Die letzte Schoepfung
noch ein paar Kilometer auf dem Highway«, verbog er die Wahrheit ein bisschen.
Callie lehnte den Kopf gegen seinen Arm. Danny glaubte schon, dass sie eingeschlafen war, als sie unvermittelt sagte: »Waren das Wärter heute im Wald?«
»Ich weiß nicht, ob die uns so schnell gefunden hätten.« Danny hatte selbst schon darüber nachgedacht, aber keine Antwort gefunden. »Vielleicht war es nur so ein Verrückter.«
»Was war das für ein Lastwagen?« Callies Augen waren nun weit aufgerissen.
Ob der Laster wirklich hinter ihnen her gewesen war? Oder hatten sie es sich vor Angst nur eingebildet? Nein, der Laster war eine Gefahr gewesen. Das hatte auch Ethan erkannt, sonst hätte er dem Truck nicht die Straße versperrt. »Das ist jetzt egal«, sagte er. »Hier sind wir ja in Sicherheit. Schlaf jetzt.«
Callie schien noch eine Frage zu haben. Dann aber machte sie gehorsam die Augen zu und schlief ein.
Danny betrachtete sie. Wenn ihr irgendwas passierte, würde er sich das nie verzeihen. Fröstelnd rückte er näher an sie heran, um sich zu wärmen. Wenigstens fuhren sie in die richtige Richtung.
Hoffte er.
19.
Ethan ging auf seiner eigenen Spur durch den Wald zurück.
Der Bewusstlose war verschwunden und hatte eine Spur hinterlassen, der selbst ein unerfahrener Pfadfinder hätte folgen können. Aber Ethan hatte jetzt keine Zeit dazu. Die Cops waren hinter Sydney her. Am liebsten wäre er zum Hauptweg des Parks gerannt, doch er zwang sich, ruhig und leise zu gehen. Er würde Sydney keine große Hilfe sein, wenn er sich einen Knöchel verstauchte oder im Wald auf den Verfolger der Kinder stieß und noch mehr Kugeln einfing.
Als Ethan endlich den Parkeingang sah, versteckte er sich hinter einer mächtigen Sykomore und spähte vorsichtig um den Stamm herum.
Vom Hauptweg her blitzte Blaulicht.
Geduckt kroch Ethan näher darauf zu, bis er die Szene überblicken konnte. Drei Streifenwagen der County Police standen um den Explorer und Sydney herum. Ein Deputy vom Sheriff's Department richtete eine Waffe auf sie; ein älterer Mann, den Ethan für den Sheriff hielt, stand ihr gegenüber, und ein dritter Mann stand neben einem der Wagen.
Ethan musste Sydney aus den Fängen der Cops befreien.
Sie war im Umgang mit Gesetzeshütern hoffnungslos naiv. Sie glaubte immer noch, man müsse nur brav die Wahrheit sagen, dann würden sie einen wieder laufen lassen. Doch so einfach war das meistens nicht. Ob Sydney es wusste oder nicht – sie brauchte Hilfe.
Ethan prüfte sein Magazin, dann kroch er näher heran.
»Hast du was gefunden?«, rief der Sheriff über die Schulter.
»Nur das hier.« Ein vierter Mann richtete sich hinter dem Kofferraum des Explorers auf und hielt einen leuchtend roten Rucksack hoch. Er kam um den Wagen herum und reichte ihn dem Sheriff. »Sieht aus, als ob er 'nem Kind gehört.«
Also waren es vier Mann und nicht drei. Verdammt!
Ethan ließ sich auf den Bauch fallen und kroch auf dem laubbedeckten Boden bis zu einem liegenden Baumstamm.
»Was meinen Sie, Dr. Decker?«, fragte der Sheriff. »Kommt Ihnen dieser Rucksack bekannt vor?«
Ethan spähte über die faulende Rinde hinweg und schätzte die Entfernung vom Waldrand bis zu den Männern und den Streifenwagen. Mehr als acht Meter freie Fläche nach allen Seiten.
Der Sheriff hielt den Rucksack hoch.
»Der gehört Callie«, erklärte Sydney. »Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich sie und ihren Bruder suche.« Sie klang nervös, aber auch ungeduldig. Die Bullen hatten sie noch nicht vollends eingeschüchtert. »Sie wissen doch, wie Kinder sind. Manchmal werden sie aus heiterem Himmel wütend und laufen weg. Ich muss sie finden.«
»Wo ist Ihr Mann?«
Sydney verschränkte die Arme. »Ich habe keinen Mann.«
»Ihr Exmann.«
Ethan überlegte, ob er sie alle töten sollte. Vier rasche, gut gezielte Schüsse. Sie würden hinüber sein, bevor sie begriffen hatten, was geschehen war, und in weniger als einer Minute wären er und Sydney auf und davon.
Und er wäre ein Polizistenmörder, genau wie es in den Medien behauptet worden war…
»Ich weiß nicht, wo Ethan ist«, sagte Sydney gerade.
Der Deputy machte eine ungeduldige Bewegung mit der Pistole. »Sie wissen es nicht? Oder wollen Sie es nicht sagen?«
Ethan zielte auf den Schießwütigen. Wenn der Kerl nur einmal blinzelte, war er als Erster dran.
»Immer mit der Ruhe, Kenny«, sagte der Sheriff. »Und steck die Kanone weg.«
»Aber, Sheriff…«
»Findest du, dass die Frau gefährlich
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