Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Titel: Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Garber
Vom Netzwerk:
die Haustür ihres Reihenhauses etwas außerhalb des Südrings öffnete. „Du meine Güte, was siehst du bezaubernd aus! Einfach bezaubernd“, meinte sie und zog mich herein. „Weißt du, ich habe erst kürzlich erfahren, dass du aus Frankreich zurück bist. Es tut mir so leid, Liebes, dass die Sache mit Gabriel in die Brüche gegangen ist.“ Sie hängte meinen Mantel über das Treppengeländer und drehte sich zu mir herum. „Ich erinnere mich noch an euch beide, als ihr zum Geburtstag deiner Großmutter gekommen seid“, fuhr sie fort und schaute mir tief in die Augen. „Ihr kamt mir vor wie zwei Turteltauben. Ich war fest davon überzeugt, dass ihr, wenn ich euch das nächste Mal sehen würde, mit einer Horde niedlicher Kinder auftauchen würdet. Also? Wie fühlst du dich jetzt?“
    Eine Tatsache über erwachsene Frauen
    Erwachsene Frauen, das heißt, Frauen, die im selben Alter und zumindest ungefähr so alt sind wie meine Mutter, besitzen die unheimliche Gabe, mich mit einem schlichten, harmlosen „Wie geht es dir?“ in Tränen ausbrechen zu lassen. Der Satz „Bist du okay?“ hat übrigens den gleichen Effekt. Mütter wissen das. Sie haben einen eingebauten Resonanzspektroskopiescanner, der das emotionale Befinden innerhalb von Sekunden, nachdem man den Raum betreten hat, erkennen kann. Denn obwohl ich eigentlich dachte, mir gehe es gut, und obwohl ich wie eine richtige Journalistin, bewaffnet mit Notizblock und nagelneuem Stift, aufgekreuzt war, verspürte ich sofort einen Kloß im Hals, mir blieb die Stimme weg, und völlig unerwartet begannen die Tränen zu kullern.
    Mary hatte nicht nur Gabriel erwähnt, sondern auch noch unsere bisher ungeborenen, fiktiven, zukünftigen französischen Kinder, die jetzt niemals mehr auf die Welt kommen würden. Ungeborene, fiktive, zukünftige französische Kinder, die nie das Lichtder Welt erblicken werden, bedeuten immer Tränen. Mary wirkte auf einmal peinlich berührt.
    „Oje. Oje, oje. Weißt du, bei unserer Laura war es genau dasselbe. Sie hatte diese bezaubernde Freundin namens Carly, die wir alle ganz reizend fanden. Carly hat sich mit Aromatherapie beschäftigt. Hast du davon schon mal gehört? Na ja, wir waren alle überzeugt davon, dass irgendwann die Hochzeitsglocken läuten würden oder dass es zumindest eine Art von Zeremonie geben würde. Ich hatte mir sogar schon einen Hut gekauft. Aber natürlich hat Laura es vermasselt, so, wie nur Laura es vermasseln kann, indem sie mit einer Fitnesstrainerin namens Tessa abgehauen ist, die, entschuldige bitte, schrecklich maskulin und schrecklich unhöflich ist. Also ehrlich, warum wirst du zu einer verdammten Lesbe, wenn du dich dann mit einer Frau zusammentust, die einem verdammten Kerl gleicht wie ein Ei dem anderen?“
    Jetzt war es Mary, die ein Taschentuch und eine Umarmung brauchte. Doch nach einer Weile gelang es uns, die Unterhaltung zurück zu dem Thema des Automechanikers zu lenken, der in Mary schlummerte und nur darauf wartete, herausgelassen zu werden. Wir saßen in Marys Wohnzimmer. Sie machte uns eine Kanne Tee, den wir aus zwei Bechern tranken, die zur Hochzeit von Prinz Charles und Prinzessin Diana herausgekommen waren. Auf meinem Becher war das ausgeblichene Gesicht von Prinz Charles zu erkennen. Mary hatte den Becher mit Lady Dis Konterfei. Sie nahm ihren dampfenden Teebecher und hielt ihn wie üblich gegen das Brustbein. Ich überlegte, ob sich wohl ein kleiner mechanischer Strohhalm aus ihrer Brust heraus aufklappen und sich direkt in den Becher bohren würde.
    „Na ja, ich musste schon ein wenig lachen, als deine Großmutter Josephine mich neulich Morgen angerufen hat und von mir wissen wollte, welches meine geheimsten Wünsche seien. Ich kam mir vor, als würde jemand vom Fernsehen anrufen.“ Dieses Gefühl konnte Grandma einem wirklich vermitteln. Sie stellte nie harmlose Fragen, und schon mehr als einmal hatte ich gedacht, dass sie die Gespräche mit mir vielleicht aufzeichnete, um sie für irgendeineRecherche zu verwenden.
    „Deine Großmutter hatte schon immer die merkwürdigsten Ideen, aber diese hier fand ich besonders amüsant.“ Mit dem Daumen der rechten Hand streichelte Mary gedankenverloren den Teebecher. „Es ist ja nicht so, dass ich unglücklich bin, Kate. Ich bin sehr zufrieden. Und ich möchte nicht, dass Len etwas anderes glaubt, der arme alte Kerl! Ich fühle mich nicht leer und bin auch nicht verbittert oder, wie Josephine es genannt hat, ‚unerfüllt wie eine

Weitere Kostenlose Bücher