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Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly McCreight
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anderen Mädchen an Baumstämmen, saßen auf ihren Taschen oder hatten sich auf Decken ausgestreckt. Die meisten kannte ich mit Namen. Schließlich waren wir seit der ersten Klasse auf derselben Schule. Bis auf eine oder zwei waren es genau die Mädchen, von denen ich vermutet hätte, dass sie bei den Magpies waren– hübsch, beliebt, gut gekleidet und mit guten Beziehungen. Sie passten alle hierher– sogar Tempest und Charlie auf ihre Weise. Alle, außer mir. Aber dass ich nicht dazu passte, war bei Weitem nicht so merkwürdig wie die Tatsache, dass ich plötzlich unbedingt dazugehören wollte. Eigentlich hätte ich machen sollen, dass ich da wegkam. Dass ich immer noch dort war, war Verrat an Sylvia. An mir selbst. Doch ich wollte nicht weg. Ich konnte nicht. Noch nicht.
    Zadie und Dylan standen immer noch in der Sonne und flüsterten miteinander. Zadie sah aus, als sei sie stinkig. Dylan wirkte auf einmal irgendwie abwesend und bedrückt. An der Schule wurde viel geredet über die beiden, darüber, wie Zadie Dylan immer auf den Fersen war wie ein Bluthund. Die Leute fanden das unheimlich. Und das war es auch. Es war richtig gruselig.
    » Ich meine es ernst « , sagte Zadie zum Schluss und zeigte mit dem Finger auf Dylan. » Lass es. «
    Daraufhin zog Dylan sich lächelnd und nervös blinzelnd in den Schatten zurück und setzte sich auf einen dicken Stein. Sie bemühte sich, gutgelaunt zu wirken, aber es gelang ihr nicht. Zadie blieb noch einen Moment auf dem sonnenbeschienenen Weg stehen, dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. Sie schaute erst nach rechts, dann nach links, als zöge sie in Erwägung, über einen der langen Wege, die sich durch den Park schlängelten, abzuhauen. Schließlich kam sie näher und nahm ihren rechtmäßigen Platz vor den unter den Bäumen versammelten Mädchen ein. Heather, Rachel und Bethany bauten sich rechts und links neben ihr auf.
    Als Zadie uns drei anschaute, war ihr Gesichtsausdruck nicht besonders freundlich. Im Gegenteil, sie wirkte angewidert. Ich musste daran denken, wie mir mal jemand erzählt hatte, dass Zadie auf einer Party ein Mädchen gezwungen hatte, einen Kronkorken zu schlucken. Plötzlich fragte ich mich, wie sie es schafften, dass alle im Club so verschwiegen waren. Denn bei den vielen Mitgliedern hätte man doch meinen sollen, dass hin und wieder irgendwo etwas durchsickern würde. Es sei denn, die Mitglieder hatten einen richtig guten Grund, die Klappe zu halten.
    » Also, wir sind die Magpies, der älteste und verdammt coolste Club an dieser lahmarschigen Schule « , sagte Zadie leicht gereizt. » Gegründet irgendwann achtzehnhundert soundso viel, und unser Motto ist Solidarität, Schwesterlichkeit, Schneid. Nachdem wir den Club von den verdammten Toten auferweckt haben, habe ich oder scheiß drauf hinzugefügt. Ihr habt doch schon mal von dem Club gehört, oder? «
    Sie durchbohrte uns mit ihrem Blick. Eine von uns dreien begann zu nicken– keine Ahnung, wer–, dann nickten wir alle.
    » Schön « , sagte Zadie. » Denn wenn nicht, hätte ich euch mit einem Fußtritt aus dem Park befördert. «
    Ich sah, wie Tempest sich innerlich verkrampfte, als würde sie Zadie gleich sagen, sie solle sich zum Teufel scheren, doch sie rührte sich nicht, zog sogar ein bisschen die Schultern ein, als Zadie ihr einen wütenden Blick zuwarf.
    » Warum ausgerechnet wir? « , fragte Charlie leise. » Ich meine, wir drei sind doch ganz verschieden. «
    Falls es um Kategorien ging, fiel ich zweifellos in die der Streberin.
    » Hör auf, Charlie, wir wissen doch alle, dass das die reine Verarsche ist « , sagte Tempest, die sich offenbar wieder gefangen hatte. Sie drückte sich von dem Baumstamm ab, an dem sie gelehnt hatte. » Die bringen uns erst so weit, dass wir sagen, wir wollen in den Club aufgenommen werden, dann zwingen sie uns, einen Eimer Wackelpeter-Shots zu essen und fotografieren uns hinterher beim Kotzen. Und wenn wir erst mal dazugehören, machen sie noch viel ekelhaftere Sachen mit uns. «
    Zadie grinste boshaft. » So ungefähr. «
    Dylan trat vor und legte Zadie eine Hand auf die Schulter.
    » Nein « , sagte Dylan. » So was machen wir nicht. Das verspreche ich euch. Der Club soll Spaß machen. Und er macht auch Spaß. «
    » Moment. Ich hab keine Ahnung, warum du denen in den Arsch kriechst. Wir haben sie ja noch nicht mal aufgenommen. « Zadie funkelte Dylan wütend an, dann wandte sie sich wieder an uns. » Und euch dreien

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