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Die letzten Tage

Die letzten Tage

Titel: Die letzten Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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Gebiet der Bruderschaft der letzten Tage bezeichnen durfte: ihr Vater – Umberto Bassani.
    Unwillkürlich tastete sie nach dem Zettel, den sie immer in der Innentasche ihrer Jacke bei sich trug, dann atmete sie tief durch.
    „Ich brauche ein Telefon“, meinte sie schließlich. „Mein Handy will ich nicht nehmen. Wenn ich es benutze, könnten wir unter Umständen geortet werden, wenn das Gespräch zu lange dauert. Gibt es hier irgendwo in der Nähe eine Telefonzelle?“
    Zack nickte. „Ja, schon. Aber warum …?“
    „Frag jetzt nicht“, fiel Grazia ihm ins Wort. „Ich erkläre es dir später.“
    Seit Stunden lauerte der schwarze Schatten hinter einem überquellenden Abfallcontainer, von dem ein so widerwärtiger Gestank ausging, als wäre er seit Monaten nicht ausgeleert worden. Obwohl er eine sehr empfindliche Nase besaß, machte ihm der miese Geruch nichts aus. Zu seinen besonderen Fähigkeiten, die ihm schon sehr oft zugutegekommen waren, gehörte es, unangenehme Dinge einfach aus seiner Wahrnehmung ausblenden zu können.
    Und im Moment konzentrierten sich all seine Sinne auf das Lagerhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Er wusste, dass sieda drin waren.
    Er folgte ihnen nun schon seit einer ganzen Weile, ohne dass sie ihn bemerkt hatten. Nicht einmal dieser gefallene Engel, dessen Macht sie alle so sehr fürchteten.
    Macht? Davon hatte er gestern Abend jedenfalls nicht allzu viel bemerkt. Um ein Haar wäre der Typ von einem Vampir erledigt worden – noch dazu einem, der nicht einmal über besondere Kräfte verfügte! Wäre das Mädchen nicht dazwischengegangen …
    Die finstere Gestalt wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die rostige Stahltür der Lagerhalle geöffnet wurde. Zuerst tauchte das Gesicht des Engels im Türspalt auf. Er spähte nach links und rechts, wohl um zu prüfen, ob die Luft rein war. Offenbar zufrieden trat er schließlich hinaus auf die Straße und bedeutete dem Mädchen mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
    Auch wenn es dem Finsteren nicht wirklich etwas ausgemacht hatte, bedauerte er es nicht, sein stinkendes Versteck endlich verlassen zu können. Er ließ ihnen einen Vorsprung, dann hielt er seine Schnauze in den Wind und nahm Witterung auf.
    Die von Unrat übersäten Straßen und Gassen im Hafenviertel lagen verlassen da, doch auch so wäre wohl niemand auf ihn aufmerksam geworden. Jeder, der zufällig auf die Straße blickte, würde einen streunenden Hund sehen, der im Müll nach Essen stöberte.
    Allerdings einen wirklich sehr großen Hund.

9. KAPITEL
    Als Grazia den Telefonhörer in der Hand hielt, war sie sich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob sie das wirklich durchziehen konnte.
    Der Zettel mit der Notfallrufnummer, den ihr Vater ihr zu ihrem achtzehnten Geburtstag hatte zukommen lassen, schien ein Loch in die Innentasche ihrer Jacke zu brennen. Trotzdem zögerte sie noch immer.
    „Willst du mir nicht vielleicht endlich verraten, was du vorhast?“, fragte Zack, der vor dem Telefonhäuschen stand. Immer wieder blickte er sich nervös um, so als würde er sich beobachtet fühlen. „Wen musst du plötzlich so dringend anrufen?“
    „Meinen Vater“, erwiderte Grazia tonlos.
    „Deinen Vater?“ Zack starrte sie an, als habe er einen Geist gesehen. „Lass mich das mal zusammenfassen, ja? Wir versuchen verzweifelt, irgendwie mit der Bruderschaft der letzten Tage in Kontakt zu treten und stützen uns dabei einzig und allein auf Erinnerungen, die du dir noch aus deiner Kindheit bewahrt hast. Deinen Vater, der eine echte Koryphäe auf dem Gebiet ist, können wir ja leider nicht fragen, da er vor Jahren von der Bildfläche verschwunden ist und niemand weiß, wo er sich aufhält.“ Er bedachte Grazia mit einem vorwurfsvollen Blick. „Und jetzt erzählst du mir allen Ernstes, dass du ihn einfach anrufen kannst?“
    Grazia atmete tief durch. Sie verstand ja, warum Zack sich so darüber aufregte. Er konnte schließlich nicht wissen, wie oft sie sich geschworen hatte, diese verflixte Nummer niemals in ihrem Leben zu wählen.
    Doch nun schien ihr nichts anderes mehr übrig zu bleiben. Sie musste über ihren eigenen Schatten springen, ihren Stolz hinunterschlucken, und ihn anrufen.
    Umberto Bassani – ihren Vater.
    Ihre Finger zitterten so stark, dass sie sich wirklich konzentrieren musste, um die richtige Ziffernfolge einzugeben. Ein Teil von ihr hoffte beinahe, dass er nicht abnehmen würde. Die Nummer war immerhin schon über vier Jahre alt. Gut möglich

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