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Die letzten Städte der Erde

Die letzten Städte der Erde

Titel: Die letzten Städte der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Hilfe: Yilan hatte seine letzte Schlacht bereits geführt, und er wußte es; und Pferd wußte es, denn es alterte selbst... – andernfalls hätte es den Feind schon gespürt, die Nüstern geweitet und den Kopf geworfen, mit wachsamem und eifrigem Schritt durch den Geruch von Fremden und einem fremden Land, der mit dem Wind kam. Aber es trottete mit hängendem Kopf einher.
    »Geh!« sagte Yilan erneut, und Shimshek drückte ihm die Schulter und galoppierte davon, tief über sein Pony gebeugt, drückte ihm die Fersen in die Seiten, schrie und wirbelte den Staub auf. »Hai ahi hai!« schrie er, und die Wolfsstandarte folgte seinem Ruf, denn der Wolf war sein Clan. Falke und Fuchs setzten sich in Bewegung, als Yilan den Arm hob und diese beiden Einheiten nach vorne winkte. Die Krieger donnerten an ihm vorbei zum Wolfsbanner. Weitere Kuriere eilten mit ihren schnellen Ponies hinaus, um zusätzliche Einheiten zusammenzurufen, eine gewaltige Horde, die sich unter dem Kommando Shimsheks des Wolfes zum ersten Scharmützel dieses Feldzuges versammelte.
    Ein anderer Reiter zügelte sein Tier neben Yilan und machte dabei ein mürrisches und finsteres Gesicht. Er war von Yilans Alter, aber gesund und kraftvoll. Yilan neidete ihm die Kraft und die ihm noch verbleibenden Jahre und blickte ihm in die Augen. Boga hieß dieser Mann, grau und von breitem Körperbau.
Bulle
nannte man ihn, und er hatte einst alle Horden der Donau geführt.
    Einst.
»Du hast den Wolf geschickt... – wohin?«
»Um zu kommandieren.« Wieder diese Heiserkeit, die seiner Stimme den Befehlston raubte, den sie einst besessen hatte. Er war zweifach dankbar für Shimsheks Loyalität; der Rücken würde ihm wirklich kalt werden, wenn er Boga dort wußte. »Um zu
führen
, Boga. Und deine Männer werden die Kolonne schützen.«
    Haß brannte in den Augen des alten Mannes, tief und rachsüchtig. Ja, dachte Yilan, und jetzt fürchtet sogar Shimshek diesen Mann. Bewußt, wenn auch ohne Wissen.
    Boga ritt davon. Yilan beobachtete die Versammlung von Anführern, die sich sofort um ihn bildete. »Komm schon, Pferd«, sagte er, schlug dem Pony auf die Flanke und ritt auf diese Gruppe zu, in ihre Mitte hinein, erzielte schuldbewußte Blicke, als er sich dazwischendrängte. »Los«, sagte er, »zurück zu euren Truppen!« befahl er einigen; und »Reitet mit Shimshek!« befahl er anderen. Er gab Befehle, und Köpfe wurden gesenkt und Reiter galoppierten davon, und Boga blieb es belassen, neben ihm zu reiten. Die Geste hatte Yilan ermüdet. Er starrte in das wechselnde Licht und den Staub, den Shimsheks Reiter aufwirbelten, und wußte, welcher Haß neben ihm ritt.
    »Nach einem weiteren Maß der Sonne schlagen wir das Lager auf«, sagte er. Er wußte mit Sicherheit, was Shimshek seit den letzten Tagen vielleicht auch schon argwöhnte, daß es nämlich schnell mit ihm zu Ende ging. Und daß Boga diesen Vorgang zu beschleunigen wünschte. »Die Stadt ist beinahe schon in Sichtweite«, sagte er, um Boga ein Stichwort zu geben, wegen einer Perversität, die er selbst nicht begriff, außer daß auch er im Krieg eine solche Gewohnheit pflegte, nämlich den Feind hinauslocken, es ihm niemals zu erlauben, in seinem Versteck liegenzubleiben.
    »Ich habe nicht geglaubt, daß du es schaffen könntest, Yilan Baba. Ich habe es nicht geglaubt, aber du hast meine Einschätzung als Irrtum erwiesen.«
    Boga hatte sich widersetzt. Er folgte ihm, weil sein Stamm es sich nicht leisten konnte, sich von den anderen Stämmen abzusondern, weil er die Donauhorden befehligt hatte und das immer noch tun konnte, wenn er ihnen dorthin folgte, wohin sie zogen. Unvermeidlicherweise war es immer Boga, der im Rat aufstand und sagte, daß die Stämme ihre Unabhängigkeit untereinander wahren müßten. Es hörte sich edel und traditionsbewußt an. Aber es bedeutete etwas anderes; denn je schwächer Yilan wurde, desto seltener sagte Boga dergleichen. Je mehr Yilan sich dem Tode näherte, desto mehr trat ein anderer Blick in Bogas geschlitzte Augen, ähnlich dem Blick eines hungrigen Tieres.
    »Ich kenne dich«, sagte Yilan Baba mit heiserer Stimme.
    »Du solltest mich auch gut kennen nach diesen vielen Jahren, Vater. Wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, aber bin ich dir nicht tatsächlich gefolgt?«
    »Ich kenne dich«, sagte Yilan wiederum, drehte den Kopf und blickte Boga ein zweites Mal in die Augen; und diesmal blickte etwas von Boga aus dessen Augen hervor und schien sehr kalt zu werden. »Wir

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