Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
Vom Netzwerk:
dass ich Verständnis für sie habe. Ich feuere niemanden, wenn er seine Arbeit ordentlich macht.«
    [206] »Das verlangt auch keiner«, sagte Brimmer liebenswürdig. »Wir möchten Sie als gutgehenden Konzern übernehmen.«
    Stahr nickte grimmig. »Ich würde Sie gern mal mit meinen Partnern zusammensperren. Die haben hundert gute Gründe dafür, euch von Fitts aus dem Tempel treiben zu lassen.«
    »Wir wissen Ihre Protektion zu schätzen«, gab Brimmer nicht ohne Ironie zurück. »Ehrlich gesagt sind Sie in unseren Augen tatsächlich ein schwieriger Fall, Mr. Stahr – eben weil Sie ein paternalistischer Arbeitgeber sind.«
    Stahr hörte nur halb zu.
    »Ich habe mir nie eingebildet, mehr Hirn zu haben als ein Drehbuchschreiber. Aber ich war immer der Meinung, dass sein Hirn mir gehört, weil ich weiß, wie man es einsetzen kann. Wie die Römer. Die haben angeblich keine eigenen Erfindungen gemacht, aber sie wussten, wie man sie nutzt – verstehen Sie, was ich meine? Ich behaupte nicht, dass es richtig ist, aber so habe ich es von klein auf gesehen.«
    Brimmer horchte auf; zum ersten Mal seit einer Stunde war sein Interesse geweckt.
    »Sie kennen sich selbst sehr gut, Mr. Stahr«, sagte er.
    Ich glaube, er wollte weg. Die Neugier hatte ihn hergetrieben, er hatte wissen wollen, was für ein Mensch dieser Stahr war, und nun glaubte er ihn zu kennen. Weil ich immer noch dachte, es könnte nur besser werden, schlug ich ihm leichtsinnigerweise vor, mit uns nach Hause zu fahren, aber als Stahr an der Bar stehenblieb und noch einen Drink kippte, wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte.
    Es war ein harmlos-freundlicher, windstiller Abend mit [207] viel Samstagsverkehr. Stahrs Hand lag auf der Rückenlehne und berührte mein Haar. Plötzlich wünschte ich mich zehn Jahre zurück. Da wäre ich neun gewesen und Brimmer achtzehn, er hätte an einem College im mittleren Westen studiert, und Stahr hätte mit seinen fünfundzwanzig Jahren gerade eine ganze Welt geerbt und gestrahlt vor Freude und Zuversicht. Wir hätten beide bedingungslos zu Stahr aufgesehen. Stattdessen steckten wir tief in einem Erwachsenenkonflikt, für den es keine friedliche Lösung gab und den jetzt Müdigkeit und Alkohol noch komplizierter machten.
    Wir bogen in unsere Einfahrt ein, und ich fuhr wieder nach hinten zum Garten.
    »Ich muss jetzt los«, verkündete Brimmer. »Ich bin noch verabredet.«
    »Nein, bleiben Sie«, sagte Stahr. »Ich bin nicht losgeworden, was ich sagen wollte. Wir können Pingpong spielen und noch was trinken und dann übereinander herfallen.«
    Brimmer zögerte. Stahr schaltete das Flutlicht ein und griff nach seinem Pingpongschläger, und ich ging ins Haus, um Whiskey zu holen, ich hätte mich nie getraut, ihm den Gehorsam zu verweigern.
    Als ich zurückkam, war kein Spiel im Gange, sondern Stahr schlug eine ganze Schachtel neuer Bälle zu Brimmer hinüber, der sie ins Aus gehen ließ. Er nahm mir die Flasche ab, setzte sich in einen Sessel knapp außerhalb des Flutlichts und sah finster-majestätisch zu uns hin. Er war blass – so durchsichtig blass, dass man fast zusehen konnte, wie sich der Alkohol mit dem Gift seiner Erschöpfung mischte.
    »Am Samstagabend hat man sich die Entspannung verdient«, sagte er.
    [208] »Du entspannst dich aber nicht.«
    Er führte einen hoffnungslosen Kampf gegen seinen Hang zur Schizophrenie.
    »Ich werde Brimmer zusammenschlagen«, erklärte er gleich darauf. »Das nehme ich persönlich in die Hand.«
    »Können Sie sich nicht einen dafür kaufen?«, fragte Brimmer.
    Ich gab ihm einen Wink, er solle den Mund halten.
    »Meine Drecksarbeit besorge ich immer noch selber«, sagte Stahr. »Ich mache Sie fix und fertig und setze Sie in einen Zug.«
    Er stand auf und tat einen Schritt nach vorn, ich packte ihn mit beiden Armen und hängte mich an ihn.
    »Bitte hör auf! Du bist wirklich schlimm.«
    »Der Kerl hat dich unter seinen Einfluss gebracht«, sagte er düster. »Er verführt euch junge Leute. Ihr wisst nicht, was ihr tut.«
    »Bitte gehen Sie«, sagte ich zu Brimmer.
    Stahr trug einen Anzug aus glattem Stoff, und plötzlich entwand er sich meinem Griff und stürzte sich auf Brimmer. Der zog sich hinter den Tisch zurück. Er machte ein ganz komisches Gesicht, und hinterher fand ich, dass er so aussah, als hätte er sich gesagt: »Ist das alles? Dieser gebrechliche, kränkelnde Typ hält das alles zusammen?«
    Dann war Stahr dicht herangekommen und hob die Hände. Brimmer schien ihn

Weitere Kostenlose Bücher