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Die letzte Schoepfung

Die letzte Schoepfung

Titel: Die letzte Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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seine Jeans gegen Khakihosen, einen dunkelblauen Pullover und ein blassblaues Hemd getauscht. Nun kämmte er sich das Haar straff zurück und setzte sich eine Nickelbrille auf.
    »Die Cops suchen nach ein paar Campern in einem Explorer«, erklärte er. »Wir aber sind Institutsangestellte auf dem Rückweg an unsere Uni in Champaign.«
    »Und was machen wir mit dem Explorer?«
    »Wir müssen das Risiko eingehen, ihn noch eine Weile zu behalten. Ungefähr acht Kilometer von hier ist ein Country Club. Da können wir uns einen anderen Wagen besorgen.«
    »Du willst einen stehlen.«
    »Genau.«
    »Geht es nicht anders?«
    »Im Blockhaus liegt mein Matchsack, und in dem Matchsack sind meine Papiere und der größte Teil von meinem Bargeld.«
    Eigentlich hätte Sydney bei so etwas nicht mitmachen dürfen oder sich eine andere Möglichkeit ausdenken sollen, nach Champaign zu kommen. Schon komisch, wie man seine Grundsätze – zum Beispiel den, stets gesetzestreu zu sein – über Bord warf, wenn das Leben eines Kindes auf dem Spiel stand.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Sag mir, was wir machen müssen.«
    Mit einem bitter-süßen Lächeln streckte Ethan die Hand aus und strich ihr über die Wange. Sydney verschlug es den Atem. Diese Geste war typisch für Ethan – den anderen Ethan, der vor Jahren ihr Herz erobert hatte. Dann senkte sich ein Schatten über seine Augen. Er berührte ihre Lippen, betastete vorsichtig die Beule an ihrer Stirn.
    »Sie werden dafür bezahlen, Sydney.«
    »Das ist doch nichts.« Sie hatte einen Kloß im Hals und brachte die Worte nur mit Mühe hervor. Doch sie durfte nicht zulassen, dass er sie so durcheinander brachte.
    »Doch, es ist schlimm.« Ethan zog die Hand zurück, und Sydney konnte wieder atmen.
    Wenn sie es zuließ, würde er sie mit seinen zärtlichen Berührungen herumkriegen. Und es würde ihr nicht besser ergehen als damals, als er sie verlassen hatte. Im Augenblick jedoch sehnte sie sich nach dem Beschützer, dem man in der Gefahr bedingungslos vertrauen konnte.
    Ein paar Minuten später verließen sie den Schutz des Lagerhauses. Es hatte zu regnen begonnen, ein steter Frühlingsregen, der die Luft stark abkühlte. Sie fuhren schweigend. Ethan schaute immer wieder in den Innenspiegel, wie er es in Dallas getan hatte. Schließlich bog er auf eine Straße ab, die sich mitten durch einen Golfplatz schlängelte. Ein paar Minuten später kam ein lang gestrecktes, niedriges Gebäude in Sicht.
    »Wir gehen durch den Nebeneingang rein und durch den Haupteingang raus«, sagte Ethan und fuhr am Haupttor vorbei zu einem Parkplatz, der laut Hinweisschild NUR FÜR ANGESTELLTE war. »Solange wir uns so benehmen, als gehörten wir dazu, wird keiner Fragen stellen.«
    Sydney nickte, auch wenn ihr Herz heftig klopfte.
    Sie stiegen aus dem Wagen. Ethan nahm Sydneys Arm. Niemand achtete auf sie, als sie durch die Tür kamen und zum Empfang gingen. Kurz bevor sie das Gebäude durch den Haupteingang verließen, legte Ethan einen Arm um Sydneys Taille und flüsterte: »Halt die Hand vor die Stirn, du bist gerade schlimm gestürzt.«
    »Könnten Sie mir bitte helfen?«, rief er, als die Tür hinter ihnen zufiel. »Meine Frau ist hingefallen und hat sich den Kopf angeschlagen.«
    Ein Angestellter des Clubs eilte auf sie zu. »Soll ich einen Krankenwagen rufen?«
    »Nein, ich bringe sie selbst in die Notaufnahme. Hier…« Er drückte Sydney in die Arme des verwirrten jungen Mannes. »Passen Sie auf sie auf, während ich den Wagen hole.«
    Er griff hinter die Theke und holte blitzschnell einen Schlüsselbund hervor. Dann eilte er hinaus auf den Parkplatz. Selbst Sydney hätte beinahe glauben können, dass es Ethans Autoschlüssel war; sie fragte sich nur, wie er den dazugehörigen Wagen finden wollte. Sie berührte die Beule an ihrer Stirn und stützte sich gegen den jungen Mann. Hoffentlich war er so mit ihr beschäftigt, dass er nicht auf Ethan achtete.
    Scheinwerfer leuchteten auf, und ein Signal ertönte. Sydney sah, wie Ethan zu einem Wagen in der vordersten Reihe sprintete. Fast hätte sie gelacht. Er hatte den Entriegelungsschalter der Fernbedienung aktiviert, um den Wagen zu finden. Es war wirklich zu simpel – und unheimlich, weil es so leicht ging. Ethan brauchte keine Minute, um den viertürigen weißen Volvo unter den Portikus zu lenken, dann sprang er aus dem Wagen, um dem Angestellten zu helfen, seine verletzte Frau auf den Beifahrersitz zu bugsieren. Als sie vom Country Club losfuhren,

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