Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
nicht verstehen, Kate. Chad, ich kann sie nicht verstehen, Chad.“
„Rede lauter, zur Pussy noch mal.“
Ich räusperte mich und begann noch einmal. „Findest du es nicht wichtig, dass die Frauen sich an all die Dinge erinnern, die sie aufgehört haben zu tun, als sie sich verliebt haben? Und dass sie losgehen und sich zurückholen, was die Liebe ihnen gestohlen hat? Dass sie die Gelegenheit beim Schopfe packen, ihren Träumen folgen und ihren Ambitionen nachgehen? Dass sie ein wenig mehr Vertrauen in sich haben und sich nicht länger mit Kompromissen zufriedengeben oder ihre Träume auf die lange Bank schieben, bis die Liebe auftaucht oder weil die Liebe auftaucht? Wir sollten die Frauen sein, die wir sein wollen, ob wir nun verliebt sind … oder ob wir nicht verliebt sind … oder …“
„Kate, ich befürworte und unterstütze die Emanzipation von Frauen. Das tue ich. Ich glaube, dass ‚True Love‘ an der Spitze dieser Bewegung stehen sollte, weil ich möchte, dass jede Frau ihr ganzes Potenzial ausschöpft, Kate. Das ist mein Lebensziel, Kate. Es ist nichts, was du erfunden hast, als du dreißig wurdest. Aber wogegen ich etwas habe, Kate, das bist du. Es ist ganz offensichtlich, dass du diese Sache hier machst, weil es in deinem Leben keine Liebe gibt. Du bist wie ein Insektenspray gegen die Liebe, ein Kraftfeld, ein magnetischer Destabilisator in Bezug auf Beziehungen und Emotionen. Du befindest dich auf einer lächerlichen Mission, um auch den Rest von uns unglücklich zu machen. Aber was dir nicht klar ist, Kate, weil du von deiner eigenen Einsamkeit so vereinnahmt worden bist, ist, dass einige von uns glücklich sind, Kate. Einige von uns sind verliebt. Einige von uns sind nicht abgelehnt worden. Einige von uns haben ganz normale Beziehungen, Beziehungen, die dich positiv beeinflussen, dich stark machen und dein Leben verändern können.“
Wie aufs Stichwort kam Jennys Barbie-Ken-Ehemann durch die Doppeltüren in den Empfang spaziert. Er hatte einen großen Strauß Rosen in der Hand und sah aus, als wäre er gerade auf einem fliegenden Teppich aus Narnia eingeflogen oder den Seitender „Twilight“-Romane entsprungen, allerdings ohne die Vampirzähne und die übertrieben rosa Lippen. Genau besehen waren die beiden auf zeitlose, mühelose, alterslose Art und Weise gut aussehend … Er winkte ihr durch die Glaswand zu.
„Ich kann für mich und meinen Mann sprechen“, sie strahlte ihn an und winkte zurück, „wenn ich sage, dass ich absolut nichts für die Liebe aufgegeben habe. Mein Leben ist vollkommen. Ich bin glücklich. Du versuchst, die Liebe zu untergraben, damit du dich besser fühlst. Das ist total billig und jämmerlich. Es stinkt geradezu nach Verzweiflung, und manchmal glaube ich, du solltest lieber bei einer Realityshow im Fernsehen arbeiten oder in irgendeiner dieser Nachmittagssendungen, wo die Leute sich gegenseitig anschreien oder mit Gegenständen bewerfen. Ich kann dir gern eine Referenz schreiben, wenn du möchtest.“ Wie eine Statue stand sie da, funkelte mich böse an, die Augenbrauen erhoben, und wartete auf meine Reaktion.
Chad blickte nervös in die andere Richtung, knabberte an einem roten Apfel und schaute immer wieder auf die Uhr. Sämtliche Redakteure im Raum mieden meinen Blick. Ich kam mir vor wie die leprakranke Frau aus „Ben Hur“. Alle wünschten sich nichts sehnlicher, als dass ich verdammt noch mal verschwinden möge, zurück in meine Leprahöhle, um mir, verborgen vom Rest der Welt, die Haut und die Gliedmaßen abzupellen.
Federico sah mich an und formte lautlos die Worte: Mutiere bloß nicht wieder zum menschlichen Springbrunnen.
„Weißt du, was, Jenny …“, sagte ich und sah zur Rezeption, wo Jennys toller Ehemann saß und geduldig darauf wartete, mit seiner Frau essen gehen zu können. „Ich glaube, du hast vermutlich recht.“
Alle Anwesenden im Zimmer schnappten kollektiv nach Luft. Chad drehte sich abrupt mit seinem Stuhl zu mir herum und schnipste gleichzeitig aufgeregt seiner Assistentin Loosie zu.
„Ich glaube, dies ist ein Versuch, meinem Schmerz Linderung zu verschaffen. Vielleicht suche ich nach einem Sinn, wo es keinen gibt. Denn ich habe meine große Liebe getroffen, doch es hat nichtfunktioniert. Ich konnte keine Lösung finden, um die Beziehung am Leben zu erhalten. Ich bin gescheitert. Und am Ende stand ich vor dem Nichts. Ich war völlig entblößt. Ich hatte alles verloren. Also, ja, ich bin tatsächlich so etwas wie ein
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