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Die letzten Tage von Pompeji

Die letzten Tage von Pompeji

Titel: Die letzten Tage von Pompeji Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lytton Bulwer
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vergelten, bestand wie bei den Schmarotzern heutiger Zeit in Witzworten und unterhaltenden Geschichten; bisweilen erlauben sie sich auch thätliche Scherze gegeneinander, indem sie sich an die Ohren schlugen. Die Obrigkeit in Athen scheint diese hungrigen Bouffons mit sehr strengem Auge betrachtet haben, und sie beklagen sich mit durchaus unphilosophischen Ausdrücken über Schläge und Gefängnis. In der That scheint der Parasit in Athen dem lustigen Rath im Mittelalter entsprochen zu haben, nur war er viel nichtswürdiger und vielleicht witziger – der Gefährte von Buhlerinnen, in dem sich Kuppler und Bouffon vereinigten. Dies ist ein Griechenland eigenthümlicher Charakter. Die lateinischen, komischen Dichter lassen den Parasiten sehr häufig auftreten; doch scheint er in Rom eine etwas höhere Stufe eingenommen, und eine etwas mildere Behandlung genossen zu haben, als in Athen. Auch die Schilderungen des Terenez, der bei seiner Beschreibung athenischer Sitten wahrscheinlich Alles mildert, was römischen Zuhörern zu ungewöhnlich erschienen wäre, führen uns keinen so gemeinen oder verachteten Charakter, wie den Parasiten des Alciphorn und Athenäus vor. Die stolzeren und wählerischen Römer verschmähten es oft in der That nicht, solche Bouffons in ihren Umgang zu ziehen, und mietheten (wie wir in den Briefen des Plinius lesen) Narren oder Hanswurste, um ihre Gäste zu unterhalten, und die Stelle der griechischen Parasiten zu vertreten. Wenn daher Klodius in dem Texte Parasit oder Schmarotzer genannt wird, so möge der Leser dies Wort nicht im heutigen, sondern im alten römischen Sinnen nehmen. ] dessen Pflicht es war, in Allem das Echo seines reichen Freundes zu sein, wenn er sein Lob nicht singen konnte, – der Schmarotzer eines Schmarotzers – murmelte wie dieser »Ädepol!«
    »Ihr Italiener seid an solche Schauspiele gewöhnt; wir Griechen hingegen sind mitleidiger. Oh! Schatten des Pindar! der Reiz wahrhaft griechischer Spiele, das Ringen Mann gegen Mann – der großartige Kampf – der halb traurige Sieg – Stolz, einen würdigen Feind zu bekämpfen – Wehmuth, ihn besiegt zu sehen! ... Aber Ihr versteht mich nicht!«
    »Das Zicklein ist vorzüglich,« sagte Sallust.
    Der mit dem Vorschneiden beauftragte Sklave, der auf sein Talent stolz war, hatte eben sein Geschäft an dem Zicklein nach dem Takte der Musik vollendet.
    »Dein Koch ist natürlich ein Sicillianer?« sagte Pansa.
    »Ja, aus Syrakus.«
    »Laß uns um ihn spielen,« sagte Klodius; »wir wollen zwischen den Gerichten eine Partie machen.«
    »Ich bin zwar allerdings von einem derartigen Kampfe ein größerer Freund, als von den Kämpfen mit den wilden Thieren; aber doch kann ich einen Sicillianer nicht auf's Spiel setzen, Du könntest nichts so Kostbares dagegen setzen.«
    »Meine Phillida – meine schöne Tänzerin.«
    »Ich kaufe mir Weiber,« sagte der Grieche, indem er seinen Blumenkranz gleichgültig zurechtschob.
    Die in dem Portikus aufgestellten Musikanten hatten zu spielen angefangen, als man das Zicklein zertheilte. Ihre Melodie nahm bald einen sanfteren und heiteren, zugleich aber etwas geistvollen Charakter an. Sie sangen die Ode von Horaz: » Persicos odi ,« die unmöglich zu übersetzen ist, und von der sie glaubten, sie eigne sich für ein Fest, das, so üppig es uns scheinen muß, doch in der That bei dem zügellosen Luxus jener Zeit ziemlich bescheiden war. Wir wohnen hier – wohl zu beachten – dem Gastmahl eines Privatmannes, keinem fürstlichen bei – dem Gastmahle eines Privatmannes von gutem Geschmacke, und nicht dem eines Kaisers oder Senators.
    »Ah! guter, alter Horaz,« sagte Sallust mit theilnehmendem Tone; »er besang die Feste und Mädchen ziemlich gut, aber nicht, wie unsere neueren Dichter.«
    »Wie der unsterbliche Fulvius. z.B.,« sagte Klodius.
    »Ach! der unsterbliche Fulvius z.B.,« wiederholte der Schatten.
    »Und Spuräna und Gajus Mutius, der innerhalb eines Jahres drei epische Gedichte schrieb: konnten Horaz und Virgil so etwas?« warf Lepidus hin.
    »Diese alten Dichter haben insgesamt den Fehler begangen, lieber die Bildhauerei, statt die Malerei nachzuahmen. Einfachheit und Ruhe, dies war ihr Ideal; aber wir neueren haben Feuer, Leidenschaft, Kraft, wir schlafen nie, ahmen die Farben der Malerei, ihr Leben und ihre Handlung nach. Unsterblicher Fulvius!«
    »Beiläufig gesprochen,« sagte Sallust, »habt Ihr die neue Ode Spuräna's zu Ehren unserer egyptischen Isis schon gehört? Sie ist

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