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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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anderen Finger und knochendürr, fast wie ein Zweig. Diesen Finger benutzt es, um die Larven, von denen es sich ernährt, unter der Baumrinde herauszuklauben.
Ein anderes Tier, ein in Papua-Neuguinea heimisches, langfingriges Opossum, verhält sich ebenso. Es verfügt über einen langen, dürren Ringfinger für genau denselben Zweck. Zwischen den beiden Tieren besteht keine Verwandtschaft, und was sie verbindet, ist einzig dies: das Fehlen von Spechten.
Es gibt keine Spechte auf Madagaskar, und es gibt keine Spechte auf Papua-Neuguinea. Folglich liegt Nahrung – die Larven unter der Rinde – brach, und in beiden Fällen haben die Säugetiere einen Mechanismus entwickelt, an sie heranzukommen. Der Mechanismus, dessen sich beide bedienen, ist der gleiche – verschiedene Finger, gleicher Grundgedanke. Eine Übereinstimmung, die einzig und allein dem Selektionsprozeß der Evolution zuzuschreiben ist, da die Tiere nicht miteinander verwandt sind.
Einander exakt entsprechende Verhaltensmuster haben sich vollkommen unabhängig voneinander auf beiden Hälften der Erdkugel entwickelt. In den Souvenirläden in Spanien, Griechenland oder auf Hawaii lassen sich die Einheimischen gegen Bezahlung fröhlich beleidigen oder ausnutzen, um das eingenommene Geld dann zum intensiveren Raubbau an ihrem Lebensraum zwecks Anziehung größerer Scharen geldbeladener Räuber auszugeben.
»Schön«, sagte Mark, als wir uns an diesem Abend zum Essen in einem Touristenrestaurant zwischen Plastikblumen. Supermarktmusik und Papierschirmchen zur Verzierung der Drinks einfanden, »ist doch zauberhaft. Jetzt müssen wir uns nur noch eine Ziege besorgen.«
»Hier?«
»Nein. In Labuan Bajo. Labuan Bajo liegt auf der Insel Flores und ist der Komodo nächstgelegene Hafen. Wir werden eines der tückischsten Meere Asiens überqueren müssen. An der Stelle treffen das Südchinesische Meer und der Indische Ozean aufeinander, und das ganze Gebiet ist durchzogen von Gegenströmungen, Stromkabbelungen und Strudeln. Die Überfahrt ist sehr gefährlich und kann bis zu zwanzig Stunden dauern.«
»Mit einer Ziege?«
»Einer toten Ziege.«
Ich spielte mit meinem Essen herum.
»Ideal ist es«, fuhr Mark fort, »wenn die Ziege schon seit gut drei Tagen tot ist und einen anständigen Verwesungsgeruch entwickelt hat. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Drachen angezogen fühlen.«
»Du beabsichtigst, zwanzig Stunden auf einem Boot...«
»Einem kleinen Boot«, ergänzte Mark.
»... bei rauhem Seegang...«
»Höchstwahrscheinlich.«
»... mit einer seit drei Tagen toten Ziege zu verbringen?«
»Ja.«
»Mir fehlen die Worte.«
»Es gibt da noch was, das ich dir vielleicht sagen sollte, und zwar, daß ich keine Ahnung habe, ob irgend etwas von alldem eigentlich stimmt. Es kursieren die widersprüchlichsten Geschichten, von denen einige vermutlich einfach überholt oder komplett erfunden sind. Wir werden uns hoffentlich einen besseren Überblick über die Lage verschaffen können, wenn wir in Labuan Bajo sind. Wir fliegen morgen über Bima und sollten rechtzeitig am Flughafen Denpasar sein. Es war ein Alptraum, die Tickets und den Anschlußflug zu bekommen. Wir dürfen diese Maschine einfach nicht verpassen.«

Wir taten es trotzdem. Auf dem Flughafen erwartete uns ein Ausbruch der Hölle, der aus einem heillosen Durcheinander von Menschen und unüberhörbaren Andeutungen von Gewalttätigkeit bestand. Der Mann am Schalter der Fluggesellschaft teilte uns mit, unser Flug von Bima nach Labuan Bajo sei vom Reisebüro nicht bestätigt worden, also hätten wir keine Plätze. Achselzuckend gab er uns unsere Tickets zurück.
Da man uns gesagt hatte, Indonesien könne man nur in einem Gemütszustand äußerster Gelassenheit in Angriff nehmen, beschlossen wir, es damit zu versuchen. Wir versuchten, dem Mann gelassen klarzumachen, daß auf unseren Tickets, genaugenommen, »bestätigt« stehe, woraufhin er uns erklärte, »bestätigt« bedeute, genaugenommen, gar nicht bestätigt , sondern werde lediglich auf Wunsch gewisser Leute auf die Tickets geschrieben, weil man sich so eine Menge Mühe spare und die Leute dazu bringe, wegzugehen.
Er ging weg. Wir standen gelassen da und fächelten uns mit den Tickets schlechte Luft zu. Hinter dem Schalter war ein Fenster, durch das uns ein schlanker Flughafenangestellter mit schmalem Schnurrbart, schmalem Schlips und einem weißen Hemd mit schmalen Schulterstücken durch die dünnen Rauchschwaden seiner Zigarette teilnahmslos

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