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Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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genau wie ihren Spion, den Spinnenmann Aldeth. Schloss Spardis war nicht weit von hier entfernt – der Karte zufolge, die Kapitän Magard ihr gezeigt hatte, nicht mehr als zwanzig Meilen flussaufwärts. Aber Grace wusste, dass keine Zeit für einen Besuch blieb. Sie würden einige Zeit brauchen, um in Omberfell ein Schiff zu finden, das bereit war, sie über das Wintermeer zu befördern. Und dann würden sie sich beeilen müssen, um den Schwarzen Turm zur Wintersonnenwende zu erreichen, ganz egal, ob sie nun die Bruchstücke Fellrings in Toringarth fanden oder nicht – und Grace war sich nicht sicher, ob sie auf einen Erfolg hoffte.
    Sie fanden einen Laden, der Kleidung verkaufte. Der Besitzer war ein jovialer Mann, der aussah, als wollte er ebenfalls Seehunde nachahmen – allerdings mit mehr Erfolg als Beltan. Er konnte sich in dem engen Laden kaum bewegen, während er wollene Wämser, dicke Hosen, Lederhandschuhe und für die Männer Winterumhänge zusammensuchte.
    Vani verweigerte jede neue Kleidung – sie schien sehr an den eng anliegenden Ledersachen zu hängen –, aber sie ließ sich dazu herab, einen dicken, fein gewebten schwarzen Umhang zu nehmen. Für Grace wählte der Händler ein Wollgewand mit passender Unterwäsche aus, sowie einen Kapuzenumhang, der mit silbernem Fuchspelz gesäumt war.
    »Die Männer können sich dort drüben umziehen«, sagte der Ladenbesitzer und deutete auf eine hölzerne Trennwand in der Ecke. »Und Ihr, Mylady, Ihr könnt Eure neuen Kleider dort drin anziehen.« Er öffnete die Tür zu einem kleinen Zimmer. »Ich werde Euch Esoida schicken, damit sie Euch hilft.«
    Bevor Grace einwenden konnte, dass sie wirklich keine Hilfe brauchte, schaute sich der Ladenbesitzer um und fing an, herumzubrüllen. »Esoida? Wo steckst du, du missratenes Ding? Zeig dich!« Er sah zu Grace herüber. »Wäre sie nicht die Tochter meiner geliebten Schwester, die nicht länger auf der Welt wandelt, hätte ich sie auf die Straße geworfen, damit sie mit den anderen Bengeln betteln gehen kann. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist, Mylady. Sie war ein so braves Mädchen, aber in letzter Zeit wird sie zusehends fauler und mürrischer. Esoida!«
    Schließlich schob sich eine junge Frau hinter einem Vorhang hervor. Grace hielt sie weniger für mürrisch als vielmehr für nicht besonders intelligent. Sie trug ein schlichtes graues Kleid, und die schmuddelige Haube, die ihr Haar bedeckte, war bis zu den Augenbrauen heruntergezogen.
    »Steh nicht einfach so da rum, Mädchen. Hilf der Lady mit ihren Sachen.«
    Esoida schlurfte hinter Grace in den Nebenraum. Sie hielt Graces neue Kleider und starrte ins Leere, während Grace sich umdrehte und aus dem tarrasischen Kleid schlüpfte.
    »Ich bin so weit«, sagte Grace schließlich mit klappernden Zähnen. In dem Raum brannte kein Feuer. »Esoida, die Unterwäsche, bitte.«
    Keine Reaktion. Grace drehte sich um.
    Die junge Frau regte sich nicht; sie blinzelte bloß. »Das ist eine hässliche Kette«, sagte sie mit schwerem Akzent. »Das ist überhaupt kein Schmuck.«
    Grace griff unwillkürlich nach dem kalten Stahlstück an ihrem Hals.
    Sie lächelte in der Hoffnung, dass sich das Mädchen dann wohler fühlte – und etwas lebhafter wurde. »Nein, ich schätze, das ist es wirklich nicht. Man hat mir erzählt, dass es einst das Teil eines Schwertes war.«
    Esoida kaute auf der Unterlippe herum, als müsste sie sich alle Mühe geben, Graces Worten einen Sinn abzuringen. »Ein Schwert ist kein Edelstein«, sagte sie schließlich. »Ihr solltet das nicht tragen. Es gefällt ihm nicht, wenn man komische Dinge tut. Dinge, die kein anderer tut. Ich werde es ihm sagen.«
    Grace starrte sie an, während die Kälte in ihre Knochen kroch. »Wem wirst du es sagen?«
    Das Mädchen sprach schneller, als wäre es aufgeregt, obwohl seine Augen ausdruckslos blieben. »Ich habe mal in ein Fenster hineingeschaut und gesehen, wie ein Mann sein Ding in das Hinterteil eines anderen Mannes steckte, als wäre er eine Frau. Ich habe es ihm erzählt, und er hat die Männer geholt und sie in Stücke gehauen. Ich wollte nicht, dass er sie in Stücke haut. Aber man darf keine Dinge tun, die andere nicht tun. Und das Blut …«
    Sie keuchte auf, ein Schauder ergriff ihren dürren Körper. »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viel Rot gesehen.«
    Wäre Grace in diesem Augenblick in der Notaufnahme gewesen, hätte sie den psychiatrischen Dienst gerufen; die junge Frau schien

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