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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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es, das ist jetzt nicht so wichtig. Patrizia braucht einen Arzt!“
    Sie lief in die Diele, um das Telefon zu holen. Doch das Kabel war samt Dose aus der Wand gerissen worden. Mit einem frustrierten Aufstöhnen wickelte sie eine Haarsträhne um ihren Finger. „ Maledetto! Das kann doch nicht wahr sein!“
    Als sie gerade ihr Handy zückte, trat Zack auf sie zu, nahm ihr das Gerät aus der Hand und legte es auf den Schuhschrank, der wie durch ein Wunder heil geblieben war. „Das kannst du dir sparen“, sagte er und schaute ihr dabei so tief in die Augen, dass sie für einen Moment wieder alles um sich herum vergaß.
    „Aber Patrizia …“
    „Keine Sorge, Polizei und Notarzt sind bereits im Treppenhaus auf dem Weg hier herauf“, fiel Zack ihr ins Wort, wobei er ihr sanft mit dem Handrücken über die Wange streichelte. In der nächsten Sekunde zog er seine Hand so hastig zurück, als hätte er sich verbrannt. „Ich muss weg“, erklärt er, lief zum Fenster und öffnete es. Dann blickte er noch einmal zurück. „Sei um Schlag Mitternacht an der Spanischen Treppe.“
    „Warte!“, rief Grazia. „Wir sind im vierten Stock, du kannst doch nicht …!“
    Fassungslos schaute sie mit an, wie er sich durch den Fensterrahmen schwang und ohne einen Laut in der Schwärze der Nacht verschwand.
    „Hören Sie, Agente, ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Kann ich jetzt endlich zu meiner Freundin?“
    Mit einem Becher scheußlich schmeckenden Automatenkaffees in der Hand saß Grazia im kargen Schwesternzimmer des Krankenhauses, in das der Notarzt Patrizia eingeliefert hatte.
    Grazia brannte darauf zu erfahren, wie es ihrer Freundin ging. Sie hatte so entsetzlich blass und verloren ausgesehen, als die Sanitäter sie auf die Bahre hoben. Doch bevor sie zu ihr konnte, musste sie erst noch diese Befragung hinter sich bringen. Dabei herrschte in ihrem Kopf ein solches Chaos, dass sie sich kaum auf die Fragen konzentrieren konnte, die ihr gestellt wurden.
    War das alles vorhin in ihrer Wohnung wirklich passiert? Es kam ihr inzwischen so irreal vor, dass sie langsam anfing, sich zu fragen, ob sie ihrem Vater nicht in Wahrheit ähnlicher war, als sie sich selbst eingestehen wollte.
    Unsinn! ermahnte sie sich selbst. Du bist nicht verrückt! Es muss eine ganz logische Erklärung für all das geben. Es muss einfach!
    So sehr sie sich aber auch das Hirn darüber zermarterte, ihr wollte beim besten Willen keine einfallen.
    „Ich fasse noch mal zusammen“, sagte der Polizist, der ihr gegenüber an dem Stahltisch saß und sich ihr als Agente Vespuzzi vorgestellt hatte. Grazia kannte Vespuzzi nicht, schätzte ihn aber auf Ende vierzig bis Anfang fünfzig. Ein schmaler grauer Haarkranz reichte von einem Ohr zum anderen. Sie fand, dass es fast ein bisschen wie ein Heiligenschein aussah. „Als Sie die Wohnung betraten, ergriff der Eindringling also die Flucht durchs Treppenhaus. Sie beschreiben den Mann als groß und sehr grobschlächtig.“ Zweifelnd blickte er sie an. „Finden Sie es nicht verwunderlich, dass niemand ihn beim Verlassen des Hauses beobachtet hat? Nicht einmal die Nachbarn, die uns aufgrund des großen Lärms, der aus ihrer Wohnung drang, alarmiert haben?“
    Grazia atmete tief durch. Sie versuchte ruhig zu bleiben, was ihr aber angesichts der Lage, in der sie sich befand, zunehmend schwerfiel. Dabei konnte sie den Kollegen ja sogar verstehen. Ihre Geschichte, die sie sich auf die Schnelle ausgedacht hatte, besaß mehr Löcher als ein Schweizer Käse. Doch die Wahrheit würde ihr erst recht kein Mensch abnehmen. Immerhin war sie in ihrer Wohnung mitten in Rom von einem albtraumhaften Monster angegriffen worden. Und der Mann, der ihr zu Hilfe geeilt war, hatte sich kurz vor dem Eintreffen der Polizei ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Fenster im vierten Stock gestürzt!
    „Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht mehr dazu sagen“, erklärte sie deshalb und stand auf. „Wenn Sie also keine weiteren Fragen haben …“
    Vespuzzi schüttelte den Kopf. „Nein, im Augenblick nicht. Aber sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen …“
    „Dann melde ich mich natürlich bei Ihnen.“ Als Grazia kurz drauf zur Tür hinaustrat, erlebte sie eine Überraschung. „Silvio? Was machst du denn hier?“
    Silvio Visconti ließ den Beamten, mit dem er sich gerade noch unterhalten hatte, einfach stehen und eilte auf sie zu. „Grazia – endlich! Wie geht es dir?“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich habe über

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