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Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Titel: Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Garber
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mir darüber klar zu werden, was ich wollte und brauchte; statt meine Grenzen zu verstehen und zu respektieren. Ich schaute also Gabriel an, den Mann, in den ich mich verliebt hatte, und dachte, dass er noch immer gleich aussah, noch immer gleich klang, noch immer gleich roch. Aber er war schon lange nicht mehr der Gleiche.
    Irgendwann gelang es mir dann, zu gehen. Aber als ich ging, stand ich vor dem Nichts. Ich kam ohne Geld, ohne ein Zuhause, ohne Job und ohne das geringste Selbstvertrauen in London an, und ich glaube, zu allem Überfluss gab ich mir auch noch die Schuld an allem. Man sollte doch in der Lage sein, den Menschen, den man am meisten liebt, zu retten, oder? Will man uns das nicht ständig weismachen? Aber diese neue Version von Gabriel, Gabriel 2.0 , wollte nicht gerettet werden, und Gabriel 1.0 war verschwunden, die Liebe meines Lebens gab es nicht mehr.
    Selbst heute kann ich das alles noch immer nicht so recht begreifen. Ich kann die Gleichung noch immer nicht lösen. Ich habe ihn verlassen, bin nie mehr zurückgefahren, und den Großteil der Zeit fühlt es sich an, als würde ich in einem wirklich, wirklich üblen Albtraum feststecken, so, als hätte all das vielleicht gar nicht stattgefunden, so, als wäre er noch immer irgendwo da draußen, mein Gabriel, so, wie er früher gewesen war. Und wenn er noch immer irgendwo da draußen ist, so, wie er mal gewesen ist, dann ist er immer noch der Mann, mit dem ich zusammen sein will. Und das ist genau das, woran ich mich noch immer klammere, diese Hoffnung, diese Möglichkeit. Das ist der Grund, warum ich nach Frankreich zurückkehren muss, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, welcher der beiden Gabriels überlebt hat.
    Und ich muss das schlechte Gewissen abschütteln, das Schuldgefühl, dass ich ihn nicht beschützt habe, dass ich ihn nicht gerettet habe, dass ich ihm nicht beigestanden und ihm geholfen habe, dem Mann, den ich geliebt habe. Ich habe ihn einfach verlassen. Noch immer wache ich manchmal nachts aus Albträumen auf. Dann habe ich geträumt, dass er irgendwo schmerzverzerrt liegt, dass er mit seinem Auto einen schweren Unfall gebaut hat, weil er zu betrunken war, oder dass er sich irgendwie verletzt hat, weil er nicht mehr in der Lage war, auf sich selbst aufzupassen.
    Erst wenn ich also zugegeben habe, dass mir all das passiert ist, dass es nicht okay war, sondern beängstigend und herzzerreißend; erst wenn ich mir selbst verzeihe, weil es nicht mein Fehler war und es auch nicht mein Job war, ihn zu retten; erst wenn ich mir selbst genügend traue, um sicher sein zu können, dass ich es nicht noch einmal zulassen würde; erst wenn ich hinübergefahren und mich mit Gabriel getroffen habe, um zu sehen, welcher Gabriel überlebt hat, erst dann kann ich sicher sein, dass ich in der Lage bin, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.
    Denn im Moment ist Gabriel noch immer derjenige, über den ich mich und alles, was ich tue, definiere. Jeden Tag geht es nur darum, über ihn hinwegzukommen, mein Leben wieder zusammenzufügen, all das zu verstehen und dabei zu versuchen, alle anderen nebenbei auch noch zu retten. Also hat Jenny recht. Es ist an der Zeit, dieses Kapitel meines Lebens endlich abzuschließen. Es ist an der Zeit, weiterzuziehen. Ich muss zurückgehen, um vorwärtszukommen. Einen anderen Weg, um über ihn hinwegzukommen, sehe ich nicht.

Rückwärtsgehen, um vorwärtszukommen
    Französische Alpen
    Die Ankunft in den Bergen war so, als hätte man mich in den Kulissen meines eigenen Lebens ausgesetzt. Der Flug nach Frankreich war derselbe. Die Fahrt in die Berge war dieselbe. Unser Chalet sah von außen noch genauso aus; die Läden, die Gebäude, die Berge und Flüsse, alles war gleich geblieben. Es roch sogar noch genauso: frisch, klar, unverschmutzt, mit einem Hauch von Kaminfeuer in der Luft. Alles war genau so, wie ich es verlassen hatte.
    Als ich ankam, war es schon spät. Ich verbrachte die Nacht in einem örtlichen Hotel. Am Morgen spazierte ich durchs Dorf zu meinem Lieblingscafé. Die Berge, die das Dorf umgaben, waren schneebedeckt, doch der Himmel war blau, die Sonne schien und hatte schon genügend Kraft, um zu bräunen, dadurch war es warm genug, um ohne Mantel durchs Dorf schlendern zu können. Es war meine Lieblingsjahreszeit: weißer Schnee, gelbe Sonne. Als ich durch das Bilderbuch meines vorherigen Lebens wanderte, einem riesigen Bilderbuch, suchte ich nach ihm, und ich wusste auch genau, wo ich ihn finden

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