Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
Vom Netzwerk:
Sekretärin, brachte neue Schreckensmeldungen.
    »Robby wird sich um alles kümmern, sobald er kommt«, beruhigte Stahr meinen Vater. Er wandte sich an mich. »Dieser Robinson ist ein Mordskerl. Ein Troubleshooter – [43] immer da, wenn’s kritisch wird. Hat in den Schneestürmen von Minnesota Telefonleitungen repariert, den wirft nichts um. Er muss gleich da sein. Robby wird dir gefallen.«
    Es klang, als hätte er sein Leben lang vorgehabt, uns zusammenzubringen, und nur zu diesem Zweck das Erdbeben inszeniert.
    »Ja, Robby wird dir gefallen«, wiederholte er. »Wann geht’s wieder ins College?«
    »Ich bin ja gerade erst gekommen.«
    »Ihr habt den ganzen Sommer frei?«
    »Entschuldige – ich reise natürlich so schnell wie möglich wieder ab!«
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Natürlich war mir schon der Gedanke gekommen, dass er womöglich einiges mit mir vorhatte, aber falls dem so war, befanden sich seine Pläne leider noch in einem enttäuschenden Frühstadium, ich war lediglich »ein guter Stoff« – und im Augenblick schienen mir derlei Pläne auch nicht besonders verlockend. Ebenso gut hätte man einen Arzt heiraten können. Vor elf kam er nur selten aus dem Studio.
    »Also eigentlich hatte ich fragen wollen«, sagte er zu meinem Vater, »wie lange es dauert, bis sie mit dem College fertig ist.«
    Ich hatte schon den Mund aufgemacht, um nachdrücklich zu beteuern, ich könne sehr gut aufs College verzichten, ich hätte mich schon genug gebildet, da kam der vortreffliche Robinson herein, ein tatendurstiger Junge mit O-Beinen und rotem Haar.
    »Das ist Robby, Cecelia«, sagte Stahr. »Auf geht’s, Robby.«
    [44] So also lernte ich Robby kennen. Damals war ich weit davon entfernt, darin eine Fügung zu sehen, aber so was Ähnliches muss es wohl doch gewesen sein. Denn es war Robby, der mir später erzählte, wie Stahr in jener Nacht seine große Liebe fand.

[45] 3
    Im Licht des Mondes war das Außengelände ein dreißig Morgen großes Märchen – nicht weil die Sets tatsächlich aussahen wie afrikanische Urwälder und französische Schlösser und ankernde Schoner und der Broadway bei Nacht, sondern weil sie aussahen wie die zerfledderten Bilderbücher der Kindheit, wie Schnipsel von Geschichten, die in einem offenen Feuer tanzen. Ich habe nie in einem Haus mit Dachboden gewohnt, aber ein Aufnahmegelände muss etwas ganz Ähnliches sein, und natürlich ließ die Nacht in verfälschter, verwunschener Form alles Wirklichkeit werden.
    Als Stahr und Robby eintrafen, hatte gebündeltes Licht schon die Gefahrenpunkte der Überschwemmung ausgemacht.
    »Wir pumpen das Wasser in den Abzugskanal in der Thirty-Sixth Street«, sagte Robby nach kurzem Überlegen. »Er gehört der Stadt, aber ist das nicht höhere Gewalt? Hey, schaut mal da!«
    Auf einem riesigen Shiva-Kopf trieben zwei Frauen in der Strömung eines aus dem Nichts entstandenen Flusses. Die Gottheit hatte sich aus einer Burma-Dekoration losgemacht und mäanderte gemessen stromabwärts, nur hin und wieder kurz gebremst, wenn sie mit anderem Treibgut [46] ruckelnd und schwankend ins Flachwasser geriet. Die beiden Asylsuchenden hatten in einem Lockengeschnörkel auf der kahlen Stirn Zuflucht gefunden und sahen auf den ersten Blick aus wie Touristen, die auf einer spannenden Rundfahrt durch ein Überschwemmungsgebiet sind.
    »Ist doch nicht zu fassen«, sagte Robby. »Sieh dir diese Weiber an, Monroe!«
    Mühsam durch tückischen Schlamm watend, drangen sie bis zum Wasser vor. Jetzt war zu erkennen, dass die Frauen ein wenig ängstlich dreinschauten, aber da Rettung nahte, erhellten sich ihre Mienen.
    »Eigentlich müssten wir sie ja in Richtung Abflussrohr treiben lassen«, sagte Robby galant, »nur braucht de Mille nächste Woche den Kopf.«
    Weil aber Robby keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, stand er wenig später bis zu den Hüften im Wasser und angelte mit einer Stange nach den beiden Frauen, womit er nur erreichte, dass der Kopf sich in schwindelerregendem Tempo im Kreis drehte. Bald darauf traf Verstärkung ein, sehr schnell hieß es, eine der Frauen sei sehr hübsch, und dann, beide seien wichtige Persönlichkeiten. In Wirklichkeit waren sie Herumtreiberinnen, die hier nichts zu suchen hatten, und Robby wartete äußerst ungehalten, bis das Ding glücklich unter Kontrolle und an Land gebracht war, um ihnen die Hölle heißzumachen. »Her mit dem Kopf da!«, rief er ihnen zu. »Das ist kein Souvenir!«
    Eine der Frauen rutschte gewandt

Weitere Kostenlose Bücher