Die leuchtende Stadt
etwas unternehmen. »Ik«, murmelte Bandicut, »kriegen deine Steine … die Sprache der Wesen irgendwie in den Griff?«
Offenbar bereitete Ik das Sprechen Mühe. »Ich spüre, dass die Stimmensteine hart an etwas arbeiten. Aber ich weiß nicht, was sie lernen.«
»Ich auch nicht. Meine Steine sind …«
Er verstummte, als zwei der Meereswesen ihn bei den Armen packten und abrupt auf die Füße rissen. Verblüfft sah er zu, wie sie ihm die Fesseln um Arme und Brustkorb lockerten. »Ah, das ist bess … akkhh …« Er röchelte, als sie eine der Schlaufen wieder festzogen – um seinen Hals. Sie lag schmerzhaft eng an – eine unmissverständliche Drohung. Stocksteif stand er da und atmete leise rasselnd. Die Wesen drückten seine Arme hoch und begannen, seinen Körper anzustupsen und an seinem Overall zu zupfen.
///Sie untersuchen dich.///
/Oh, jaaa. Diese Burschen würden hervorragende Proktologen abgeben./
Als die Wesen schließlich aufhörten, ihn abzuklopfen, trat ihr Anführer vor Bandicut und sah ihm ins Gesicht. Wie das Wesen ihn so anstierte, hatte Bandicut fast den Eindruck, als würde es schielen und den Blick auf einen Punkt vor Bandicut konzentrieren. Der Anführer redete in gutturalen Zischlauten mit den anderen Meereswesen – oder womöglich auch mit Bandicut. Bandicut erwiderte den Blick und versuchte, sich das Gesicht des Anführers einzuprägen, um ihn später wiedererkennen zu können. Er musterte die horizontalen Linien in der Oberfläche des glänzenden, dunklen Gesichts, die vom Mund und den flachen Nasenlöchern bis zu den Schlitzen an den Halsseiten verliefen, bei denen es sich vermutlich um Kiemen handelte. Falls das Wesen Ohren hatte, konnte Bandicut sie jedenfalls nicht erkennen.
Plötzlich sagte es: »Shwaaa-karee-h-h.«
Urplötzlich flammte ein Schmerz in Bandicuts Handgelenken auf, die das Wesen mit seinen spitzen Fingern umklammerte. Einen Augenblick lang glaubte er, das Geschöpf verursache den Schmerz; dann aber erkannte er die tatsächliche Ursache.
///Ahhh – festhalten!///
Er zuckte zusammen, als aus jedem seiner Handgelenke ein Lichtblitz zuckte und er ein Brennen verspürte, das weniger einem Schmerzgefühl glich als vielmehr einer kurz bevorstehenden Explosion – ein spannungsgeladenes Gefühl wie vor einem kräftigen Niesen – oder vor einer Ejakulation …
*Replikation abgeschlossen.*
Kaum hatten die Translatorsteine den Satz vollendet, flammte aus beiden Handgelenken ein feuriger Funke. Bandicut empfand ein seltsames Gefühl der Erleichterung und spürte, dass sich die Zeit verzerrte und wand. Die Funken schwollen auf die Größe von Fußbällen an und trieben, in einem inneren Licht pulsierend, durch die Luft auf das Meereswesen zu; einer der Lichtbälle war durchscheinend wie ein Diamant, der andere rauchig-dunkelrot. Es schien Sekunden zu dauern, musste aber in Wirklichkeit binnen eines Augenblicks geschehen sein. Die Lichtkugeln umwirbelten den Kopf des Wesens, dann schrumpften sie wieder zu Funken zusammen und verschwanden rechts und links in seinem Kopf. Die Zeitflussverzerrung löste sich ebenfalls auf – im gleichen Moment, als das Meereswesen erschreckt aufkreischte, Bandicuts Handgelenke losließ und sich mit den schwimmhäutigen Händen an den Kopf fasste. Dann stürzte es zu Boden und blieb bebend liegen.
Bandicut war verblüfft. Ehe er reagieren konnte, zog das Meereswesen hinter ihm die Schlinge um seinen Hals straff und riss ihn zurück. »Halt!«, röchelte er. »Halt verdammt!« Er zerrte an dem Seil. »Das sind nur …« Keuchend verstummte er. /Charlie – können die Steine denn nichts unternehmen?/
///Sie haben gerade alles gegeben.
Brauchen Zeit, um sich zu erholen … ///
»Rakhh!« Plötzlich ragte Ik vor Bandicut auf. Die Seile spannten sich um die Arme des Hraachee’aners. Das Meereswesen hinter Ik versuchte nach Kräften, ihn zurückzuziehen.
»Shakka!«, rief der Anführer, rollte sich auf dem Boden herum und ging in die Hocke. »Shakka!« Er hatte aufgehört zu zittern und schaute sich blinzelnd mit seinen großen Augen um. »Ihr müsst … aufhören! Lasst … ihn los!«
Bandicut hörte ein Zischen, das genauso überrascht klang, wie er selbst sich fühlte. Das Seil um seinen Hals lockerte sich, und er holte tief Luft. Er schob sich das Seil vom Kehlkopf, stand auf und hockte sich dann vor dem Anführer der Meereswesen hin. »Verstehst du mich … jetzt?«, röchelte er.
Das Wesen rieb sich die Kopfseiten
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