Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
zu verzichten, die Existenz von Gabriels neuer Freundin zu erwähnen, die offenbar eine ganze wo-man , also Frau, ist.
„Und jetzt verlierst du auch noch deinen Job!“, rief Grandma an Federico gewandt aus. „Das erste bisschen Stabilität, an das sie sich seit dieser verheerenden Beziehung mit diesem Gabriel klammern konnte. Und jetzt entwurzelt sie sich schon wieder, entzieht sich den Boden unter den Füßen, bringt ihr ganzes Inneres ins Ungleichgewicht, etwas, das sie sich wohl in Frankreich angewöhnt hat.“
Ich sag doch – aufrührerisch …
„Na ja, ich habe ihr noch gesagt, sie soll klein anfangen“, begann Federico, sich einzuschleimen. „Stimmt’s, Kat-kins? Jawohl, das habe ich. Ich sagte: ‚Bring Chad dazu, zu glauben, dass es seine Idee war‘, aber sie hat es natürlich trotzdem gemacht, jawohl, das hat sie, so wie ein ungestümer junger Ochse, bei dem zum ersten Mal die Hormone in Wallung geraten.“ Er setzte sich auf eines der großen, weich gepolsterten Sofas, während der vietnamesische Poolboy (dessen Rolle in Grandmas Haushalt ein wenig ungeklärt war) ihm einen Margarita servierte. Grandma und Beatrice waren schon bei ihrer dritten und trugen noch immer ihreschwarzen Lycra-Parkour 3 -Outfits. Darin sahen sie aus wie Bond-Girls für die über Achtzigjährigen. Und, nur um das mal festzuhalten, Federico hatte nichts dergleichen getan. Er hatte zu mir gesagt: „Du musst gleich in die Vollen gehen, Kat-kins!“, hatte mich abgeklatscht, mich mit einem Appletini abgefüllt und dann meine sorgfältig formulierte Ghostwriter-Geschichte durch eine zweiseitige Anzeige ersetzt, in der die Leserinnen von „True Love“ aufgefordert wurden, uns zu erzählen, welche Träume ihnen die Liebe gestohlen hatte. Aber wie immer glaubte Grandma Federico und verwöhnte ihn jetzt mit köstlich aussehenden Sushi-Wraps. Mir dagegen hatte man nichts angeboten.
„Was ich wissen möchte“, fuhr Grandma fort, „ist, warum Chad überhaupt annimmt, dass Kate dafür verantwortlich ist.“ Sehen Sie? Sie redete so, als wäre es bereits Fakt, dass ich die Schuldige war. „Kannst du Chad nicht einfach erzählen, dass jemand anderes dafür verantwortlich ist, Federico? Auf dich wird er doch hören, oder?“
„Ich verstehe, was du meinst, Josephine, jawohl, das tue ich, jawohl. Aber Chad weiß, dass es Kat-kins war, denn sie hat ihm diese Idee schon vor ein paar Monaten präsentiert, jawohl, das hat sie. Und da wir gerade dabei sind, die Wahrheit auszuplaudern – und ich glaube, das tun wir –, dann muss ich wohl zugeben, dass Chad nicht immer auf mich hört, wenn wir uns bei der Arbeit befinden, nein, das tut er leider nicht. Manchmal hört dieser gut aussehende Berg von einem Mann überhaupt nicht auf mich.“ Federico wurde still und begann, die Sesamsamen von seiner Sushirolle zu picken. „Aber das ist ein ganz anderes, mich persönlich betreffendes Drama“, murmelte er. „Und ich weiß, dass es heutenicht um mich geht, heute geht es um Kat-kins. Halten wir einfach nur mal fest, wenn wir gerade beim Thema sind, und mir scheint, dass wir das sind, dass ich definitiv klarere Grenzen setzen muss, sei es auf emotionaler, beruflicher oder … körperlicher Ebene.“ Das letzte Wort flüsterte er nur noch. „Ich weiß das. Mein Therapeut weiß das. Und Chad weiß das ebenso.“ Er hielt einen Moment lang inne, um an seinem Margarita zu nippen. Ich saß immer noch auf dem Trockenen. „Denn, meine Damen, ich sag euch was, und zwar ganz umsonst, jawohl, das tue ich, wenn jemand dich bei der Arbeit für selbstverständlich nimmt, dann ist es unwahrscheinlich, dass er dich oder deine Grenzen außerhalb der Firma respektiert, jawohl, genauso ist es, aber darüber kann ich gerade nicht reden, ich kann es wirklich nicht.“ Doch er konnte es. Und wollte es dringend.
„Also hat Kate Chad bereits gefragt“, merkte Beatrice rügend an. „Und er hat Nein gesagt“, bestätigte sie. „Also weiß er genau, dass sie es gewesen ist.“ Das war ein eindeutiger Tadel.
„Wenn es euch hilft, ich habe meine Präsentation extra mitgebracht“, warf ich schnell ein und wühlte in meiner Tasche. „Ich dachte, die wär vielleicht ganz hilfreich, wenn wir überlegen, wie wir meinen Job retten können.“ Vorsichtig, so, als wäre es eine Schatzkarte, rollte ich das große Papier auf und legte es auf den Couchtisch, damit alle es sehen konnten. Dann trat ich einen Schritt zurück, um es mir noch einmal genau anzuschauen.
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