Die letzten ihrer Art
Um den Vögeln die Wiederanpassung zu erleichtern, bemühte man sich grundsätzlich, sie in einem Gelände auszusetzen, das mit dem Fanggelände weitgehend vergleichbar war. Trotzdem war schwer zu sagen, wie viele der Vögel sich anpaßten oder wie viele hier überlebten.
Der Tag verstrich, und die Schatten wurden länger. Besonders aufregend war, daß wir einige Kakapo-Ködel fanden, die wir aufsammelten und zwischen den Fingern zerbröselten und ungefähr so beschnupperten wie ein Weinkenner das Bouquet eines lieblichen Chardonnay von der neuseeländischen North Island. Sie duften lieblich, sauber und nach Kräutern. Beinahe genauso aufregend fanden wir ein paar Farne, auf denen ein Kakapo herumgekaut hatte. Sie knapsen den Farn ab und ziehen ihn dann durch ihren kräftigen Schnabel, so daß am Ende nur ein ordentlicher Ball aus aufgewickelten Fasern zurückbleibt.
Bedeutend weniger aufregend war die Erkenntnis, daß dieser Tag mit Sicherheit ohne Kakapo zu Ende gehen würde. Als der Abend hereinbrach und es leicht zu regnen begann, kehrten wir um und machten uns auf den mühseligen Rückmarsch durch den Wald. Wir verbrachten den Abend in der Hütte, freundeten uns mit der Whiskyflasche an und protzten mit unseren Kameras.
Gegen Ende des Abends erwähnte Arab dann, er habe eigentlich gar nicht ernsthaft damit gerechnet, heute überhaupt einen Kakapo zu finden. Sie sind nachtaktive Vögel und deshalb tagsüber schwer aufzutreiben. Um irgendeine Aussicht auf Erfolg zu haben, müsse man sich auf die Suche machen, wenn gerade genug Tageslicht vorhanden sei, um das Vieh zu erkennen, die Spuren auf dem Boden jedoch noch frisch seien. Man müsse so gegen fünf oder sechs Uhr morgens aufbrechen und nach ihnen suchen. Ob uns das recht sei? Er stand auf und schleifte seinen Bart zu Bett.
Fünf Uhr morgens ist die schrecklichste aller Tageszeiten, besonders wenn der eigene Körper noch verzweifelt damit beschäftigt ist, sich aus seiner Verhedderung mit einer halben Flasche Whisky zu befreien. Wir schleppten uns kalt, mit steifem Hals und Ganzkörperschmerzen aus unseren Kojen. Das Maschinengewehrfeuer aus dem Hauptzimmer entpuppte sich als brutzelnder Schinken, und damit versuchten wir uns wiederzubeleben, während das graue Morgenlicht draußen abscheulich durch den Himmel zu sickern begann. Ich habe nie verstanden, weshalb die meisten Leute soviel Aufhebens um die Morgendämmerung machen. Ich habe ein paar erlebt, und die waren nie so schön wie die auf den Fotos, deren zusätzlicher Vorteil darin liegt, daß man sie sich ansehen kann, wenn man in der richtigen geistigen Verfassung ist, was in der Regel gegen Mittag der Fall sein wird.
Nach einigem Herumgefummel an den störrischen Stiefeln und Kameras stolperten wir schließlich gegen halb sieben aus der Tür und wankten wieder in den Wald. Mark begann sofort, mir irrsinnig seltene Vögel zu zeigen, und ich sagte ihm, er solle das gefälligst einer Parkuhr erzählen. Ein toller Auftakt für einen erbarmungslos ornithologisch ausgerichteten Tag. Gaynor bat mich, während unseres Marsches in den Wald die Umgebung zu beschreiben, und ich teilte ihr mit, wenn sie mir noch ein einziges Mal mit ihrem Mikrofon unter der Nase herumstochere, werde es höchstwahrscheinlich mit meinem Mageninhalt Bekanntschaft machen müssen. Ich fand mich kurz darauf allein wandernd wieder.
Nach einiger Zeit mußte ich mir eingestehen, daß der Wald so übel nicht war. Er war kalt, naß und rutschig und versuchte ständig, mir mit irgendwelchen widerlich verdrehten Wurzeln oder ähnlichem die Schienbeine aus dem Knie zu kurbeln, hatte aber trotzdem eine irgendwie funkelnde Klasse, die auch unter meinen finstersten Blicken nicht weichen wollte. Ron Tindal begleitete uns diesmal und bahnte sich gerade auf seine erschreckend robuste schottische Art einen Weg durch das Unterholz, aber sogar das verursachte mir nach einer Weile keine Kopfschmerzen mehr, da all dieses Glitzern mich langsam, aber auf sehr wohltuende Art zu verzaubern begann. Vor uns, nur flüchtig durch die nebligen Bäume aufblitzend, bewegte sich die blaukarierte Windjacke wie ein Gespenst und folgte dem eifrigen Klingeln von Boss' Glocke.
Nachdem wir uns lange Zeit vorangeschleppt hatten, schlossen wir zu Arab auf, der auf einem schmalen Pfad angehalten hatte und nun im durchweichten Gras hockte.
»Das ist ein ziemlich frischer Ködel«, sagte er und hielt uns eine dunkle, marmorierte Perle zur Untersuchung hin. »Das Weiße hier ist
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