Die letzten Tage der Solaren Welten
hielten, die Menschen von Marina nach ihrer Meinung zu fragen.
Die folgenden Stundenbündel verbrachten wir größtenteils damit, vor irgendwelchen Bildschirmen zu sitzen und die News des Mediennetzes zu verfolgen.
Stundenbündel …
Den Begriff kennt heute niemand mehr – abgesehen von den ehemaligen Marina-Siedlern. Ein Stundenbündel war das, was man auf der Erde einen Tag nennen würde. Immer 24 irdische Stunden waren ein Stundenbündel. Der Tag von Marina III dauerte ja so lange, dass er als Zeiteinheit für das tägliche Leben einfach nicht taugte. Die menschliche Biologie hatte sich in einer langen Evolution an den Rhythmus ihrer Urheimat angepasst. Das kann man nicht so einfach ändern, schon gar nicht, wenn die astronomischen Orientierungspunkte auf der neuen Heimat so extrem sind, wie in diesem Fall.
Wir saßen also da und sahen zu, wie der Pressesprecher der Systemregierung vor die Kamera trat. Die Systemregierung residierte in einem großen U-Boot, das gleichzeitig der Förderung von Manganknollen und anderen schönen Dingen diente, die man auf Marina III so vom Meeresgrund aufsuchen und später verkaufen konnte. Es war wirklich eine gute, eine reichhaltige Welt. Ein Planet, auf dem es so viele Dinge im Überfluss gab und sich eigentlich niemand Sorgen darüber zu machen brauchte, wie er seinen Lebensunterhalt verdienen sollte – das richtige, meerestaugliche technische Equipment mal vorausgesetzt.
Die Schätze schwammen hier im Wasser herum.
Man musste sie nur einsammeln.
Wie in der Geschichte vom Schlaraffenland.
Unsere Regierung versuchte, die Übertragungen der Hestan zu unterbinden, da sie diese wohl für absolut demoralisierend hielt. Aber die Invasoren schafften es immer wieder, die Übertragungssignale des planetaren Mediennetzes zu überlagern und doch auf die Bildschirme zu gelangen. Diese grünen Gesichter verfolgen mich bis heute im Schlaf.
Was ihren Schrecken ausmachte, vermag ich gar nicht genauer zu bestimmen. Vielleicht hing es damit zusammen, dass ich spürte, wie sehr die Situation meine Eltern und die anderen Erwachsenen ängstigte.
Wenn man als Kind eine Situation nicht einzuschätzen vermag, dann orientiert man sich an den Reaktionen der Erwachsenen. Das tat ich auch und danach zu urteilen war die Lage einfach nur verzweifelt.
Ich hörte sie darüber reden, dass die planetare Verteidigung absolut unzureichend war.
Der einzige Planet des Systems, auf dem es eine nennenswerte menschliche Bevölkerung gab, war der Planet Nummer III. Die beiden anderen Trabanten des braunen Zwergs Marina waren Felswüsten wie Merkur.
Eine davon hatte sogar eine Sauerstoffatmosphäre.
66 Prozent mit einem Luftdruck von mindestens 2300 bar, was mehr als dem Doppelten des Erdwertes entspricht. Eine Besiedlung lohnte sich nicht. Der hohe Sauerstoffgehalt hatte dafür gesorgt, dass nahezu alle wertvollen Metalle oxidiert waren. Planet Nummer II sah aus dem All aus wie eine rostige Kugel.
Nummer I war eine Feuerhölle. Eine vulkanisch sehr aktive Welt, deren Lavaströme kaum erstarren konnten, ehe sie wieder aufgeschmolzen wurden, wenn der planetare Tag einsetzte. Ein Tag, der Temperaturen von fast 1000 Grad bringen konnte.
Es gab ein paar Außenposten der Systemregierung auf den Monden von Nummer III und II. Außerdem eine Forschungsstation auf II. Nummer I war, wie man sich denken kann, vollkommen unbesiedelt.
Die ersten Kämpfe wurden gemeldet. Mit einigen bewaffneten Raumbooten versuchte unsere Systemregierung gegen die Invasoren anzukommen.
Diese Raumboote waren zwar mit Bergstrom-Triebwerken ausgerüstet und damit überlichtschnell, aber das war auch ihr einziger Vorzug gegenüber heute verwendeten Typen. Am Bug verfügten sie über einen Cluster von 20 starren Gauss-Geschützen. Da sie jedoch nicht sehr gut zu manövrieren waren, lag die Trefferwahrscheinlichkeit wohl bei einen sehr geringen Wert.
Eine richtige Schlacht ließ sich damit jedenfalls nicht führen. Allenfalls konnte man ein paar Raumpiraten vertreiben.
Die Hestan meldeten sich wieder und verkündeten, dass sie den Hilferuf der Marina-Regierung entschlüsselt hatten, in dem die Solaren Welten um Hilfe gebeten wurden.
Vor allem natürlich jene Menschheitswelten, die sich in astronomischer Nähe zum System befanden.
Wie gesagt gab es damals noch kein Star Corps, nur lokale Verteidigungskräfte verschiedener Welten.
Es stand ziemlich schnell fest, dass jegliche Hilfe zu spät kommen würde. Davon
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