Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)
Terrier wütend kläffend aus der Tür gerannt. » Beeper, aus! « , rief Julia und schob den kleinen Hund mit dem Fuß zurück ins Haus. » Einen Moment, ich sperre den kleinen Frechdachs eben weg. «
Nachdem sie Beeper auf die Küchenveranda gebracht hatte, kam sie wieder an die Tür.
» Kommen Sie doch rein « , sagte Julia mit einer einladenden Geste. » Was für eine nette Überraschung. «
Sie versuchte so zu tun, als freute sie sich, Kate zu sehen, aber offensichtlich war das Gegenteil der Fall. Kate konnte es ihr nicht verdenken. Julia war die Mutter eines jungen Mädchens, dessen beste Freundin gerade Selbstmord begangen hatte. Sie wollte das alles vergessen, sie war nicht erpicht darauf, sich mit der Mutter des toten Mädchens zu unterhalten.
» Das ist Lieutenant Thompson « , sagte Kate. » Er hilft mir herauszufinden, was mit Amelia passiert ist. «
Julia streckte ihm die Hand hin, und Lew schüttelte sie herzhaft. Er kam Kate auf einmal irgendwie größer und kräftiger vor.
» Angenehm, Lieutenant « , sagte Julia, doch sie wirkte angespannt. » Wenn die Polizei sich des Falls wieder annimmt, bedeutet das, dass es neue Entwicklungen gibt? «
» Wir gehen einfach alle Befragungen noch einmal durch « , erwiderte Lew ungezwungen. » Um sicherzugehen, dass nichts übersehen wurde. «
» Das halte ich für eine gute Idee. Ich persönlich habe nie geglaubt, dass es Selbstmord war « , sagte Julia.
» Warum nicht? « , wollte Lew wissen.
» Amelia war für mich fast wie eine Tochter « , sagte Julia bestimmt. » Sie stand auf eine Weise mit beiden Füßen im Leben, wie ich es mir auch für meine Tochter gewünscht hätte. « Es war nicht leicht für Kate, Julia über Amelia reden zu hören, als hätte sie einen Anspruch auf sie. Das Schlimmste war, dass es angesichts der vielen Zeit, die Amelia in diesem Haus verbracht hatte, tatsächlich stimmte. » Nennen Sie es mütterlichen Instinkt. Das ist vielleicht nicht gerade wissenschaftlich, aber wahr ist es trotzdem. «
» Danke, dass Sie das sagen « , bemerkte Kate mit einer Mischung aus Erleichterung und Eifersucht. » Und danke, dass Sie sich so viel um Amelia gekümmert haben. Für sie war das hier ein zweites Zuhause. «
Julia schaute Kate mit feuchten Augen an. Einen Moment lang schien es, als wollte sie noch etwas sagen, doch sie ließ es bleiben.
» Wir haben ein paar Fragen an Ihre Tochter « , sagte Lew, der hinter ihnen stand. » Es wird nicht lange dauern. «
» Ah, verstehe « , sagte Julia. Sie wirkte ein bisschen überrascht. Allerdings konnte sie kaum angenommen haben, sie wären gekommen, um sich mit ihr zu unterhalten. » Hm, okay. Hier entlang, bitte. «
Sie führte sie zögernd weiter ins Haus, in dem eine fröhliche Mischung aus modernsten Haushaltsgeräten und jugendlicher Unordnung vorherrschte. Das Durcheinander wirkte angenehm auf Kate, es hatte etwas Tröstliches.
» Nehmen Sie doch Platz « , sagte Julia, als sie das Wohnzimmer betraten, ein helles Zimmer mit hoher Decke und weichen, weißen Sofas. Auf dem schweren, hölzernen Couchtisch stand eine Vase mit orangefarbenen Tulpen. » Ich… äh… ich hole Sylvia von oben « , sagte Julia mit einem nervösen Blick in Richtung Treppe. » Aber ich muss Sie warnen, sie ist nicht mehr sie selbst, seit das mit Amelia passiert ist. Ich fürchte, sie fühlt sich verantwortlich dafür. Vielleicht glaube ich auch deshalb nicht, dass es Selbstmord war. Ich möchte nicht, dass sie weiterhin Schuldgefühle hat. «
Lew und Kate warteten schweigend darauf, dass Julia mit Sylvia nach unten kam. Nach einer langen Weile, so schien es Kate, knarzte die Treppe unter schweren Schritten, und dann erschien Julia mit einem steifen Lächeln. Hinter ihr kam Sylvia, blass und mitgenommen, in Röhrenjeans und einem unförmigen schwarzen T-Shirt, das so groß war, dass es ein Minikleid hätte sein können. Sie trug ihr dunkles Haar im Nacken zusammengebunden wie ihre Mutter, nur viel unordentlicher. Sylvia hatte immer so großen Wert auf ihr Äußeres gelegt. Jetzt sah sie furchtbar aus. Es brach einem das Herz.
» Komm, Liebes « , sagte Julia mit hoher, zitternder Stimme. » Setz dich hier aufs Sofa. Kate und dieser Herr von der Polizei wollen dir ein paar Fragen stellen. «
Julia setzte sich aufs Sofa und klopfte auf den Platz neben sich, während sie ihre Tochter erwartungsvoll anschaute.
Sylvia rührte sich nicht.
» Mom, hör auf, mit mir zu reden, als wär ich krank im Kopf. «
Julia
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