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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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sich etwas von seinem Angreifer zu lösen und das Messer aus seinem Hosenbund zu ziehen.
    Mit aller Macht rammte er es dem Vampir in die Brust. Dessen Augen weiteten sich vor Schock und Überraschung. Er stieß ein letztes Röcheln aus, dann fiel er zur Seite und blieb still liegen.
    Schwer atmend stemmte Zack sich auf die Knie. Erst jetzt erblickte er Grazia, die zitternd wie Espenlaub dastand, in der Hand das abgebrochene Ende eines Besenstiels, den sie dem Vampir offenbar in einem verzweifelten Versuch, ihm zu helfen, über den Schädel gezogen hatte. Die andere Hälfte lag neben der dämonischen Kreatur, deren Haut bereits die Farbe von altem Pergament angenommen hatte, und die sich – wie Zack wusste – innerhalb kürzester Zeit zuerst in eine Mumie verwandeln und dann in Staub auflösen würde.
    Grazia schluchzte stumm, ihr Gesicht war eine Maske des Entsetzens.
    „Wir haben ihn getötet“, stieß sie erschüttert aus. „Wir haben einen Menschen umgebracht!“
    Obwohl sich seine Beine noch immer ganz schwach anfühlten, schleppte Zack sich zu ihr hinüber. Sie stürzte sich in seine Arme, barg das Gesicht an seiner Schulter und fing an, hemmungslos zu weinen.
    Überfordert stand Zack da. Er hatte nicht gerade viel Übung darin, einen Menschen zu trösten, doch er verspürte das unbändige Bedürfnis, irgendetwas für sie zu tun. Ihr zu helfen, mit dem zurechtzukommen, was sie gerade erlebt hatte.
    Verdammt, das ist doch absurd! Der Typ war ein Vampir, und er hat versucht, dich zu töten! Mit ihrer Hilfe hast du ihn dahin zurückgeschickt, wo er hingehört: in die Hölle!
    Doch Grazias Gefühle hatten mit Logik nicht viel zu tun. Die Erkenntnis, dass durch ihr Mitwirken jemand getötet worden war, erschütterte sie bis in die Grundfesten ihrer Seele. Und dabei kam es nicht darauf an, ob sie richtig oder falsch gehandelt hatte. Allein die Tatsache, dabei geholfen zu haben, ein Leben auszulöschen – und sei es auch ein untotes –, stellte ihre gesamte Existenz infrage.
    Und zu seinem eigenen Erstaunen verstand Zack, was in ihr vorging.
    Wie von selbst hatte er die Hand gehoben, die jetzt zögernd ein paar Zentimeter über ihrem Kopf verharrte. Er spürte, dass diese einfache, im Grunde harmlose Geste alles verändern würde.
    Sei vernünftig, noch kannst du zurück! Sie ist nur ein Mensch! Hast du schon vergessen, wozu diese ach so hochzivilisierten Kreaturen fähig sind?
    Nein, beantwortete er sich seine Frage. Er hatte nichts von alledem vergessen – und trotzdem konnte er nicht anders. Zum ersten Mal war ihm wirklich klar geworden, dass er hier längst schon nicht mehr nur für die Seelen von Merle und seinem Sohn kämpfte.
    Nein, er tat es auch für jemand anderen.
    Grazia.
    Tröstend strich er ihr mit der Hand übers Haar. „Schhhh … Das war kein Mensch, sondern ein Dämon, hörst du? Wenn du nicht eingegriffen hättest, würde ich jetzt an seiner Stelle tot dort drüben liegen. Ich …“
    Ein leises, qualvolles Stöhnen ließ ihn verstummen.
    Zack wirbelte herum. Er war so auf Grazia – ihre Verzweiflung und ihre bitteren Tränen – fixiert gewesen, dass er nicht einmal gespürt hatte, dass sich noch eine weitere Person im Zimmer aufhielt. Ja, er hatte sogar einen Moment lang vergessen, warum sie überhaupt hier waren.
    Wenn er es nicht bald schaffte, sich besser unter Kontrolle zu halten, steckten sie in ernsthaften Schwierigkeiten.
    Es hatte sich gut angefühlt, in Zacks Armen zu liegen und von ihm getröstet zu werden. So gut, dass Grazia ein bedauerndes Seufzen ausstieß, als er sich plötzlich von ihr losmachte. Doch als ihr Blick ihm folgte und sie die gekrümmt daliegende Gestalt am Boden vor der Eingangstür entdeckte, kehrte sie mit einem Schlag wieder in die Realität zurück.
    Sie zwang sich, nicht daran zu denken, dass es ein schwer verletzter Mensch gewesen war, der vorhin, während sie so verzweifelt versucht hatte, in den Raum zu gelangen, die Tür blockiert hatte. Stattdessen kniete sie sich neben den Mann, dessen helles Hemd vom Kragen über die Schulter bis hinunter zur Brusttasche blutbesudelt war, auf den Boden.
    Übelkeit stieg in ihr auf, als sie die klaffende Wunde an seinem Hals entdeckte. Rasch wandte sie den Blick ab. „Ist er …“, fragte sie Zack und sah ihn ängstlich an. „Ist er tot?“
    „Noch nicht“, entgegnete er ernst. „Aber ich fürchte, wir können nicht mehr viel für ihn tun – allenfalls sein Leiden verkürzen.“
    „Das ist Giancarlo di

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