Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
dicht mit Farnen und Baumstumpfen bedeckte Böschung, die zu einer breiten, flachen Senke hinunterführte, in der Ron stand und sich perplex umschaute. Beim Versuch, den matschigen, in die Senke führenden Abhang zu meistern, verlor Gaynor den Halt und rutschte elegant auf dem Hintern nach unten. Ich verfing mich mit meinem Kamerariemen in dem weit und breit einzigen Ast, der nicht bei der leichtesten Berührung abbrach. Mark blieb stehen, um mir beim Entheddern zu helfen. Ron, der wieder mit der Schottenhüpferei angefangen hatte, hoppelte den gegenüberliegenden Abhang hinauf und rief nach Arab.
»Können Sie ihn sehen?« rief Mark.
Mir kam plötzlich eine Idee. Wir hatten uns verirrt, weil Boss' Glocke zu klingen aufgehört hatte. Da Mark offenbar genauso urplötzlich dieselbe Idee gekommen war, platzten wir beide gleichzeitig los. »Haben sie einen Kakapo gefunden?«
Ein Ruf ertönte.
Gaynor drehte sich zu uns um und schrie: »Sie haben einen Kakapo!«
Urplötzlich fingen wir alle mit der Schottenhüpferei an.
Mit viel Geschrei und Hallo kletterten und schlitterten wir hektisch über den Boden der Senke, zerrten uns auf der anderen Seite nach oben und rutschten hinunter in die nächste Senke, an deren gegenüberliegender Seite, auf einer moosbewachsenen Böschung vor einem steilen Abhang, sich ein äußerst eigentümliches Gruppenbild bot.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich herausgefunden hatte, womit die Szene Ähnlichkeit hatte, und als es mir klar wurde, blieb ich kurz stehen und näherte mich dann wesentlich behutsamer.
Es war wie ein Marienbildnis.
Arab saß im Schneidersitz auf der moosbewachsenen Böschung, und sein langer, nasser, graumelierter Bart floß ihm in den Schoß. Und in seine Arme gebettet lag, sanft in seinen Bart geschmiegt, ein großer, dicker, verdreckter, grüner Papagei. In stiller Bereitschaft stand Boss neben ihnen und betrachtete sie aufmerksam mit schiefgelegtem Kopf.
Angemessen schweigsam gingen wir zu ihnen hinauf. Aus Marks Kehle drangen leise Grunzlaute.
Der Vogel war sehr ruhig und sehr reglos. Er schien nicht beunruhigt zu sein, schien aber genausowenig zu wissen, was vor sich ging. Der Blick aus seinen großen, schwarzen, ausdruckslosen Augen verlor sich irgendwo in der Ferne. In seinem Schnabel hielt er, zart, aber bestimmt, Arabs rechten Zeigefinger, von dem Blut heruntertröpfelte, und das schien eine sehr beruhigende Wirkung auf den Vogel zu haben. Arab versuchte behutsam, ihn wegzuziehen, aber dem Kakapo gefiel der Finger, und Arab ließ ihn schließlich, wo er war. An Arabs Hand tröpfelte noch ein bißchen mehr Blut herab und vermischte sich mit dem Regenwasser, von dem sowieso schon alles durchtränkt war.
Mark murmelte zu meiner Rechten, welche Ehre es sei, von einem Kakapo gebissen zu werden, was ein für mich kaum nachzuvollziehender Standpunkt war, aber ich hielt den Mund.
Wir fragten Arab, wo er ihn gefunden habe.
»Der Hund hat ihn gefunden«, sagte er. »Ich vermute mal. so ungefähr zehn Meter diesen Hügel rauf, unter dem umgeknickten Baum da. Und als der Hund zu nah rankam, hat unser Freund das Weite gesucht und ist bis hierher runtergelaufen, wo ich ihn eingefangen habe. Er ist aber in guter Verfassung. An seiner schwammigen Brust kann man sehen, daß er dieses Jahr kurz vor dem Balzen steht. Das ist sehr erfreulich. Es bedeutet, daß er sich nach der Umsiedlung gut eingelebt hat.«
Der Kakapo rutschte ein Stück in Arabs Schoß herum und drückte sein Gesicht tiefer in den Bart. Arab strich ihm sehr sanft über die klammen, gesträubten Federn.
»Er ist ein bißchen nervös«, sagte er. »Wahrscheinlich wegen der Geräusche. So verdreckt sieht er nur aus, weil er naß ist. Er hat wohl an einem trockenen Plätzchen gesessen, als Boss ihn gewittert hat, und ist wahrscheinlich vom Geräusch der Glocke oder dem zu nah herankommenden Hund verscheucht worden und den Hügel runtergerannt und wollte nicht mal aufhören zu laufen, als ich ihn längst hatte. Er hält mich nur ein bißchen fest, mehr nicht. Wenn er den Druck erhöhen wollte...« Er zuckte die Achseln. Der Kakapo hatte unverkennbar einen sehr kraftvollen Schnabel. Es sah aus, als habe man ihm einen großen, mit Horn gepanzerten Dosenöffner ins Gesicht geschweißt.
»Er ist absolut nicht so entspannt wie viele andere Vögel«, murmelte Arab. »Eine Menge Vögel sind wirklich entspannt, wenn man sie in der Hand hält. Ich möchte ihn nur nicht zu lange festhalten, weil er naß ist und fürchterlich

Weitere Kostenlose Bücher