Die letzte Wahrheit: Roman (German Edition)
dem Weg zu einem Treffen mit ihm. «
» Freut mich zu hören, dass die Sache endlich ernst genommen wird « , sagte Jeremy. » Vielleicht bekommst du jetzt ein paar Antworten. «
» Das hoffe ich « , sagte Kate und schaute ihn an. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie noch mehr sagen sollte, doch sie wusste, dass es besser war, es nicht zu tun. Es würde nur alles noch verworrener machen. » Danke nochmals für deine Hilfe. «
» War mir ein Bedürfnis. Falls ich sonst noch irgendetwas tun kann, lass es mich wissen « , sagte Jeremy. » Würdest du mich auf dem Laufenden halten und mir mitteilen, was du herausfindest? «
» Natürlich « , sagte Kate und wandte sich zum Gehen.
» Ach, und noch etwas « , rief Jeremy ihr nach. » Ich weiß, dass das im Moment nicht zu deinen Prioritäten zählt, und das sollte es auch nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass ich Daniel von dem Associated-Fall abgezogen habe. Er ist wieder ganz allein dein Fall, sobald du wieder an Bord bist. Aber das hat keine Eile, und das meine ich ernst. Wir kriegen das Schiff schon geschaukelt, bis du wieder da bist. Aber ich musste eine Entscheidung treffen. Daniel hatte ein glückliches Händchen bei der richterlichen Anordnung, und er hat für den zweiten Durchgang ein gutes Plädoyer geschrieben. Das kann er als Plus verbuchen, doch du arbeitest seit sechs Jahren an dem Fall. Er gehört dir, und so soll es auch bleiben. Ich mag ja meine Mitarbeiter knechten, aber ich glaube an Loyalität. Und Loyalität muss belohnt werden. Es ist eine wichtige Botschaft an andere Juniorpartner. Wenn du wiederkommst, werde ich mich ebenfalls von dem Fall zurückziehen. «
Als Seniorpartner war Jeremy praktisch an allen wichtigen Zivilprozessen der Kanzlei beteiligt gewesen. Direkt oder indirekt hatte er fast alle diese Mandanten angeworben, also blieben sie seine Mandanten, auch dann, wenn er die Fälle nicht selbst bearbeitete. Das war eine Statusfrage, aber auch eine Frage des Geldes.
» Wie meinst du das? «
» Damit will ich sagen, dass das dein Fall ist– die abrechenbaren Stunden, das Honorar, der Mandant. « Jeremy wirkte von sich selbst begeistert, als würde er Kate ein kostbares Geschenk machen, das er unter großen Mühen eigenhändig für sie gebastelt hatte. » So als hättest du diesen Mandanten selbst angeworben. Victor steht voll dahinter. Es hatte sogar den Anschein, als wäre er froh, dass ich mich zurückziehe. «
Kate hatte über die Jahre schon davon gehört, dass Jeremy an seine Partner » Fälle verschenkte « , die entscheidend für deren zukünftige Karriere waren. Wenn ein wichtiger Mandant wie die Associated Mutual Bank zu ihrem Mandanten wurde, hatte Kate für immer ausgesorgt. Vor Amelias Tod hätte ihr dieses Angebot sehr viel bedeutet, jetzt verursachte es eher eine vage Übelkeit. Aber sie wollte Jeremy nicht enttäuschen. Er versuchte, ihr auf die einzige Weise zu helfen, die er kannte: indem er ihre Karriere förderte.
» Danke « , sagte Kate, weil es sich so gehörte, und auch weil sie es so meinte. » Für alles, was du für mich getan hast. «
Das Dizzy’s war fast leer, als sie eintrat. Sie ließ den Blick über die abgewetzten roten Nischen und das Sammelsurium eklektischer Kunstdrucke wandern, bis sie ganz hinten im Raum einen schmächtigen, graumelierten Mann von etwa Mitte sechzig entdeckte. Er trug Jackett und Krawatte und redete gerade mit einer hübschen Kellnerin, die einen Nasenring und ein rotes Kopftuch trug. Er sagte etwas, das die Kellnerin dazu brachte, den Kopf in den Nacken zu legen und herzhaft zu lachen. Schließlich raffte Kate sich auf und ging nach hinten. Der Mann war der einzige Gast, der allein in einer Nische saß. Obwohl er nicht aussah wie ein Polizist, war Kate davon überzeugt, dass er Lieutenant Lewis Thompson war.
» Lieutenant Thompson? « , fragte Kate vorsichtig, als sie an seinen Tisch trat.
» Nennen Sie mich Lew, kurz für Lewis. « Er streckte ihr seine Hand entgegen. Aus der Nähe wirkte er noch schmächtiger. Er hatte blassblaue Augen und trug eine Nickelbrille. » Nehmen Sie doch Platz. «
» Tut mir leid, dass ich zu spät komme « , sagte Kate und bemühte sich, von seiner Erscheinung nicht enttäuscht zu sein. Es war kaum vorstellbar, dass dieser Mann Verbrecher jagte, geschweige denn, dass er sie fasste.
Der Lieutenant schaute an Kate vorbei und winkte der Kellnerin. » Wissen Sie schon, was Sie essen wollen? Verzeihen Sie, aber ich konnte nicht warten. «
Er
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