Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
wütenden Spanier zu beschützen.
    Marco grinste und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. Er freute sich schon darauf, Deckers Illusionen zu zerstören.

6.
    Sydney schlug die Augen auf und lag ganz still. Sie wusste nicht genau, was sie geweckt hatte. Dann hörte sie es wieder, das gleiche beharrliche Summen, das sie aus ihren Träumen gerissen hatte. Da war jemand an der Tür. Sie setzte sich auf und schaute zur Uhr. Fünf Uhr morgens.
    Wieder ertönte der Summer. Jemand, der sehr ungeduldig war, ließ dreimal den Finger lange auf der Klingel liegen.
    Beunruhigt stieg Sydney aus dem Bett, streifte den Morgenmantel über und machte sich auf den Weg zur Tür. Wer konnte das sein, so früh am Morgen? Sie überlegte kurz, die Polizei zu rufen, sagte sich dann aber, dass es nicht nötig war. Unten am Empfang saß ja der Nachtportier – also war es entweder einer ihrer Nachbarn oder Charles. Obwohl es ihm gar nicht ähnlich sah, unangemeldet mitten in der Nacht zu erscheinen. Vielleicht gab es ein Problem im Haus, oder einer der Bewohner brauchte dringend einen Arzt. Normalerweise hielt Sydney sich von den Leuten im Haus fern, doch einige Nachbarn auf ihrem Flur wussten, dass sie Ärztin war.
    Vorsichtshalber holte sie ihr Handy aus der Handtasche und steckte es in die Tasche des Morgenmantels. Vor der Tür atmete sie einmal tief durch. »Wer ist da?«
    »Sydney, lass mich rein!«
    Ihr Magen zog sich zusammen. Eine leise Männerstimme, auf unheimliche Weise vertraut, eine Stimme, die sie drei Jahre lang nicht gehört hatte. Wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein.
    »Wer ist da?«, wiederholte sie und legte eine Hand auf den Holzrahmen der Tür, mit der anderen zupfte sie nervös am Mantel.
    Kurzes Schweigen. »Ich bin's. Ethan.«
    Nein. Sie wollte schreien, schüttelte aber nur den Kopf und wich vor der Tür zurück. Das konnte nicht sein.
    »Sydney.« Seine Stimme klang beharrlich, zog sie wieder zur Tür, obwohl sie nicht die Absicht hatte, ihm zu öffnen. Woher sollte sie wissen, dass es wirklich Ethan war? Immerhin war es drei Jahre her, und eine Stimme konnte man verstellen, nachahmen. Oder nicht?
    Widerstrebend blickte sie durch den Spion. Vor der Tür sah sie den Umriss ihres Exmannes, seltsam verzerrt durch die winzige Linse. Abrupt fuhr sie zurück. Ihr Herz hämmerte vor Angst. »Was willst du?«
    »Mach auf. Wir müssen reden.«
    »Ich habe dir nichts zu sagen.« Sydney klang überzeugter, als sie sich fühlte. Dass Ethan den Nerv hatte, sich hier noch einmal blicken zu lassen! Hatte er geglaubt, sie würde ihn mit offenen Armen willkommen heißen?
    »Ich gehe nicht weg.« Wieder drückte er die Klingel. »Lass mich endlich rein, bevor ich das ganze Haus wecke!«
    »Verschwinde!« Sydney stemmte die Hände gegen die Tür und hasste Ethan für das, was er tat – nach drei Jahren des Schweigens auf ihrer Türschwelle zu erscheinen.
    »Sydney!« Er hämmerte gegen die Tür.
    Verdammt sollte er sein!
    »Hör auf.« Sie wusste, er würde nicht aufhören, bevor er nicht sämtliche Nachbarn geweckt hatte. »Lass mir einen Augenblick Zeit!«
    Sie zögerte, ließ die Hand in die Tasche des Morgenmantels gleiten, bis ihre Finger das Handy umschlossen. Ein kurzer Anruf, und sie musste sich nicht mehr mit diesem Problem – mit Ethan – auseinander setzen. Würde ihm recht geschehen, wenn er die Nacht in einer Zelle verbringen musste, nach allem, was er ihr angetan hatte. Am Morgen konnte sie dann zu ihm und herausfinden, was er gewollt hatte. Nicht, dass es sie sonderlich interessierte. Ach, zum Teufel, wahrscheinlich würde sie gar nicht hingehen. Wenn es nach ihr ging, konnte er in der Zelle verrotten. Sie zog das Handy aus der Tasche, drückte drei Knöpfe und horchte auf den Wählton. Dann drückte sie hastig auf ›Abbrechen‹. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Sie konnte es nicht.
    Verdammt soll er sein, dachte sie, während sie mit den Tränen kämpfte. Sie wollte nicht seinetwegen weinen, nicht jetzt. Nie mehr. Aber sie konnte ihn auch nicht verhaften lassen und hasste sich selbst für diese Schwäche.
    Sydney schaltete die Alarmanlage aus, schob den Riegel zurück und hatte kaum Zeit, aus dem Weg zu gehen, als er schon hereingestürmt war und die Tür hinter sich verriegelt hatte. Und er war nicht allein. Zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, hatte er vor sich in die Wohnung geschoben. Doch sie fielen kaum ins Gewicht neben dem Mann, dessen schiere Präsenz alles verblassen ließ.
    Ethan sah

Weitere Kostenlose Bücher