Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf
Verbesserung der Welt beizutragen, so deshalb, weil sich während der Brutzeit das Denken unmittelbar vom Elterndrachen auf das Drachenkind überträgt. Sie dachten nicht mit dem Hintern. Es war nur so, dass die Art der Fortpflanzung beim Drachen auf wundersame Weise zwischen der des Phönix und der bei Elfen, Hühnern, Menschen, Hunden, Katzen, Kanarienvögeln, Delfinen, Pinguinen und Walen stand... ja, gewiss, auch bei den Schmetterlingen, wenn Yorsch einmal aufhören könnte, ihn ständig zu unterbrechen, dann käme er besser voran. Im Übrigen, hatte der Elf nicht vorgehabt, ihm das Sprechen beizubringen? Na bitte, er konnte es schon; solle er sich doch in aller Stille daran erfreuen! Wo war er stehen geblieben? Er hasste es, unterbrochen zu werden. Das war grässlich, einfach GRÄSSLICH! Er hatte schon erwähnt, dass Drachen großartig sind, das großartigste Werk der Natur, Quintessenz und Krone der Schöpfung? Er wolle das nicht aus dem Blick verlieren, wenn er ständig von dummen Unterbrechungen aus dem Konzept gebracht wurde. Wer ihm das Sprechen beigebracht habe? Sein Erzeuger natürlich, wer denn sonst? »Seine Hoheit sein Erzeuger«, wenn man ihn bei seinem korrekten Namen nennen wollte, er hatte seine Erinnerungen übernommen. Das Hirn des erwachsenen Drachen konzentriert sich auf das des Neugeborenen und teilt ihm alle eigenen Kenntnisse und Erinnerungen mit, daher ist das Neugeborene, kaum aus dem Ei geschlüpft und im Fliegen unterrichtet, schon, wie soll man sagen, nun ja, mit einem Wort, schon »perfekt«.
Er sprach anders als Seine Hoheit sein Erzeuger? Na ja, wenn Yorsch unbedingt wollte, konnte er ihn auch einfach Erbrow den Älteren nennen, auch wenn ihm das irgendwie verkürzend vorkam. Drachen sprechen dieselbe Sprache wie die Menschen und die Sprache der Menschen ändert sich im Lauf der Generationen. Drachen haben ein sehr langes Leben. Wenn er brütet, das heißt, wenn er alt und müde ist, kehrt der Drache zu seiner frühesten Sprache zurück, derjenigen nämlich, die er als Kind erlernt hat, im Fall von Erbrow dem Älteren war das also die Sprache der Zweiten Runendynastie. Er, Erbrow der Jüngere, sprach die, die er zuletzt benutzt hatte, die moderne Umgangssprache.
»Noch einmal«, begann der Drache wieder. »Die Art der Fortpflanzung beim Drachen steht zwischen der beim Phönix und der bei den Elfen. Hast du je einen Phönix gesehen? Nein? Natürlich nicht, denn die letzten hat es in der Übergangszeit zwischen der Dritten Runendynastie und der Mittelära gegeben und ihr beklagenswerten Elfen nehmt das Wissen eurer Vorfahren ja nicht in euch auf. Im Feuer suchten und fanden die Phönixe ihre Wiedergeburt, und es war immer wieder dasselbe Individuum, was da auferstand. Das Feuer war für sie der Stein des Weisen, verstehst du, ihr Weg zur ewigen Jugend. Bis ihnen jemand den Hals umgedreht und sie zu Frikassee gemacht hat, bis dahin waren Phönixe unsterblich. Zum Glück war das Frikassee gut, mit reichlich Rosmarin, und wir haben sie ausgerottet.«
»Ihr habt sie ausgerottet? Ihr habt die Phönixe ausgerottet? Die unsterblich waren? Und ihr... ihr habt... sie einfach ausgerottet ?«
Aber was war denn auf einmal los mit dem Jungen, konnte er nicht mehr vernünftig sprechen?
Yorsch war tatsächlich sprachlos. Es war, als wäre er in kaltes Wasser gefallen. Er bekam auch keine Luft! Der Junge tat einen Schritt zurück, mit dem nackten Fuß rutschte er auf einem von einem Uhu halb abgenagten Knöchelchen aus und setzte sich mit dem Hintern in die dicke Schicht Vogeldreck, die den Boden bedeckte.
Vielleicht kam bei den Elfen die Intelligenz erst, wenn sie etwas älter waren.
»Geht es dir gut?«, fragte Erbrow.
»Ihr habt… sie… ausgerottet«, stammelte er wieder, »wie konntet ihr nur?«
»Nun, das war nicht schwer.« Die Erinnerung war ergreifend für den Drachen. Es war keine eigene Erinnerung, er hatte sie aus dem elterlichen Gedächtnis übernommen, aber auch ihm lief noch das Wasser im Mund zusammen: »Ein paar Lorbeerblätter und etwas Meersalz. Nur kurz anbraten, wie Fisch.«
»Es müssen herrliche Geschöpfe gewesen sein!«
»Ganz genau, auch Erdbeeren sind herrlich und wir essen sie. Die Phönixe waren die schwachsinnigsten, albernsten und absolut hirnlosesten Geschöpfe, die die Erde je gesehen hat. Wenn jemand so vollkommen ohne was im Kopf auf die Welt kommt, ist es nicht zu beklagen, wenn er irgendwann ausgerottet wird. Alles, was ein Phönix im Kopf hat, sind
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