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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Landung auf dem Flugplatz Glendale ansetzte.

[37] 2
    Neun Uhr abends an einem Julitag. In dem Drugstore gegenüber vom Studio hielten sich noch ein paar Komparsen auf. Als ich meinen Wagen parkte, sah ich durchs Fenster, wie sie sich über die Spielautomaten beugten. Der »alte« Johnny Swanson stand in seiner Pseudo-Cowboykluft an der Ecke und sah trübsinnig am Mond vorbei. Früher war er beim Film nicht weniger berühmt gewesen als Tom Mix oder Bill Hart – jetzt machte es einen zu traurig, mit ihm zu sprechen, und ich beeilte mich, über die Straße und durch das Eingangstor zu kommen.
    Absolute Ruhe herrscht in einem Filmstudio nie. In den Labors und Tonstudios sitzen immer Techniker von der Nachtschicht, und das Wartungspersonal macht schnell mal einen Abstecher zur Kantine. Aber die Geräusche sind ganz anders – das gedämpfte Rollen der Räder, das leise Ticken eines Motors im Leerlauf, der grelle Ton, mit dem eine Sopranistin in ein nächtliches Mikrophon singt. Als ich um eine Ecke bog, stand da ein Mann in Gummistiefeln, der in einem wundersam weißen Licht einen Wagen wusch – lebendige Springbrunnen inmitten der toten industriellen Düsternis. Als ich sah, wie vor dem Verwaltungsgebäude Mr. Marcus in seinen Wagen gehievt wurde, ging ich [38] langsamer, weil es bei ihm so lange dauert, bis er etwas herausbringt – und wenn es nur ein »Gute Nacht« ist –, und nun hörte ich auch, was die Sopranistin immer wieder sang: »Komm! Komm! Ich liebe nur dich!« Das weiß ich heute noch, weil sie die Zeile auch während des Erdbebens sang. Bis dahin waren es noch fünf Minuten.
    Vater hatte seine Büroräume in dem alten Gebäude mit den langen Balkonen und den Eisengeländern, die an gespannte Drahtseile erinnerten. Er residierte in der zweiten Etage, flankiert von Stahr und Mr. Marcus – an diesem Abend brannte in allen Räumen Licht. Bei dem Gedanken daran, dass Stahr so nah war, wurde mir zwar ein bisschen flau, aber ich hatte mich inzwischen recht gut im Griff. In dem Monat nach meiner Rückkehr hatte ich ihn erst einmal gesehen.
    In Vaters Büro gab es allerlei Merkwürdigkeiten, aber ich will mich kurzfassen. Im Vorzimmer saßen drei Sekretärinnen mit Pokerface, sie hockten dort wie Hexen, solange ich zurückdenken konnte – Birdy Peters, Maude Soundso und Rosemary Schmiel. Ob sie wirklich so hieß, weiß ich nicht, aber sie war gewissermaßen das Haupt der Dreierbande, und unter ihrem Schreibtisch war der Fußschalter, der den Einlass zu Vaters Thronsaal freigab. Die Sekretärinnen waren alle drei hundertfünfzigprozentige Kapitalistinnen, und auf Birdy ging die Vorschrift zurück, dass Stenotypistinnen, die in einer Woche mehr als einmal beim gemeinsamen Essen beobachtet wurden, mit einer Rüge zu rechnen hatten. Damals lebte das Studio in ständiger Angst vor der Herrschaft der Straße.
    Ich trat ein. Heutzutage haben alle Führungskräfte [39] großzügige Besprechungsräume, aber eingeführt hat das mein Vater. Er hatte auch als Erster einseitig verspiegeltes Glas in der großen Balkontür, und ein Gerücht besagte, es sei da auch eine Falltür, durch die er unwillkommene Besucher in einem darunter befindlichen Verlies verschwinden lassen konnte, aber das halte ich für eine Erfindung. An der Wand hing gut sichtbar ein großes Bild von Will Rogers, das wohl Vaters Wesensverwandtschaft mit dem heiligen Franziskus von Hollywood suggerieren sollte, außerdem ein signiertes Foto von Minna Davis, Stahrs verstorbener Frau, Fotos von weiteren Studiostars und großformatige Kreidezeichnungen von Mutter und mir. An diesem Abend standen die spiegelverglasten Balkontüren offen, und in einer klemmte hilflos ein großer rosig-goldener Mond mit einem Hof. Vater und Jaques La Borwits und Rosemary Schmiel saßen am Ende des Zimmers um einen großen runden Besprechungstisch herum.
    Wie Vater aussah? Ich könnte ihn nicht beschreiben bis auf jene unvermutete Begegnung in New York: Ein schwerer, leicht betreten wirkender Mann mittleren Alters, von dem ich hoffte, er würde weitergehen – bis ich begriff, dass es Vater war. Hinterher war ich bestürzt über diese Wahrnehmung. Mein Vater kann nämlich unwiderstehlich sein, er hat ein kantiges Kinn und ein irisches Lächeln.
    Mit Jaques La Borwits will ich Sie verschonen. Er war Produktionsassistent, das heißt so was wie ein Kommissar – und damit soll es genug sein. Wo Stahr solche hirntoten Kadaver aufgegabelt hatte oder sich hatte aufschwatzen lassen –

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