Die letzte Schoepfung
der unter der Tür gestanden hatte, die zweite den anderen Mann auf kurze Entfernung.
Sydney unterdrückte einen Schrei, als die Körper zu Boden stürzten und Ethan sich wieder mit dem Rücken gegen die Wand presste. Sie dachte an die Kinder, die eben den Tod zweier Menschen hatten mit ansehen müssen.
Stille.
Dann eine deutlich vernehmbare Stimme mit einem leichten spanischen Akzent: »Bist du das, der hier so eine Verwüstung anrichtet, amigo?«
Im nächsten Augenblick kam Marco Ramirez durch die Tür.
34.
Ethan ließ die Pistole sinken. Er hätte nie gedacht, dass er sich einmal über den Anblick von Ramirez freuen würde. »Du hast Glück, dass ich dich nicht aus Versehen umgelegt habe.«
»Du lebst auch noch, wie ich sehe. Zu schade.«
»Wie schlimm sieht's draußen aus?«
Der Killer zuckte die Achseln. »Ein paar Schießwütige sind hinter mir her. Hinter dir übrigens auch. Wenn sie uns draußen nicht finden, werden sie reinkommen.«
»Dann sollten wir uns beeilen.« Ethan steckte die .44er Magnum des toten Wächters ins Halfter. »Danny, trommel die Kinder zusammen.«
Eines nach dem anderen waren die verängstigten kleinen Mädchen aus den Winkeln und Ecken des Raumes hervorgekrochen.
»Seht zu, dass sie etwas Warmes anziehen«, sagte Ethan. »Beeilt euch!«
Ramirez starrte die Kinderschar verblüfft an. »Was soll das denn werden?«
»Wonach sieht's denn aus? Wir nehmen sie mit.«
»Das war aber nicht abgemacht.«
»Dann ändern wir eben die Abmachung. Das heißt, wenn du Wert darauf legst, die Insel zu verlassen, bevor Cox' Verstärkung eintrifft.« Ethan wandte sich an Danny. »Wo ist der Jungenschlafsaal?«
»Den Flur runter.«
»Du hattest mir Antworten versprochen, amigo«, erinnerte ihn Ramirez.
»Diese Kinder sind die Antwort.«
»Ethan.« Sydney trat vor, wobei sie darauf achtete, Ramirez nicht zu nahe zu kommen. »Er hat Recht. Wir können nicht einfach verschwinden, ohne Beweise zu sichern, was hier auf der Insel vor sich geht.«
Im Augenblick ging es Ethan vor allem darum, alle lebend von der Insel zu bekommen. »Wir gehen jetzt!«
»Cox wird versuchen, alle Aufzeichnungen zusammenzuraffen… Notizen, Laborergebnisse, was immer er findet. Er wird aus dem Computer herunterladen, was er braucht, und den Rest löschen. Wir müssen ihn davon abhalten.«
»Das ist Selbstmord, Sydney.«
Sie wandte sich an Danny. »Wo kann Cox an diese Dateien herankommen?«
»In Dr. Turners Büro. Das ist im Verwaltungsgebäude. Ich kann euch hinführen.«
»Jetzt warte mal…«, begann Ethan.
»Nein, geh du mit den anderen. Ich hole euch schon wieder ein. Sag mir nur, wo ich euch treffe.«
»Hast du völlig den Verstand verloren?«
»Ich gehe mit ihr«, bot Ramirez an.
»Den Teufel wirst du tun!«, zischte Ethan.
»Ich will weder ihn noch sonst jemand in meiner Nähe haben«, sagte Sydney, ohne Ramirez auch nur eines Blickes zu würdigen. »Und jetzt sag mir, wo ich euch finde.«
Ethan wusste, dass es vergeblich war, Sydney ihr Vorhaben ausreden zu wollen. »Okay, pass auf. Wir können nicht nach Lust und Laune hier herumlaufen. Ich bringe dich zu Turners Büro und…«
»Ich komme mit«, beharrte Danny. »Ich kenne das Computersystem von Haven besser als jeder andere.«
Der Junge hatte Recht. Außerdem war er genauso stur wie Sydney und würde bestimmt nicht nachgeben. »Okay, dann komm mit. Ramirez, du nimmst die Mädchen und holst die Jungs aus dem anderen Schlafsaal.«
Mit erhobenen Händen wich Ramirez einen Schritt zurück.
»Ich beschaffe dir deine Beweise«, versicherte Ethan. »Versprochen. Bring du die Kinder in Sicherheit!«
Der Profikiller musterte zweifelnd die kleinen Gesichter. Ethan konnte seine Bedenken nachvollziehen. Sprengladungen anzubringen und einer Armee von Söldnern gegenüberzustehen war eine Sache – die Verantwortung für ein Kind war etwas ganz anderes. Was das betraf, hatten sie beide bislang versagt.
»An der Nordseite der Insel wartet ein Boot auf uns. Es gehört Tony Rio. Er verdankt dir sein Leben, da sollte er dich eigentlich willkommen heißen.«
»Ich gehe mit ihm.« Callie trat vor und nahm Ramirez' Hand. Er sah sie ungläubig an. »Ich weiß den Weg zum Hinterausgang.« Sie hob ihre blauen Augen zu dem Mann, der im Dienst der Regierung mordete. »Und den schnellsten Weg durch den Wald.«
Ramirez sah aus, als wolle er im Erdboden versinken.
»Das klappt schon mit dem Weg«, versicherte ihm Callie. »Danny und ich sind beim letzten Mal
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