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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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kannten Zadie. Dylans beste Freundin und das wildeste Mädchen an der Schule. Sie war blass und drahtig, hatte struppiges, schwarzes Haar, das ihr in die Augen fiel, und einen Nasenring. An einer Seite hatte sie eine dicke, weiße Strähne, so dass ihre Frisur an das Fell eines Stinktiers erinnerte. Ich war nicht die Einzige, die sich fragte, ob die Strähne echt oder gebleicht war. Und ich war auch nicht die Einzige, die sich nicht zu fragen traute. Zadie trug immer Röhrenjeans und eine zerknitterte Armeejacke, die aber wahrscheinlich nicht echt war, sondern aus einer Nobelboutique stammte. Sie hatte sogar ein kleines Tattoo, und zwar auf dem Unterarm: caveat emptor. Es hieß, Zadies Eltern seien total locker– ich meine, sie war erst siebzehn und hatte schon ein Tattoo–, und angeblich erlaubten sie ihr, zu Hause Alkohol zu trinken, und nahmen sie manchmal sogar abends in eine Kneipe mit. Ich war ziemlich verblüfft und total enttäuscht, als ich Zadie dort sah. Ich hätte gedacht, dass sie es als unter ihrer Würde betrachten würde, sich so einem bescheuerten Highschoolclub anzuschließen.
    Als ich stehen blieb, konnte ich auch die Gesichter der beiden Mädchen erkennen, die aus der anderen Richtung kamen: Charlie Kugler und Tempest Bain. Sie waren auch in der Zehnten und sahen genauso nervös aus, wie ich mich fühlte. Sie gehörten auch nicht unbedingt zu den beliebtesten Kids. Tempest, eine Balletttänzerin, war neu an der Schule. Sie war groß und durchtrainiert und hatte violette Strähnchen in ihrem pechschwarzen Haar. Charlie war klein und schmal, hatte hübsche, schwermütige Augen und trug immer ziemlich weite Klamotten. Außerdem ging das Gerücht, sie würde über einen Treuhandfonds von 50 Millionen Dollar verfügen und hätte in ihrem Zimmer einen echten Warhol an der Wand hängen.
    Charlie und Tempest und ich schauten uns nervös und ein bisschen ängstlich an, als wir bei der unter den Bäumen versammelten Meute ankamen. Das Einzige, was wir drei gemeinsam hatten, war vermutlich, dass wir alle neugierig– oder blöd– genug gewesen waren, hier aufzukreuzen.
    » Endlich, verdammt « , sagte Zadie und klatschte in die Hände. Sie warf einen Blick auf ihre riesige schwarze Armbanduhr. » Ich rate euch, nicht noch mal zu spät zu kommen. «
    Ich schaute auf meine Uhr. Es war 15:02 Uhr, zwei Minuten über die vereinbarte Zeit.
    » Was ist das hier überhaupt? « , fauchte Tempest, als ginge es ihr am Arsch vorbei, wer Zadie und ihre Freundinnen waren, außer dass sie ihre Zeit vergeudeten. » Vielleicht verratet ihr mir als Erstes mal, zu was ich angeblich zu spät komme. «
    Zadie schloss die Augen mit flatternden Lidern, dann atmete sie tief und genüsslich ein.
    » Seht ihr? « , sagte sie und drehte sich zu den anderen um. » Was hab ich euch gesagt? Eine knallharte Ballerina. Was haltet ihr davon? «
    » Was soll das heißen, eine knallharte… «
    » Schscht. « Zadie fuchtelte mit dem Zeigefinger vor Tempests Nase herum. » Halt die Klappe. Ich mag dich, aber so sehr auch wieder nicht. «
    Mein Herz raste. Hier gehörte ich nicht hin. Ich war alles andere als knallhart. Die ganze Sache war… so gar nicht mein Ding. Ich wollte nur noch weglaufen und mich in Sylvias und meiner kleinen, sicheren Welt verstecken. Was machte es schon, dass sie in letzter Zeit nur dann wirklich nett zu mir war, wenn sie mal wieder den Laufpass bekommen hatte? Das war in Ordnung. Wir waren schon lange Freundinnen. Früher oder später würde sie wieder die Freundin sein, die sie immer gewesen war. Und jetzt hatte ich ja auch noch Ben. Sonst brauchte ich niemanden.
    Aber jetzt wusste ich, wer sie waren. Die Magpies. So einfach würden sie mich nicht davonkommen lassen. Das würden sie mich bezahlen lassen. Wie hoch der Preis sein würde, konnte ich nur raten. Doch ich war mir sicher, dass es keiner war, den ich bezahlen wollte.
    Dylan meldete sich zu Wort. » Kommt her und setzt euch « , sagte sie. Ihre Stimme klang ruhig, und ihr Lächeln war freundlich. » Ich weiß, die ganze Geheimnistuerei ist ein bisschen komisch. Aber es ist der halbe Spaß, verlasst euch drauf. « Immer noch lächelnd winkte sie uns zu sich. Im hellen Sonnenlicht und mit den gutgelaunt funkelnden Augen war sie noch hübscher als sonst. Dann lächelte sie mich direkt an. » Na, komm schon. «
    Ich setzte mich in Bewegung, noch ehe ich mich richtig dazu entschlossen hatte. Vor mir, unter den tiefhängenden Ästen der Bäume, lehnten die

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