Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter

Titel: Die letzte Rune 07 - Die schwarzen Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
Vom Netzwerk:
gegeneinander. Die Küste war näher als zuvor – gefährlich nahe. Grace konnte die scharfen Umrisse einzelner Felsen ausmachen. Direkt voraus schien das Land einen scharfen Bogen nach Norden zu beschreiben. Sie packte die Reling und arbeitete sich das Deck entlang. Sie fand Magard neben dem Vormast.
    »Ihr solltet unter Deck gehen!«, rief er über das Getöse des Sturms hinweg. »Hier oben ist es zu unruhig.«
    Sie griff nach dem Mast, um sich festzuklammern, als sich das Deck unter ihren Füßen hob und senkte. »Kapitän Magard! Da draußen ist etwas. Es kommt direkt auf uns zu.«
    Auf seinem ledrigen Gesicht zeichnete sich ein Stirnrunzeln ab. »Was kommt auf uns zu?«
    »Ich weiß es nicht.« Es kostete sie Mühe, gegen den Wind und die Gischt anzukommen. »Es ist groß. Sehr groß. Beinahe wie ein …«
    »Es ist ein Schiff«, sagte Vani und trat aus dem Nichts.
    Magard riss den Kopf herum. »Ein Schiff? Wo?«
    »An Steuerbord. Es kommt schnell auf uns zu.«
    Grace starrte Vani an. Ein Schiff? Ja, das machte Sinn. Aus der Ferne betrachtet würden sämtliche Lebensfunken zu einem großen verschmolzen sein, es wie ein großes, funkelndes Licht aussehen lassen. Wieder tastete sie mit der Gabe. Das Licht war näher gekommen. Jetzt konnte sie die individuellen Funken der Leben an Bord ausmachen.
    »An Bord dieses Schiffes müssen hundert Männer sein.«
    Magard sah sie ungläubig an. »Und woher wollt Ihr das wissen, Mädchen?«
    Bevor Grace antworten konnte, erscholl ein Ruf vom Achterdeck.
    »Schiff ahoi!«
    Eine Glocke wurde wild geschlagen. Fluchend eilte Magard an die Reling. Vani und Grace folgten ihm; in diesem Augenblick erschienen Beltan und Falken an Deck. An Steuerbord brach ein gewaltiger Umriss durch eine auf dem Wasser haftende Nebelbank und zerfetzte sie in tausend Stücke.
    »Bei der schaumigen Mähne von Jorus, seht euch das an«, sagte Magard in einem ehrfürchtigen Tonfall.
    Das Schiff war gigantisch. Es schob sich wie eine hölzerne Festung aus den Wellen, seine Decks ragten doppelt so hoch über die Meeresoberfläche wie die der Schicksalsläufer. Grace zählte fünf Masten und über ein Dutzend Segel, und jedes davon war so rot wie Blut. Das Hauptsegel wurde schlaff, als der Wind die Richtung wechselte. Zahllose kleine, dunkle Gestalten hangelten sich durch die unzähligen Taue und Wanten des Schiffes, dann füllte sich das Segel wieder mit Luft und wölbte sich vor. Auf der riesigen roten Fläche war ein Symbol: eine schwarze Krone, die einen silbernen Turm umgab.
    Die Segel erneut voller Wind, raste das Schiff über die Wellen.
    »Blut und Salzwasser«, sagte Magard. »Sie wollen uns angreifen.«
    Der Kapitän drehte sich um und brüllte Befehle. Seine Mannschaft spritzte auseinander; Männer eilten die Wanten hoch. Aber sie waren zu wenige; sie konnten das Schiff unmöglich rechtzeitig wenden.
    Grace umklammerte die Reling und starrte die anderen mit weit aufgerissenen Augen an. »Was sollen wir tun?«
    »Ich schlage vor, wir gehen auf die Backbordseite des Schiffes«, sagte Vani entschieden.
    Beltan und Falken nickten grimmig. Gemeinsam flohen sie auf die gegenüberliegende Seite des Decks und hielten sich an der Reling fest. Als sich Grace umwandte, überragte das herannahende Schiff die Schicksalsläufer wie ein Turm. Sie wollte nicht glauben, dass sich etwas so Großes so schnell bewegen konnte. Der Bug des Schiffes war mit der Figur einer Frau in einem fließenden Gewand geschmückt, das in Blau und Silber bemalt war. Aber etwas war seltsam an der Frau; ihre Augen waren zu groß und schräg, der Hals war zu lang, die Ohren liefen absichtlich spitz zu.
    Das ist keine Frau, Grace.
    Sie schaute zu Falken herüber, aber der Barde hatte nur Augen für das schnell größer werdende Schiff.
    »Das Ruder ruhig halten!« brüllte Magard so laut, dass an seinem Hals die Sehnen vortraten. »Kappt die Taue. Gebt ihr die vollen Segel. Jetzt!«
    Oben in den Wanten zogen ein paar Matrosen gekrümmte Messer. Stahl blitzte auf, dann schossen Taue wütenden Schlangen gleich sirrend durch die Luft. Beltan konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, um zu verhindern, dass ihm der Kopf abgetrennt wurde. Die Segel füllten sich, und die Schicksalsläufer schoss nach vorn wie ein von einer Schleuder katapultierter Stein.
    Das Riesenschiff war jetzt so nahe, dass Grace die Männer erkennen konnte, die auf Deck Aufstellung genommen hatten. Sie waren alle in Schwarz, von den gehörnten Helmen zu den

Weitere Kostenlose Bücher