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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Höftmann
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vorgelesen.«
    »War Marina auch da?«
    »Ja. Sie hatte vorher Unterricht. Sie besucht den Sprachkurs immer am Sonntag und Dienstag, er beginnt um 17.30 Uhr. Um 18 Uhr haben wir mit der Chanukka-Feier angefangen. Ich hatte Sufgania für alle besorgt.«
    Assaf dachte sehnsüchtig an die mit Erdbeermarmelade gefüllten Gebäckbällchen. In diesem Moment ging die Türauf, und Yossi betrat das kleine Sekretariat. »Ruth, das ist mein Kollege Yossi Hag.«
    Die Sekretärin nickte seinem Partner zu.
    »Aber bitte erzähl doch weiter. Du hattest also Sufgania besorgt. Ist dir während der Feier etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Hat sich Marina irgendwie seltsam verhalten?«
    »Nicht seltsamer als sonst. Marina war sehr aufgedreht und laut, aber das war sie eigentlich immer. Ich erinnere mich, dass sie sich beschwert hat, dass es nur alkoholfreien Wein gab«, berichtete Ruth Silberman eifrig.
    »Und wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Das muss so gegen 19 Uhr gewesen sein. Da bin ich nach Hause gegangen.«
    »Und wo war Marina da?«
    »Sie saß im Klassenzimmer, in dem wir die Feier veranstaltet haben. Im ersten Stock. Sie unterhielt sich mit ein paar anderen.«
    »Wer waren diese anderen?«, fragte Assaf gespannt und setzte an, die Namen in sein kleines ledernes Notizbuch zu schreiben. Yossi neben ihm hatte ebenfalls einen Block in der Hand. Assaf bemerkte das erfreut, denn viele Kollegen machten sich zu seinem Ärger nicht die Mühe, Informationen zu notieren. Ihm half es, seine Notizen zu einem Fall immer wieder durchzugehen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Als er Offizier bei der Armee war, hatte er ganze Bücher mit Anmerkungen und Notizen gefüllt, in denen er verschiedene Angriffsstrategien aufmalte, durchging und so die Leistung seiner Kompanie optimierte.
    Ruth Silberman überlegte kurz, mit welchen Klassenkameraden Marina zusammengesessen hatte. »Also, wartemal. Das waren auf jeden Fall der Schwarze, der Moses, zwei von den Russinnen. An die Namen erinnere ich mich jetzt gar nicht, die eine heißt auf jeden Fall Olga oder Olla, und Jérôme.«
    »War Marina viel mit denen zusammen?«, fragte Yossi.
    »Nu. Genau weiß ich das nicht. Ich sehe die Abendklassen kaum, weil ich meist nachmittags Feierabend mache. Marina kenne ich nur, weil sie in der Morgenklasse angefangen hat, bevor sie in den Abendkurs wechselte. Am besten fragt ihr Yael. Sie ist die Lehrerin der Kita Aleph.«
    »Kannst du bitte meinem Kollegen Yossi noch genau aufzählen, wer gestern Abend alles da war und ihm eine Liste der Kita Aleph geben?«
    »Kein Problem, Kommissar Rosenthal.«
    »Ach, Ruth, wer ist denn normalerweise der Letzte im Haus? Wer schließt ab?«
    »Unsere Reinigungsfrau Mina Oved.«
    »Vielen Dank für die Informationen, Ruth. Falls ich noch Fragen habe, melde ich mich, und falls dir noch etwas einfällt, ruf mich unter dieser Nummer an.« Assaf reichte ihr seine Visitenkarte. An Yossi gewandt, sagte er: »Du notierst bitte alles, und dann treffen wir uns gleich draußen.«
    Er wollte unbedingt kurz noch einmal alleine mit Anat Cohen sprechen und hoffte, dass sie nicht schon wutentbrannt weggefahren war.
    Anat saß vor dem Gebäude auf der kleinen Bank und tippte irgendetwas in ihr Handy. Als sie Assaf sah, verfinsterte sich ihre sowieso schon düstere Miene noch mehr. Assaf setzte sich neben sie. Beide sagten kein Wort. Assaf schaute auf das gegenüberliegende Gebäude, das keine Fenster mehrhatte und an einigen Stellen nur noch durch Balken gestützt wurde, weil die Außenwände schon komplett eingefallen waren. Erst auf den zweiten Blick sah man, wie schön das Haus gewesen sein musste. An manchen Außenwänden konnte man noch den prächtigen Stuck erahnen. Er konnte sich gut vorstellen, wie dort einst wichtige Persönlichkeiten Israels ein und aus gegangen waren. David Ben Gurion vielleicht. Chaim Weizman oder Moshe Dayan bestimmt. Die alte Garde. Die ehrwürdigen Zionisten. Wie viele der zahlreichen verfallenen, ergrauten Häuser in Tel Aviv hatten wohl spannende Geschichten zu erzählen, ohne dass die Leute, die täglich daran vorbeiliefen, davon wussten? Von prunkvollen Jahren. Damals als das Land noch voller echter Zionisten war. Menschen, die nach Israel kamen, weil sie eine Hoffnung hatten – »die Hoffnung, zweitausend Jahre alt zu sein, ein freies Volk, in unserem Land«, fiel ihm die Zeile aus der israelischen Nationalhymne ein.
    »Eigentlich gibt es doch in unserer Generation keine Zionisten mehr«,

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