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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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bezweifelte, dass jemals wieder alles in Ordnung sein könnte. Zumindest nicht auf absehbare Zeit.
    »Ramirez hat das Kraftwerk der Insel gesprengt«, erklärte Ethan, während er zur Tür ging.
    »Er ist hier?« Sydney spürte, wie die Wut in ihr hochkochte. »Er hat diese Explosionen ausgelöst?«
    »Es war die einzige Möglichkeit«, sagte Ethan zerstreut, denn seine Aufmerksamkeit war auf den Korridor gerichtet. Mit vorgehaltener Pistole schob er sich langsam durch die Tür, drehte sich blitzschnell zur einen, dann zur anderen Seite. »Kommt«, sagte er und winkte sie heran.
    »Wo ist Cox?«, wollte Danny wissen.
    »Stellt wahrscheinlich 'ne neue Truppe zusammen.« Ethan schob die beiden durch die Tür. »Wir müssen hier raus, solange es noch geht.«
    Eine neuerliche Explosion brachte die Wände zum Erzittern, dann ratterte eine Gewehrsalve.
    »Wo ist Callies Zimmer?«, fragte Ethan.
    »Hier entlang.«
    Danny wollte vorgehen, doch Ethan hielt ihn am Arm zurück. »Bleib hinter mir!«
    Sie eilten durch leere Gänge zum verglasten Durchgang, der die beiden Hauptgebäude der Anlage miteinander verband. In dem einen befand sich die Verwaltung, im anderen waren Schule, Krankenstation und Schlafsäle untergebracht. Außer vereinzelten Schüssen war von draußen nichts mehr zu hören.
    »Wir müssen nach oben«, sagte Danny, als sie den anderen Trakt erreichten. »Die Treppe ist da drüben.«
    Im ersten Stock herrschte dieselbe Stille wie unten.
    Sydney lauschte angestrengt, konnte aber nichts anderes hören als das leise Tapsen ihrer Füße. Diese unnatürliche Stille war beunruhigend. Sie hätte am liebsten gerufen oder geschrien. Alles an diesem Ort kam ihr unwirklich vor.
    Auch Ethan musste es gespürt haben, denn er verlangsamte das Tempo und spähte um jede Ecke, bevor er weiterging. Sydney hielt sich dicht hinter ihm; eine Hand lag an seinem Rücken, mit der anderen hielt sie Danny fest. Das Gebäude schien vollkommen verlassen, doch sie wusste, dass das nicht stimmen konnte. Zwei Dutzend Kinder lebten hier, und Cox würde sie bestimmt nicht ohne Aufsicht lassen.
    Endlich gelangten sie in den Korridor, der nach Sydneys Einschätzung zu den Schlafsälen führen musste. Ethan schob sich ganz langsam um die Biegung herum, zuckte dann aber zurück und drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
    »Da sind Wachen.« Er bedeutete Sydney und Danny, zurückzubleiben.
    »Es gibt noch einen anderen Weg«, flüsterte Danny. »Kommt mit.«
    »Warte…«, setzte Ethan an, doch es war zu spät. Danny hatte Sydney bereits seine Hand entzogen und rannte den Korridor zurück. Sydney und Ethan eilten hinter ihm her.
    Sie folgten dem Jungen durch ein Gewirr von Gängen. Vor einer Tür blieb Danny stehen. »Hier sind die Klassenräume.«
    »Wie sollen wir denn auf dem Weg zu Callie kommen?«, fragte Sydney.
    Der Junge grinste nur, während Ethan den Raum inspizierte und sie dann hineinwinkte. Danny ging geradewegs auf einen Tisch an der Wand zu, kletterte hinauf und hob das Gitter von einem Wartungsschacht.
    Natürlich, dachte Sydney.
    »Diese Dinger gehen durchs ganze Gebäude«, erklärte Danny. »So bin ich immer in Callies Zimmer gekommen, ohne dass die Wärter mich sehen konnten.«
    Ethan stieg auf den Tisch, um sich den Schacht anzusehen. »Ich bin nicht gerade wild drauf, da durchzukriechen, aber ich möchte auch keine Schießerei in einem Gebäude voller Kinder riskieren.« Er rückte die Maschinenpistole im Schulterriemen zurecht und steckte die Pistole ins Halfter. Dann versetzte er Danny einen leichten Schubs. »Warte hier, Sydney. Wir kommen mit Callie zurück.«
    »Auf keinen Fall!« Ohne auf Ethans Einwand zu warten, kletterte sie hinter ihm in die Wandöffnung. »Ich komme mit!«
    Ethan murmelte etwas Unverständliches, doch Sydney hörte nicht darauf. Er hatte sie in diese Sache mit hineingezogen – jetzt würde sie nicht zurückbleiben.
    Während sie durch das verzweigte Netz der Aluminiumschächte krochen, stieg die Erinnerung an die letzte Stunde wieder auf. Nach dem Schreck durch die Explosion hatte Sydney Cox' Behauptung fast vergessen.
    Nicky – ermordet? War das möglich? Hatte Ethan es gewusst?
    Die Vorstellung drehte ihr den Magen um. Natürlich hatte er es gewusst. Und verschwiegen.
    Wieder dröhnte eine Explosion. Der Schacht krümmte sich und ächzte, drückte gegen die Aufhängung. Sydney erstarrte. Sie hatte Angst, dass die ganze Konstruktion zusammenstürzte und sie alle in einem Sarg aus

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