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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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nachgaben.
    »Ich muß gestehen,« sagte der Aedil Pansa, »daß Dein Haus, obgleich kaum größer als das Gehäuse für eine Fibula, doch ein wahrer Edelstein in seiner Art ist. Wie herrlich ist der Abschied des Achilles von der Briseis dargestellt! Welcher Styl! welche Köpfe! welche – hm!«
    »Das Lob Pansa's über einen derartigen Gegenstand ist in der That unschätzbar,« erwiderte Klodius ernst; »was für Gemälde trifft man an seinen Wänden! dort ist fürwahr die Hand des Zeuxis sichtbar.«
    »Du schmeichelst mir in der That sehr, mein lieber Klodius,« versetzte der Aedil, der in ganz Pompeji für den Besitzer der schlechtesten Gemälde von der Welt galt; denn aus übertriebenem Patriotissmus wollte er nur pompejanische Maler beschäftigen. »Du schmeichelst mir! Indessen muß man gestehen, daß die Gemälde ihr Lob verdienen – Ädepol! – in den Farben, der Zeichnung nicht zu gedenken ... Und die Küche, meine Freunde – ach! Alles ist ganz nach meinem Geschmacke.«
    »Was für eine Malerei ist dort?« fragte Glaukus; »ich habe Deine Küche noch nicht gesehen, obgleich ich mehr als einen Beweis von der Vortrefflichkeit Deiner Speisen habe.«
    »Ein Koch, mein Athener, opfert dort die Meisterwerke seiner Kunst auf dem Altare der Vesta, während eine herrliche Muräne (nach dem Leben gemalt) in der Ferne an dem Spieße bratet. Du wirst zugeben, daß hierin viel Erfindung liegt.«
    In diesem Augenblicke erschienen die Sklaven, ein Brett mit den ersten Einleitungsspeisen zum Mahle tragend. Zwischen köstlichen Folgen waren kleine Becher eines verdünnten, schwach mit Honig vermischten Weines aufgestellt. Nachdem dies auf die Tafel niedergesetzt war, reichten junge Sklaven jedem der fünf Gäste (es waren ihrer nicht mehr) das silberne Becken mit wohlriechendem Wasser und mit Purpurfransen besetzte Handtücher. Der Aedil jedoch zog prahlsüchtig sein eigenes Handtuch hervor, das zwar nicht von so feiner Leinwand, dessen Franse aber doppelt so breit war, und wischte seine Hände mit dem Gepränge eines Mannes, der fühlt, daß er Bewunderung erregt.
    »Da hast Du eine schöne Mappa,« sagte Klodius; »die Franse ist so breit als ein Gürtel.«
    »Eine Kleinigkeit, mein Klodius, nur eine Kleinigkeit! Dies soll der neueste Geschmack in Rom sein; Glaukus versteht sich jedoch auf solche Dinge besser als ich.«
    »Sei uns günstig, o Bacchus!« sprach Glaukus, indem er sich ehrerbietig gegen ein herrliches Bild des Gottes neigte, das mitten auf dem Tische stand, an dessen Ecken die Lamen und die Salzfässer aufgestellt waren. Die Gäste sprachen das Gebet nach und brachten durch Besprengung des Tisches mit Wein die gebräuchliche Libation dar.
    Nach Beendigung dieser Ceremonie ließen sich die Gäste auf ihre Ruhebetten nieder und das Mahl begann.
    »Dies soll mein letzter Becher sein,« rief der junge Sallust, als die Sklaven die ersten zur Erweckung des Appetits aufgetragenen Gerichte entfernten und substantiellere Speisen auf den Tisch stellten, und ihm der aufwartende Sklave einen bis an den Rand gefüllten Becher überreichte, »dies soll mein letzter Becher sein, wenn ich je besseren Wein in Pompeji getrunken habe!«
    »Bring die Amphora herbei,« sagte Glaukus, »und lies Jahrzahl und Namen vor.«
    Der Sklave beeilte sich, der Gesellschaft zu melden: »nach dem an den Stöpsel angehefteten Zettel stammt der Wein aus Chios und sei fünfzig Jahre alt.«
    »Wie köstlich ihn der Schnee gekühlt hat,« sagte Pansa, »gerade das richtige Verhältnis.«
    »Er gleicht,« rief Sallust, »der Erfahrung eines Mannes, der seine Vergnügungen hinlänglich mäßigt, um sie doppelt reizend zu machen.«
    »Oder vielmehr dem Nein eines Frauenzimmers,« fügte Glaukus hinzu, »er kühlt, aber nur, um desto mehr zu entflammen.«
    »Wann wird unser nächstes Thiergefecht statthaben?« fragte Klodius den Pansa.
    »Es ist auf den nächsten Idus des Augusts festgesetzt,« entgegnete der Aedil, »den Tag nach den Vulkanalien. Wir haben für dieses Fest einen der schönsten jungen Löwen.«
    »Wer wird ihm vorgeworfen werden?« fragte Klodius. »Gegenwärtig herrscht ein großer Mangel an Verbrechern. Pansa, Du wirst diesmal jedenfalls einen Unschuldigen zum Löwen verurtheilen müssen.«
    »Ich gestehe Dir, daß ich neulich darüber nachgedacht habe,« versetzte der Aedil gravitätisch. »Ein schändliches Gesetz, das uns verbietet, unsere eigenen Sklaven den wilden Thieren vorzuwerfen. Uns mit unserm Eigenthum nicht nach

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