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Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf

Titel: Die Letzten ihrer Art 01 - Der letzte Elf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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seine Schwanzfedern und die Falten unter den Augen. Nur wer sie gekannt hat, kann sich das vorstellen. Mit einem Phönix zu reden, ist so trostlos, wie auf einer Wiese mit welkem Gras und verblühten Blumen zu stehen. Schon bei dem Gedanken daran überkommt mich die Trostlosigkeit. Sie auszurotten, war ein Akt der Barmherzigkeit, denn ihr Leben ist ein einziger Leidensweg. Bereit, sich bei lebendigem Leib zu verbrennen, nur um nicht zu altern. Und dabei entstand kein neuer Phönix, verstehst du: Es war immer wieder dasselbe Federvieh, den Kopf bloß voller Albernheiten, das da auferstand!«
    Der Drache seufzte.
    »Bei Hunden, Katzen, Kanarienvögeln, Hühnern, Elfen, Wildschweinen und, jetzt, wo ich daran denke, auch bei Schmetterlingen, ist das anders. Sie haben einen Vater und eine Mutter, die vereinigen sich und bekommen ein Kind oder zwei oder fünf, bei den Kaninchen auch elf oder fünfzehn, und diese Kinder sind weder Vater noch Mutter. Sie sind ein neues Geschöpf, mit der Nase vom Vater, den Augen von der Großmutter, dem Daumen von der Mama, den Backenzähnen von der anderen Großmutter. Das Kind ist neu, einmalig und einzigartig, und wenn man ihm etwas beibringen will, muss man von null anfangen. Von den Grundlagen der schriftlichen und mündlichen Kommunikation bis zum Pipimachen in einen Topf und zum Kacken irgendwo abseits ist alles das Ergebnis von Erziehung und Unterricht. Kannst du mir folgen? Apropos Exkremente, weißt du, wohin du dich gesetzt hast, mein Sohn?«
    Er musste auf den Kopf gefallen sein. Als kleines Kind. Sehr hart aufgeschlagen, der junge Mann. Wer geschrieben hatte, die Elfen seien die genialsten Wesen im ganzen Erdkreis, allerdings auch.
     
     
    Yorsch nickte. Er wusste, wohin er sich gesetzt hatte.
    Mühsam stand er auf und trat aus der Höhle hinaus. Ganz in der Nähe stand in einer kleinen Felsmulde Wasser, wo er sich waschen konnte. Der Drache folgte ihm.
    Wenn Yorsch auf der einen Seite erleichtert war, unendlich erleichtert, beschlich ihn auf der anderen Seite ein merkwürdiges Gefühl. Irgendwie, als wäre er ihm alles in allem als Neugeborenes lieber gewesen. Quiekend und Katastrophen verursachend, aber voller Bewunderung zu ihm aufschauend.
    Jetzt quiekte er nicht und steckte nichts mehr in Brand, aber die Bewunderung war auch dahin.
    Die Welt war in Nebel gehüllt. Im Dunst war der Horizont nicht zu erkennen. Das Wasser in der Mulde war eisig, aber sauber. Yorsch zog seine zerrissenen, schmutzigen und stinkenden Fetzen aus und tauchte entschlossen ein.
    »Der Drache ist nicht identisch mit seinem Erzeuger, aber eine getreue Kopie von ihm und er nimmt dessen Wissen, seine Kenntnisse und auch die Erinnerung an gebratene Phönixe durch die Eierschale auf. Mutter Natur in ihrem Einfallsreichtum setzt uns doch immer wieder in Erstaunen«, schloss der Drache voll großmütiger Rührung. »Da der Drache ein perfektes Wesen ist, hätte es keinen Sinn, irgendetwas zu ändern, während eure Art der Fortpflanzung zu immer wieder anderen Kindern führt, in der Hoffnung, dass es... nun ja, früher oder später... möglicherweise... wie soll ich sagen«, wohlwollend sah der Drache den Elfen an, während er nach dem rechten Wort suchte, »zu einer Verbesserung kommt«, endete er schließlich mit einem gütigen Lächeln.
    Eindeutig, Yorsch hätte die Bewunderung genießen sollen, solange sie da gewesen war! Wenn er es recht bedachte, war das sein Los: die guten Dinge erst dann zu bemerken, wenn er sie verloren hatte.
    Das Wasser war wirklich kalt. Er träumte, er wäre ein Fisch, und die Kälte wurde angenehm. Das Wasser strich wie eine Liebkosung über seine Haut.
    Aber der Drache war nun einmal in Fahrt. »Das Ei wird gelegt, und die Brut beginnt am Lebensende eines Drachen, eben damit er all sein Wissen, seine gesamte Erfahrung, all seine Erinnerungen an das neue Wesen weitergeben kann«, fuhr er begeistert fort. »Während der Brutzeit gebraucht der Drache nur einen kleinen Teil seines Gehirns, das Stammhirn, das ist zugleich auch der... wie soll ich sagen...«
    »Blödeste?«, schug Yorsch vor. Er hatte langsam wirklich genug.
    »Begreifst du, dass ich dich wie einen Hänfling versengen, dich am Spieß rösten könnte, dich mit der Pracht der Flamme ganz einfach vernichten könnte?«
    »Das würdest du niemals tun.«
    »Wie willst du da sicher sein? Ganz bestimmt kannst du nicht meine Gedanken lesen, jedenfalls nicht aus der Entfernung!«
    »Du wedelst mit dem Schwanz, wenn du zu mir

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