Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
unter einem emotionellen Trauma zu leiden. Der Ladenbesitzer – ihr Onkel – hatte gesagt, dass ihre Eltern tot waren. Hatte sie sie an der Flammenpest sterben sehen? Offensichtlich litt sie unter Halluzinationen. Aber wer war der Mann, von dem sie da sprach, der, dem sie angeblich ihre Beobachtungen erzählt hatte? War es ihr Onkel?
    Es war zu kalt, um nachzudenken. Grace riss Esoida die Unterwäsche aus der Hand und streifte sie sich hastig über. Die junge Frau stand einfach reglos da, also nahm sich Grace auch das Gewand und zog es ebenfalls an. Als alles richtig saß, betrat sie wieder den Laden. Falken zählte gerade dem Kleiderhändler die letzten Münzen in der Hand ab.
    »Warum hast du so lange gebraucht?«, wollte Beltan wissen.
    »Es war nichts«, sagte Grace. »Die ganzen Schnüre waren bloß verwirrend, das ist alles.«
    Sie sah über die Schulter. Die Tür stand einen Spalt weit auf, und sie entdeckte ein braunes Augenpaar, das sie beobachtete. Während sie zuvor stumpf gewesen waren, lag nun ein schwaches Funkeln darin.
    Grace wickelte sich in den Fuchspelzumhang. »Kommt. Lasst uns hier verschwinden.«
    Nun geschützt gegen die bittere Kälte, traten sie hinaus und suchten sich einen Weg durch die Straßen zu einem Gasthaus, das der Kleiderhändler empfohlen hatte.
    Als sie sich der Eingangstür des Gasthauses näherten, wog Falken seinen Geldbeutel. Er war ziemlich leer. »Ich hätte mehr von Melias Vorrat in Tarras stehlen sollen. Die Frau hat mehr Gold, als sie damit anzufangen weiß. Und unsere Kleidung war teurer, als ich dachte.«
    Grace holte den Geldbeutel hervor, den Ephesian ihr gegeben hatte. »Hier, nimm den.« Sie ließ den dicken Geldbeutel in Falkens Hand fallen. »Ich glaube, ich bin mit Bezahlen dran.«
    Beltan grinste. »Die Getränke gehen heute auf Kosten Ihrer Majestät.«
    Am nächsten Morgen wachte Grace im geisterhaften Zwielicht vor der Morgendämmerung auf. Zitternd stand sie auf, schlich zum Kamin des Zimmers und schürte das Feuer. Von Vani fehlte jede Spur; ihr Bett schien unberührt.
    Nachdem sich Grace angekleidet hatte, klopfte sie an der Tür zu Falkens und Beltans Zimmer. Der Barde öffnete. »Tut mir Leid«, flüsterte er. »Es ist ein langsamer Morgen. Jemand hatte gestern Abend etwas zu viel Bier.«
    »Hör auf zu brüllen!«, kam Beltans Stöhnen unter einem Haufen Decken hervor.
    Grace musste lächeln. »Ich glaube, er hat mit der Fettschicht Fortschritte gemacht.«
    »Allerdings«, sagte Falken.
    »Das habe ich gehört!«, drang eine gekränkte Erwiderung unter den Decken hervor.
    Zwei Stunden und viele Tassen Maddok später kamen sie zum Dock und fanden die Schicksalsläufer so gut wie zum Auslaufen bereit vor. Vani hatte sich in dem Gasthaus nicht gezeigt, aber als sie sich dem Schiff näherten, trat sie aus den Schatten einer Gasse.
    »Müsst Ihr das immer tun?«, fragte Beltan mit einem Stirnrunzeln.
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint«, sagte die Mournisch kurz angebunden.
    »Wo seid Ihr gewesen?«, wollte Falken wissen.
    Vani warf einen Blick über die Schulter. »Ich habe Wache gehalten. Mit dieser Stadt … stimmt etwas nicht.«
    Trotz der neuen warmen Kleidung verspürte Grace ein Frösteln. »Was meinst du, Vani?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Auf den Menschen liegt ein Schatten. Ein Schatten der Furcht.«
    Grace zog den neuen Umhang enger und dachte an die seltsamen Worte der Nichte des Kleiderhändlers. Es gefällt ihm nicht, wenn man komische Dinge tut.
    Aber bevor sie den anderen von der seltsamen Begegnung erzählen konnte, hallte ein raues Krächzen über die Straße. Grace schaute auf und entdeckte auf einem in der Nähe befindlichen Dach einen dunklen Umriss. Der Schatten sprang in die Luft, breitete dunkle Schwingen aus und war verschwunden.
    Beltan schnaubte. »Das Einzige, was an dieser Stadt nicht stimmt, ist, dass wir noch hier sind. Gehen wir, bevor Magard ohne uns die Segel setzt.«
    Beltan nahm ihre Taschen und ging die Landungsplanke hinauf. Die anderen folgten ihm, und Grace konnte nicht behaupten, dass es ihr Leid tat, die unfreundliche Stadt hinter sich zu lassen.
    Als sie ablegten, wallte ein grauer Nebel ins Tal. Der Nebel jagte sie aus dem Hafen, aber sie ließen ihn bald zurück. Er schien sich an der Küste festzusetzen und wehte nicht auf die offene See hinaus.
    »Ihr habt es eilig, nach Norden zu kommen, nicht wahr?«, sagte Magard zu Grace an diesem ersten Abend, als er sie am Bug des Schiffes stehend fand, wo sie in die

Weitere Kostenlose Bücher