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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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– stattdessen nahm er Anlauf und sprang einfach hindurch. Glas splitterte, Scherben flogen wie winzige Geschosse durch die Luft, und im nächsten Moment war Zack in dem dunklen Haus verschwunden.
    Für Grazia gab es kein Halten mehr. Sie brachte es nicht über sich, einfach tatenlos draußen zu warten. Mit wild pochendem Herzen folgte sie Zack ins Innere der Villa.
    Die Überreste der Glasscheibe knirschten unter ihren Schuhsohlen, als sie den riesigen Salon durchquerte. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die Schwärze, die sie umgab. Ständig stieß sie gegen irgendwelche Einrichtungsgegenstände, und ihre überreizte Fantasie gaukelte ihr Schatten vor, die um sie herum durch die Dunkelheit huschten.
    Plötzlich hörte sie Geräusche ganz in der Nähe. Sie beschleunigte ihre Schritte. Den wütenden Stimmen folgend gelangte sie zu einer schweren Eichentür, die sich nur einen winzigen Spalt weit öffnen ließ, weil sie von irgendetwas auf der anderen Seite blockiert wurde.
    Doch Grazia konnte auch so genug erkennen, um ihr das Blut in den Adern gefrieren zu lassen.
    Durch ein Oberlicht floss Mondlicht in den Raum, sodass es beinahe taghell war. Grazia erblickte Zack und einen dunkelhaarigen, etwas verwahrlost aussehenden Jungen, den sie auf etwa neunzehn oder zwanzig Jahre schätzte. Sein Haar war verfilzt, und an einigen Stellen schimmerte die weiße Haut seines Schädels hindurch. Der Blick, mit dem er Zack fixierte, war voller Hass, und gleichzeitig glaubte Grazia, so etwas wie Furcht in seinen Augen schimmern zu sehen.
    Er war gerade gespenstisch bleich, nur seine Lippen besaßen eine fast schon unwirklich kirschrote Färbung. Kurz fragte sie sich, ob er vielleicht Lippenstift benutzt hatte, um diesen Effekt zu erzielen – bis er den Mund öffnete, und lange, mit Blut verschmierte Reißzähne wurden sichtbar.
    Dieser Junge war kein Mensch, erkannte sie voller Entsetzen – sondern ein Vampir!
    Ein Keuchen entrang sich ihrer Kehle. Sie sah, wie Zack in ihre Richtung blickte, und genau diesen Augenblick der Unachtsamkeit nutzte sein Widersacher, um anzugreifen. Mit einem Schrei, der mehr an das Brüllen eines wilden Tieres erinnerte, stürzte er sich auf Zack und versuchte sofort, seine Fänge in Zacks Kehle zu schlagen.
    Grazia schrie gellend auf. Mit ihrem ganzen Körpergewicht stemmte sie sich gegen die Tür, die sich aber keinen Millimeter von der Stelle bewegte. Panisch hämmerte sie mit den Fäusten gegen das dunkle Eichenholz und schrie immer wieder Zacks Namen, doch damit erreichte sie überhaupt nichts.
    Denk nach! Komm schon, denk nach!
    Sie presste die Handballen auf die Augen. Dann wusste sie plötzlich, was zu tun war.
    Sie rannte los.
    Zack hatte den Angriff nicht kommen sehen.
    Früher wäre ihm so etwas nicht passiert. Er hätte gespürt, was sein Gegner plante, und rechtzeitig reagiert. Doch schon seit der ersten Begegnung mit Grazia fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren, und seine Reflexe waren auch nicht mehr so schnell wie früher.
    Und deshalb würde er jetzt sterben – getötet ausgerechnet von einem heruntergekommenen Vampir!
    Der widerwärtige Gestank der Kreatur verursachte ihm Übelkeit, als ihr heißer Atem, der nach Verwesung und Tod roch, sein Gesicht streifte. Die nadelspitzen Reißzähne, von denen ein ekelerregendes Gemisch aus Blut und Geifer tropfte, befanden sich nur noch wenige Zentimeter von seiner Kehle entfernt. Noch schaffte er es, den Kopf seines Widersachers so weit zurückzudrücken, dass er ihm nicht gefährlich werden konnte. Wie lange würden seine Kräfte noch reichen?
    Verzweifelt versuchte er, mit einer Hand das Messer zu erreichen, das er unter dem Bund seiner Hose verborgen hatte. Es ging ihm nur darum, Zeit zu gewinnen, denn ernsthaft verletzen konnte er den Vampir mit diesem Spielzeug nicht. Wenn es ihm aber gelang, die Bestie für einen Augenblick abzuschütteln, dann könnte er vielleicht sein Schwert materialisieren, und er wäre endlich am Zug.
    Doch das Messer hätte ebenso gut in seinem Unterschlupf am Tiber liegen können, so unerreichbar war es für ihn momentan.
    Er dachte an Grazia. Wenn er jetzt starb, gab es niemanden mehr, der auf sie aufpasste.
    Es tut mir leid, Grazia. Ich habe versagt!
    Seine Arme, die das schnappende Maul der Höllenkreatur von seinem Hals zurückhielten, fingen an, vor Erschöpfung zu zittern. Das war’s also …
    In diesem Moment ging ein Ruck durch den Körper seines Gegners. Diese kurze Ablenkung reichte Zack,

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