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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Lanzen und trieben ihre Ponies an. Hier und dort verschwendete ein Reiter kostbares Schießpulver, wofür er sie nicht tadelte, denn hiernach gab es keine Schlachten mehr für die Horden, weil sie dann die ganze bekannte Welt erobert haben sollten und nichts mehr auf sie wartete als das Meer.
    »Schlagen wir das Lager auf?« fragte ein junger Reiter vom Fuchs. Er nickte und betrachtete Boga. »Gib die Befehle«, sagte er. Boga ritt davon, um dieser Weisung zu folgen. Die Kolonne hielt an, die Wagen wurden ausgespannt, die Tiere an Pflöcke gebunden. Yilan blieb auf seinem Pony sitzen und wartete, wie er es jeden Abend tat, bis alles in Ordnung war, bis die Kochtöpfe von den Wagen gebracht wurden und das Kochen begann.
    Die Anordnung der Wagenzelte war nicht zufällig, sondern folgte den Rangunterschieden. Sein eigenes bildete den Mittelpunkt des Lagers, und die der Häuptlinge von Falke und Fuchs berührten es – aber die waren mit Shimshek geritten; und auch die des Wolfes, jedoch ohne Shimshek selbst und seine Unterführer, so daß jetzt nur noch ihre Familien da waren, Wagen ohne Beschützer. Tatsächlich flatterte zu seiner Linken Bogas Luchsstandarte, und nahe dabei die Standarten von Häuptlingen, die nicht mit Shimshek gezogen waren – alles seine Feinde.
    Bogas Stunde war also gekommen, dachte Yilan bei sich, während er langsam in die Falle ritt, diesen harmlos aussehenden Bereich neben seinem eigenen Wagen, wo Gunesh auf ihn warten sollte. Aber tatsächlich standen dort Boga und die anderen, standen abgestiegen neben ihren Pferden und der Leiter seines Wagens. Er hielt Ausschau nach Klingen, während sein Herz ihn um Guneshs willen quälte, wo sie ja vielleicht tot war; aber nein, noch nicht, nicht, bis er selbst dran war. Das würden sie nicht wagen, aus Angst vor einem Fehlschlag. Man mußte der Schlange den Kopf abschlagen, bevor man anderweitige Provokationen riskierte. Boga war nicht dumm – und daher berechenbar.
    Sie gaben ihm einfach etwas zu trinken, einen Schlauch Kumyß, sogar aus Bogas eigener Hand, während er noch im Sattel saß. Er betrachtete Boga, und ein furchterfülltes Schweigen herrschte hier, ungeachtet des geschäftigen Lärmes überall sonst im Lager – ein Schweigen, und nackte Angst in den Gesichtern aller in diesem Kreis um ihn, er auf dem Pferd und mit diesem tödlichen Geschenk in der Hand, und sein Blick schweifte von Boga zu den anderen.
    »Ich kenne euch«, sagte er wieder und beobachtete, wie der Haß in Bogas Augen zunahm und die Furcht in den Augen der anderen.
    Er trank. Er beobachtete sie danach. Sah, daß ihre Angst keine Spur nachgelassen hatte. Es war jetzt vielleicht eine andersartige Angst, die von Männern, die sich plötzlich durchsichtig fühlten und fragten, ob sie nicht in eine namenlose Falle geraten waren, in der die Einsätze nicht ganz dem entsprachen, was sie erwartet hatten.

    »Helft mir beim Absteigen«, sagte Yilan Baba und schwang ein Bein hinüber, stützte sich auf Bogas Arme, ließ sich von Boga zur Leiter seines Wagens führen. Boga half ihm auch hinauf, in das mit Teppichen ausgelegte, dunkle Innere. »Zünde die Lampen an!« befahl Yilan, und Boga deckte den Feuertopf auf und tat wie geheißen, führte die Pflicht eines Dieners aus. Aber Boga gestattete ihm jetzt genau dies, war bereit, jeden möglichen Wunsch von ihm zu erfüllen – heute nacht.
    Dann lehnte sich Yilan in die bestickten Lederpolster zurück und ruhte sich aus auf den Teppichen und im gelben Lampenlicht, das auf ihn herabschien. Er schloß die Augen und träumte von der Stadt, sah dann aus leicht geöffneten Augen, als er einen sich entfernenden Schritt hörte und der Wagen wackelte, daß Boga seines Weges gegangen war.
    Zweifellos, um Fallen und Hinterhalte zu legen.
    O Shimshek, paß auf!
»Mein Ehemann?«
    Es war ein ganz anderer Schritt, der hinter den Vorhängen näherkam, durch die Tür zum vorderen Raum. Der Duft von Kräutern begleitete sie, ein Anflug von Süße, ganz unähnlich dem Staub und Uringestank, aus dem die Außenwelt bestand. Er öffnete lächelnd die Augen, denn Gunesh war bei ihm, die schöne, tapfere Gunesh, die alles miterlebt hatte; Schrecken stand in ihren Augen, als sie neben ihm niederkniete. Er hob die behandschuhte Hand und streichelte tröstend ihre Wange.
    »Möchtest du essen, Yilan?«
    Er schüttelte den Kopf, machte einen Versuch, sich die Handschuhe auszuziehen. Sie half ihm; selbst diese Anstrengung machte ihn jetzt schon müde. »Ich

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