Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
Auster ohne Perle‘. Es ist nur so, dass sie einen immer so überrumpelt. Ständig vermischt sie irgendwelche Dinge miteinander, sodass man ganz konfus ist, wenn sie einem erst ihre Flausen in den Kopf gesetzt hat. Sie wollte das Telefonat nicht beenden, ehe ich ihr nicht wenigstens einen unerfüllten Traum oder ein heimliches Interesse gestanden hatte.“ Gutmütig schüttelte Mary den Kopf. „Erinnerst du dich noch daran, wie sie vor deinem zehnten Geburtstag auf einmal ganz besessen von dem Film ‚Sophies Entscheidung‘ 5 war? Natürlich endete es damit, dass sie von mir verlangte, dass ich mich entscheiden sollte, welche meiner beiden Töchter ich vor einem imaginären Tod retten würde. Einfach entsetzlich“, sie bekreuzigte sich und faltete die Hände wie zum Gebet, bevor sie gen Himmel blickte. „Dabei wollte ich lediglich deinen verflixten Geburtstagskuchen zu Ende backen und rechtzeitig zur ‚Coronation Street‘ wieder zu Hause sein. Sich zwischen seinen eigenen Kindern entscheiden, du gütiger Himmel.“ Sie bekreuzigte sich noch einmal, bevor sie mir eine Erdbeercremepraline aus ihrer Quality-Street-Dose anbot.
„Grandma hat mir gesagt, dass es da etwas gibt, das du vielleicht gern lernen würdest.“
„Es ist albern, dass ich überhaupt daran denke. Na ja, eigentlich denke ich auch gar nicht darüber nach. Es ist wirklich nichts. Okay, jetzt klingt es natürlich auf einmal nach etwas! VerdammteJosephine! Noch einmal zum Mitschreiben, ich bin ganz zufrieden damit, mir hin und wieder die Autosendung ‚Top Gear‘ anzuschauen und dann zuzusehen, wie Len an seinen Autos herumbastelt. Ich brauche nichts weiter. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, etwas Neues zu lernen oder etwas, das ich in meinem Leben noch nie getan habe, dann denke ich, wäre ich ganz glücklich damit, mehr über Autos zu erfahren.“ Sie bot mir noch eine Quality-Street-Praline an. Die nehmen im Bauch auch absolut keinen Platz ein, genauso wenig wie Popcorn, Käse und die meisten Arten von Schokolade.
„Und, was weißt du bisher schon?“
„Na ja, ich habe das Gefühl, als hätte ich durchs Zuschauen schon eine ganze Menge aufgeschnappt. Len hat mehr Autos auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt, als er warme Mahlzeiten verzehrt hat. Er arbeitet nicht sonderlich fix. Er ist nicht der Schnellste, unser Len, und er ist in der Hinsicht auch nicht gerade der Hellste. Während der letzten fünfundzwanzig Jahre hat Len alles, was man bei einem Auto falsch machen kann, falsch gemacht. Vielleicht möchte ich es deshalb selbst machen, weil er es immer so vermasselt? Bei Männern ist es oft wirklich einfacher, wenn man es selbst macht. Na ja, vor ungefähr achtzehn Monaten gab’s da so ein kleines Teil aus einem der Autos, an denen Len gearbeitet hat. Er wollte es wegwerfen. Und als er dann zur Arbeit weg war, habe ich es aus dem Müll geholt, es auseinandergenommen, sauber gemacht und wieder zusammengesetzt. Ich habe es ihm wiedergegeben und ihm erzählt, ich hätte es von Jim, dem Schrotthändler. Ehrlich, Kate, ich lüge sonst nie, aber ich wollte so gern wissen, ob es funktioniert. Und es hat funktioniert! Len hat es ins Auto eingebaut, und es lief!“ Mary presste die molligen Hände in ihrem Schoß zusammen, als wollte sie sich selbst voller Lob die Hand schütteln.
„Und was hattest du dabei für ein Gefühl, Mary?“
„Ich kam mir vor, als hätte ich den höchsten Gipfel der Welt bestiegen. Geht mir noch immer so. Es funktionierte, weil ich es repariert hatte. Kannst du dir das vorstellen? Du siehst, dass etwaskaputt ist, und baust es wieder zusammen, du reparierst es mit deinen eigenen Händen.“
Aus irgendeinem Grund kam mir auf einmal mein eigenes Herz in den Sinn, knallrot, wie es zerbrochen auf dem Boden lag. Ich sah, wie Hände anfingen, all die Teile aufzulesen, um sie wieder in eine Herzform zu bringen, so, wie man ein Lego-Spielzeug zusammensetzt. Doch nicht alle Teile wollten halten. Sie brachen immer wieder heraus und fielen zurück auf den Boden. Ich stopfte mir noch eine Quality-Street-Praline in den Mund, um die Leere zu füllen. Wenn es so weiterging, würde bald ein Artikel über mich im „Time Magazine“ erscheinen, allerdings würde er nicht von meiner Traumräuber-Mission handeln.
„Mary, wie hast du dich gefühlt, während du an dem Teil gearbeitet hast?“
„Wie ich mich gefühlt habe? Na, das ist eine interessante Frage. Die hätte von Josephine kommen können! Wie ich mich
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