – eine von dem Nekromanten Dakarreth erbaute Festung, die den Großen Stein Krondisar beschützen sollte. Aber die Burg hatte leer gestanden; Dakarreth war nach Schloss Spardis gereist, wo Grace mit ihm zu Abend gegessen hatte, ohne seine wahre Identität zu kennen.
    »Was ist aus den Menschen geworden, die dort lebten?«, fragte sie.
    Falken schüttelte den Kopf. »Dort hat nie jemand gelebt. Zu Anbeginn der Welt kämpften die Alten Götter und die Drachen an diesem Ort. Die Götter versuchten dort Berge emporzutürmen, während die Drachen sie zu Staub zermalmen wollten. Das Land wird niemals von den Wunden heilen, die es davongetragen hat.«
    Grace legte eine Hand an die Brust und spürte das Pochen ihres Herzens. Sie kannte sich mit Narben aus, die niemals heilen konnten. Aber Eldh machte trotz seiner Wunden weiter, und sie tat es auch.
    »Das Buch, das ich in der Bibliothek gefunden habe«, sagte sie. »Hast du darin noch etwas entdeckt? Über die Splitter Fellrings?«
    Der Wind wehte dem Barden das Haar aus der Stirn; darin schien etwas mehr Silber zu sein, als Grace in Erinnerung hatte. »Ich habe es drei Mal durchgearbeitet, und obwohl darin viele faszinierende Dinge zu finden sind, steht nicht viel darüber, was aus der zerstörten Klinge geworden ist. Dort steht lediglich geschrieben, dass nach dem Untergang von Malachor einer der letzten Runenmeister sie in ein Eisenkästchen legte und damit nach Toringarth floh. Er schaffte es bis nach Ur-Torin, obwohl er auf dem Weg eine tödliche Verletzung davontrug und bald darauf starb.«
    »In deinen Geschichten scheinen viele Leute tödliche Verletzungen davonzutragen«, sagte Grace mit einem trockenen Lächeln.
    Falken seufzte bloß und schaute auf die Hand in dem schwarzen Handschuh. Grace bereute ihre Worte augenblicklich.
    »Falken«, sagte sie und nahm seine Hand.
    »Nein, schon gut, Grace. Als mich Dakarreth unsterblich gemacht hat, hat er vermutlich geglaubt, mich damit zu verfluchen. Aber wenn ich lebe, um das wieder gutzumachen, was vor tausend Jahren geschehen ist, dann muss es kein Fluch sein, oder?«
    Sie wusste nicht, warum sich Falken für den Untergang des Königreichs von Malachor vor siebenhundert Jahren verantwortlich fühlte. Aber was auch immer er getan hatte, er hatte schon vor langer Zeit dafür gebüßt. Sie wollte ihm das sagen, aber der Schmerz in ihrer Brust machte es ihr unmöglich, die Worte auszusprechen, also begnügte sie sich mit einem Lächeln.
    »Egal«, sagte der Barde. »Das Buch war eine enorme Hilfe. Ich war immer der Ansicht, die Splitter Fellrings wären nach Westen gebracht worden, nach Ewigsee. Jetzt weiß ich, dass das nicht geschehen ist.«
    »Ewigsee?« Hatte sie diesen Namen nicht in dem Buch gelesen?
    Falken nickte. »Nicht einmal ich bin mir sicher, ob es nicht bloß eine Geschichte ist. Der Legende zufolge war Merandon, der zweite König von Malachor, ein etwas ungestümer und stolzer junger Mann. Viele sorgten sich, dass er nicht der König sein würde, der sein Vater war. Eines Tages kurz nach seiner Inthronisierung begab er sich zu einer alten Hexe und fragte sie, was seine größte Tat als König sein würde. Sie sagte ihm, er solle ans westliche Ende von Falengarth reisen, dort würde er seine Antwort finden. All seine Berater

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