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Die Liebe der anderen

Die Liebe der anderen

Titel: Die Liebe der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederique Deghelt
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stehengeblieben, ich bin ihr ewig dankbar.
    Mein schöner Geliebter schlummert selig. Für unser Mittagessen inklusive Siesta hat er uns im Hotel eingemietet. Ein Lächeln wandert über seine Lippen. Seine Träume scheinen weniger verstörend zu sein als meine. Ich küsse dieses Lächeln behutsam.
    »Zeit für ein Häppchen zwischendurch.«
    Er streckt sich wie eine Raubkatze, zieht mich an sich und seufzt: »Um halb fünf habe ich einen Termin.«
    »Dann bist du schon eine halbe Stunde zu spät. Schlimm?«
    »Nein. Es geht nur um die Teilnahme an einem Festival. Ich rufe an und entschuldige mich. Ach, übrigens, die Hebamme, die Lola geholt hat, hat angerufen. Wie heißt sie noch mal? Mist, im Moment vergesse ich wirklich alles.«
    Ein Geistesblitz. »Dominique Mariette?«
    »Genau! Du bist mein Gedächtnis.« (Oh nein, nicht schon wieder.)
    Langsam dämmert es mir. Jetzt weiß ich, wo ich den Namen schon einmal gelesen habe: in Lolas Untersuchungsheft. »Ich weiß, dass sie mit mir sprechen will …«
    Pablo ist beunruhigt. »Doch nichts Ernstes?«
    »Aber nein, wir wollten uns nur mal treffen. Und wo wir schon beim Thema Vergessen sind: Was das Haus auf Mauritius angeht, bin ich im Bilde. Heute Vormittag habe ich mit Olga gesprochen.«
    Ich warte auf irgendeine verräterische Reaktion, aber er begnügt sich mit einem Schmunzeln. »Mama hat es also ausgeplaudert. Macht nichts, mein Fehler. Ich wollte dich überraschen, aber ich habe vergessen, ihr zu sagen, dass du nicht auf dem Laufenden bist. Hättest du Lust?«
    »Das ist ein Traum! Von mir aus kannst du die Flugtickets sofort buchen.«
    »Sag mal, beantwortest du keine E-Mails mehr?«
    Ich wusste es. Ich habe dieses barbarische Internetsystem, das Henri mir gezeigt hat, also auch genutzt. Ich suche nach einer Ausrede. Das Beste ist, einfach die Wahrheit zu sagen, sagte meine Großmutter immer. Wenn man hinter deine Lügen kommt, stehst du da wie ein Trottel.
    »Schade«, sagt Pablo gähnend, »ich hatte dir einen wunderschönen Liebesbrief geschickt.«
    Ich verspreche ihm, sehr bald darauf zu antworten.
    »Schaffst du es noch in dieser Woche …? Denk mal über meinen Vorschlag nach, gemeinsam eine Liebesgeschichte zu schreiben, ein Drehbuch natürlich, und gib mir deine Antwort schriftlich! Ich muss jetzt los. Ich konnte das Date auf sechs Uhr verschieben, aber dann sollte ich auch wirklich dort sein.«
    »Warte!« Ich küsse ihn. »Danke, Pablo, für alles …«
    »Für dich nur das Beste, mon amour. Wenn ich mir überlege, dass ich meine eigene Frau beinahe aus den Augen verloren hätte …«
    Er spricht den Satz nicht zu Ende und geht, und ich weiß, dass ich das Hotelzimmer, in dem ich mich schon jetzt furchtbar allein fühle, ebenfalls bald verlassen werde. Es ist halb sechs. Ich hatte François versprochen, ihn heute Nachmittag zu besuchen! Aber im Augenblick habe ich nicht einmal Lust, ihn anzurufen. Ich muss Henri unbedingt fragen, wie man an seine E-Mails kommt, wenn man das Passwort vergessen hat. Ich werde ihm vorgaukeln müssen, dass es für eine Freundin sei …

    Vierzig neue Nachrichten! Einige sind geschäftlich. Ich schreibe eine kurze freundliche Antwort, in der ich erkläre, dass ich nicht mehr für
TV Locale
arbeite.
    Ich muss an Henri denken. Mein Computerproblem hat ihn überhaupt nicht verwundert. Er hat mich nur nach meiner Romanfigur gefragt. Bis heute hat er keine einzige handfeste Erinnerung. Er begnügt sich mit dem, was die anderen ihm erzählen. Und er hat wieder jemanden kennengelernt. Es ist ihm ein wenig unangenehm, gar nichts aus seiner Vergangenheit erzählen zu können. Also erfindet er einfach etwas. Ich habe ihm geraten, ehrlich zu sein, doch er hat Angst. Was ich verstehen kann.
    Plötzlich erregt ein Name unter den Absendern der eingegangenen E-Mails meine Aufmerksamkeit: [email protected] – Geneviève Linéar, meine Busenfreundin aus derKindheit! Es liegen vier Nachrichten von ihr vor. Ich klicke auf die letzte. »Hallo, Marie. Immer noch keine Antwort? Geht es dir gut? Was ist los? Ich mache mir ein bisschen Sorgen nach unseren letzten Gesprächen, melde dich bald, meine Süße. Ich umarme dich herzlich. Geneviève.«
    Die Nachricht davor: »Marie, du antwortest nicht. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass es dir gutgeht. Ich habe Angst um dich. Schreib mir. Ich drücke dich, Geneviève.« Die dritte Mail datiert vom vierten Tag nach meinem »Erwachen«: »Hast du meine Nachricht nicht bekommen? Der Himmel über

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