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Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Titel: Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Garber
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würde.
    Gabriel und ich, wir lieben den Morgen. Der schönste Teil des Tages ist die Zeit vor acht Uhr, wenn noch kaum jemand wach ist und man das Gefühl hat, dass die Berge einem ganz allein gehören. Genau wie ich erwartet hatte, fand ich ihn Zeitung lesend an einem Tisch vor unserem Lieblingscafé. Als ich näher kam, mit einer Selbstverständlichkeit, die mir fast Angst einjagte, lächelte er, legte die Zeitung beiseite und stand auf, um mich zu begrüßen. Sanft hielt er meine Schultern umschlossen, als er sich vorbeugte, mich auf beide Wangen küsste und bei jedem Kuss gefährlich nahe an meinen Lippen verharrte. Wir schauten einander in die Augen, und ich musste gegen das Gefühlschaos in meinem Inneren ankämpfen. Das Einzige, was ich denken konnte, als ich in sein Gesicht schaute, war: Er ist am Leben. Er ist noch immer da. Er ist echt.
    „Ich wusste, dass du herkommen würdest, Kate“, sagte er mit dem weichen französischen Tonfall. Er war wie immer braun gebrannt, sah entspannt und gesund aus. Sein dichtes dunkles Haar wirkte noch ein wenig zerzaust vom Schlaf. Er trug ein T-Shirt, das ich ihm gekauft hatte, und benutzte noch dasselbe Aftershave. „Es ist lange her, non? Willst du Kaffee? Ich glaube, du willst Kaffee. Setz dich, setz dich.“ Er eilte davon, um mir etwas zu trinken zu holen. Ich nahm Platz. Die Situation kam mir so total … normal vor. Er kam mit einem Espresso für mich zurück und setzte sich neben mich, indem er seinen Stuhl näher an meinen heranschob.
    „Schau dich an“, sagte er lächelnd und musterte mich. Er holte tief Luft, während er mein Gesicht betrachtete, und schüttelte den Kopf. „Du siehst noch genauso aus, Kate, genauso.“ Er nahm meine Hände in seine, drückte sie sanft zwischen den Handflächen seiner warmen Hände, küsste sie, hielt sie an die Lippen und küsste sie erneut. „Und deine Haut riecht noch genauso. Du fühlst dich noch genauso an. Es ist so gut, dich wiederzusehen, Kate. Ich habe dich vermisst.“
    Er hielt meine Hände weiterhin sanft umschlungen in seinem Schoß, drückte sie zärtlich und sah mich an, mit denselben braunen Augen, mit demselben Gesicht, alles dasselbe. Er war mir so nahe, dass ich ihn berühren konnte, doch gleichzeitig wirkte er völlig unberührbar. Einen Augenblick lang versuchte ich, alles von ihm in mir aufzunehmen, sein Bild von ihm in mir zu verankern, seine Stimme, seinen Duft, seine Berührung.
    „Ich glaube, ich weiß, warum du hier bist, Kate. Ich habe dich neulich Nacht angerufen, und das tut mir leid. Es war nicht fair von mir.“ Er trank einen Schluck Kaffee, ehe er wieder meine Hände umschloss. „Sie kommt nach Hause und sagt mir, dass sie schwanger ist. Darauf war ich nicht gefasst. Es war ein Schock.“ Ich vermutete, dass sie die neue Freundin war. „Weißt du, ich hab mich mit ihr eingelassen, weil ich etwas wollte, das ein bisschen einfacher war, weißt du, nichts Kompliziertes, nach der Sache zwischen dir und mir, und sie hat mich verfolgt, weißt du. Sie war immer so nett zu mir, und ich, ich war so traurig, oh Himmel, dukannst dir ja gar nicht vorstellen, wie traurig ich deinetwegen war. Also war es so einfach, weißt du? Aber jetzt ist sie schwanger, und das ist nicht so einfach.“
    Er sprach auf solch merkwürdig distanzierte Weise, so, als würde er eine bevorzugte Busroute beschreiben. „Ich nehm nicht mehr den 47er, wegen der Verkehrsprobleme, der 6er passt mir besser, weil er durch die Stadt fährt.“ Ich kam mir völlig entmachtet vor angesichts seiner Fähigkeit, nicht nur unsere Beziehung in solch einfachen, emotionslosen Begriffen zu schildern, eine Beziehung, die die wichtigste meines gesamten Erwachsenenlebens war, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass er seine neue Beziehung sofort in die Unterredung einfließen ließ. Dabei konnte er doch gar nicht sicher sein, dass ich nicht hier in aller Öffentlichkeit in Tränen ausbrechen würde, wenn er seine neue Freundin erwähnte. Jeder andere Mann wäre um das Thema herumgetanzt wie Michael Flatley, bevor er im entscheidenden Moment den Abgang gemacht hätte, nämlich genau dann, wenn du endlich den Mut aufgebracht hast, zu fragen, ob er mit jemand anderem zusammen ist, und dich auf den entsetzlichen Schmerz gefasst machst. Aber Gabriel spuckte alles freiwillig aus, so als säßen wir in einer dieser Realityshows. Und es schien ihm nicht im Geringsten etwas ausgemacht zu haben, dass ich weggegangen und jetzt wiedergekehrt war. Es

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