Die letzte Schöpfung
abdrücken.«
»Ach ja?«
»O ja. Aber im Augenblick habe ich gar nicht die Absicht, dich zu töten. Ich will etwas anderes.«
»Wirklich? Was habe ich denn, das dich interessieren könnte?«
»Informationen. Sag mir, was ich wissen will, dann darfst du gehen.«
»Wie kann ich da sicher sein?«
»Du musst mir vertrauen, so wie ich dir vertraut habe.« Ethan warf einen Blick auf Sydney, die sich über Callie beugte. »Sydney, bring sie hier weg.«
Sie richtete sich auf. »Komm mit uns.«
»Lass uns irgendwo in Ruhe miteinander reden«, sagte Ethan zu Ramirez. »Wo ist dein Wagen?«
»Du verlangst eine Menge, amigo.«
»Da irrst du dich. Wenn nötig, lege ich dich auf der Stelle um.« Und zum Teufel mit den Folgen. »Ob die Kinder dabei sind oder nicht.«
»Ethan?« Sydney klang verzweifelt und ängstlich.
»Wir wollen uns nur ein bisschen unterhalten.« Er stieß Ramirez mit der Pistole an. »Stimmt's, amigo?«
»Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl«, sagte Ramirez.
»Du hast es erfasst. Sydney, nimm den Wagen, und fahr dahin, wo wir vorhin waren. Warte dort auf mich.«
Sie schien widersprechen zu wollen, als Callie plötzlich zu husten anfing. Sydney wandte sich dem Mädchen zu. Der Husten hörte sich schlimm an, und Callie drückte den Kopf an Sydneys Taille.
»Also gut«, sagte sie, als ihre Sorge um Callie die Oberhand gewann. »Wir warten auf dich.« Sie nahm die beiden kleinen Hände. »Beeil dich bitte!«
Während sie zum Wagen ging, klopfte Ethan Ramirez nach Waffen ab, griff dann in den Mantel des Killers und zog eine Automatik aus dem Halfter, eine Beretta, Kaliber .22. »Die nehme ich.«
»Offensichtlich beruht das Vertrauen nicht auf Gegenseitigkeit.«
»Wohl kaum.« Ethan steckte die Beretta in seine linke Tasche, seine Glock brachte er in der rechten unter. »Geh voran. Versuch keine Tricks. Ich würde zu gern abdrücken.«
Zusammen gingen sie davon, Ramirez vorneweg, Ethan seitlich hinter ihm, die Pistole in seiner Tasche auf den Killer gerichtet. Eine Querstraße weiter blieben sie neben einem schwarzen BMW stehen.
»Du liebst immer noch die protzigen ausländischen Schlitten, wie ich sehe.« Ethan ließ den Blick über die Straße schweifen. »Einer der Gründe, warum du bei Verfolgungen so 'ne Niete bist.« Als er keine Neugierigen ausmachen konnte, nickte er zum Rücksitz hin. »Steig ein.«
Sie ließen sich im eiskalten Wageninnern nieder, umgeben vom intensiven Geruch teuren Leders. Ethan drückte sich mit dem Rücken gegen die Tür und zog seine Glock, die er deutlich sichtbar auf den anderen gerichtet hielt.
»Und was jetzt?«, fragte Ramirez.
Ethan machte eine Bewegung mit der Pistole. »Du fängst an.«
»Womit?«
»Treib keine Spielchen mit mir, Ramirez. Ich würde dich lieber abknallen, statt hier zu sitzen und in deine Visage zu blicken. Warum bist du hier?«
Ramirez legte den Kopf schief. »Ich will dasselbe wie du. Informationen.«
»Hast du deshalb Anna umgebracht?«
»Wer von uns macht jetzt ein Spielchen?«, schnaubte Ramirez und wandte den Blick ab. »Das war eine alte Rechnung.«
Ethan kämpfte gegen seine plötzlich aufbrechende Wut. »Und Mulligan? War das auch eine alte Rechnung?«
»Mit Mulligan hab ich nichts zu schaffen.« Ramirez' Stimme war ausdruckslos. »Und das weißt du, sonst hättest du längst geschossen.«
Ethan schwieg, wartete.
»Warum hätte ich den Mann töten sollen?«, fragte Ramirez, nun seinerseits verärgert. »Der Kerl war mir völlig egal.«
»Was sollte das in Dallas?«
»Ich war dort, falls du das meinst.«
»Das meine ich nicht.«
»Dann musst du wohl den Gentleman vor dem Apartment deiner Frau meinen.« Ramirez verschränkte die Arme. »Wenn ich der Kerl auf dem Balkon gewesen wäre, würde sie jetzt nicht mehr leben. Du stellst Fragen, auf die du längst die Antworten kennst.«
Ethan ignorierte Ramirez' Ungeduld. »Dann sag mir doch mal etwas, das ich noch nicht weiß. Wie hast du unsere Spur von Texas nach Illinois finden können?«
»Das hatte nichts mit dir zu tun.« Ramirez' Hand bewegte sich in Richtung Innentasche.
Ethan hob die Pistole. »Langsam.«
Ramirez streckte ihm die offenen Handflächen entgegen.
»Nur mit der Linken«, mahnte Ethan.
Ramirez grinste, schlug den Mantel mit zwei Fingern auf und zog eine Visitenkarte aus einer Innentasche. Er hielt sie Ethan hin.
»Sag's mir einfach.«
»Habe ich in der Tasche von Anna Kelsey gefunden.« Er hielt die Karte hoch, drehte sie hin und her.
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